Zukunftsvorsorge erweist sich als Ladenhüter

APA/BARBARA GINDL
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Die Zukunftsvorsorge war 2015 das dritte Jahr in Folge rückläufig.

Die Zukunftsvorsorge ist kein Erfolgsprodukt: Gesunken sind im Vorjahr laut Finanzmarktaufsicht (FMA) sowohl der Vertragsbestand als auch die Prämien bzw. Nettoeinzahlungen. Die Kapitalanlagegesellschaften ziehen sich zurück. Langfristige Versicherungsverträge boomen. Die Renditen sind extrem unterschiedlich und waren nach Kosten bei mehr als der Hälfte der Anbieter negativ.

Der Vertragsbestand bei der prämiengeförderten Altersvorsorge sank 2015 um 5,4 Prozent auf 1,505.623 Verträge zum Jahresultimo, teilte die FMA am Dienstag mit. Dabei gab es bei den Versicherungen ein Minus von 4,5 Prozent auf 1,451.306 Verträge, 90 Prozent der 20 Anbieter hätten rückläufige Verträge gemeldet, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie.

Die Kapitalanlagegesellschaften (KAG) machen seit 2010 kein Neugeschäft mehr und lassen die bestehenden Verträge bei einer Laufzeit von ausschließlich 10 Jahren nun großteils auslaufen. Die Vertragszahl sank 2015 um 23,3 Prozent.

Die abgegrenzten Prämien bzw. Nettoeinzahlungen gaben im Jahresvergleich insgesamt um 5,0 Prozent auf 975 Millionen Euro nach. Bei den Versicherungen sank dabei das Prämienvolumen um 4,4 Prozent auf 940 Millionen Euro, bei den KAG um 20 Prozent auf 35,9 Millionen Euro.

Die durchschnittlichen jährlichen Einzahlungen pro Vertrag hätten sich in den vergangenen drei Jahren bei "plus/minus 640 Euro" stabilisiert.

Die Marktkonsolidierung werde sich sehr wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, erwartet die Aufsicht. Die Zukunftsvorsorge werde aber immer stärker tatsächlich zum langfristigen Aufbau einer Altersversicherung verwendet und weniger als staatlich geförderte Spar- und Anlageform. Verträge mit Laufzeiten bis 15 Jahre gingen massiv zurück, Verträge mit Laufzeiten von 25 Jahren und mehr machten bereits 70 Prozent aus und knapp mehr als ein Viertel der Verträge liefen sogar länger als 45 Jahre.

Die Veranlagungsperformance auf das Gesamtkapital - kumulierte Kundenprämien plus staatliche Prämien - sei vor Kosten 2015 mit plus 5,9 Prozent klar positiv gewesen. Nach Kosten sei der Ertrag der einzelnen Produkte jedoch "sehr heterogen: Knapp mehr als die Hälfte schließen sogar negativ ab", so die FMA.

Dies zeige eine Vergleichsrechnung über den 10-jährigen Zeitraum zwischen 2006 und 2015 mit monatlichen Einzahlungen von 100 Euro und einem eingezahlten Gesamtbetrag inklusive staatlicher Prämie von 12.801 Euro. Von 33 in dieser gesamten Periode verfügbaren Produkten hätten weniger als die Hälfte positive Erträge erzielte - im Mittel plus 466 Euro. 18 Produkte hätten nach Kosten eine negative Entwicklung verzeichnet - im Mittel seien es minus 721 Euro gewesen. "Der Grund dafür liegt hauptsächlich in der sehr unterschiedlichen Kostenstruktur der einzelnen Produkte, insbesondere in der Darstellung der gesetzlich geforderten Garantie auf das eingezahlte Kapital", schreibt die FMA in ihrer heutigen Mitteilung.

Die Kapitalgarantie werde entweder durch Derivate (24,3 Prozent), externe Garantiegeber (31,2 Prozent), interne Modelle (24,9 Prozent) oder Mischformen davon (19,6 Prozent) dargestellt.

Rückläufig war der Anteil der "ausgestoppten" Verträge: Die Zahl der Verträge, bei denen die ertragswirksame Aktienquote unter 1 Prozent gedrückt werden musste, um zumindest das eingezahlte Kapital garantiert wieder auszahlen zu können, lag Ende 2015 bei 36.108 oder 2,4 Prozent aller aufrechten Verträge. 2014 waren dies noch 97.302 Verträge oder 6,1 Prozent. Das Problem dieser sogenannten "ausgestoppten Verträge" betreffe insbesondere die KAG, bei denen der Anteil 16,6 Prozent betrage, während es bei Versicherungsunternehmen nur knapp 2 Prozent seien.

Die Nettozuflüsse ließen das verwaltete Vermögen 2015 um 1,3 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro steigen. 2014 hatte die Steigerung noch 4,3 Prozent betragen. Bei den Versicherungen stiegen die Vermögenswerte 2015 um 3,6 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro, während es bei den KAG einen Rückgang um 32 Prozent auf 364 Millionen Euro gab.

Die Aktienquoten seien im Großen und Ganzen stabil mit einer leicht positiven Tendenz gewesen. Dabei sei der Anteil österreichischer Aktien um 0,01 Prozentpunkte auf 27,92 Prozent gesunken, während es bei den ausländischen Aktien ein Plus von knapp 0,8 Prozentpunkten auf 3,48 Prozent gegeben habe.

Die staatliche Förderung lag in den vergangenen vier Jahren auf dem niedrigstmöglichen Wert von 4,25 Prozent. Die höchstmögliche staatliche Prämie für 2016 betrug 113,77 Euro.

(APA)

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