„Unter Trump könnten Ölpipeline-Projekte quer durch die USA forciert werden“

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Auch wenn die Rohstoffpreise zunächst kräftig nachgaben, sieht Black-Rock-Fondsmanager Alastair Bishop Chancen in der US-Ölindustrie.

Die Presse: Herr Bishop, Trump ist Überraschungssieger bei der US-Wahl. Obwohl die Republikaner als Unterstützer der Ölwirtschaft gelten, hat der Ölpreis zunächst kräftig nachgegeben. Wie lässt sich das erklären?

Alastair Bishop: Die Finanzmärkte wurden am falschen Fuß erwischt. Riskantere Anlageklassen, wie Rohstoffe und Aktien, wurden in einer ersten Reaktion verkauft. Nun wartet der Markt wohl noch ein wenig ab.

Aber sollte ein republikanischer Präsident der US-Ölwirtschaft nicht insgesamt zugutekommen?

Trumps Wahlsieg wird voraussichtlich positiv für die US-Schieferölindustrie sein. Auch große Pipeline-Projekte quer durch die USA, wie die Keystone-Pipeline, könnten forciert werden, und Pipeline-Konzerne könnten ebenfalls davon profitieren. Weiters könnten steuerliche Begünstigungen für die US-Ölindustrie unter Trump ein Thema werden. Allerdings wird viel an notwendiger Gesetzgebung ja auf Bundesstaatsebene beschlossen.

Saudiarabien spielt ebenfalls eine große Rolle, Ende 2014 beschloss das Land, den Markt nicht mehr zu stützen. Der darauffolgende Preissturz traf die US-Schieferindustrie hart.

Allerdings war damals der Entschluss Saudiarabiens, keine Förderkürzung durchzuführen, nicht gegen die USA gerichtet. Vielmehr hatte Saudiarabien eine ähnliche Situation bereits in den 1980er-Jahren erlebt. Damals geriet der Ölpreis aufgrund der großen Nordseeproduktion unter Druck. Kürzungen blieben ohne Erfolg. Jetzt wollte das Land nicht wieder in die gleiche Situation geraten und entschied sich im November 2014 gegen eine Kürzung. Inzwischen strebt die Opec aber eine Produktionsquote bei der nächsten Sitzung im November an, um den Preis zu stützen.

Im BGF World Energy Fund sind Sie schon jetzt stark in US-Schieferunternehmen investiert, wie etwa EOG, Anadarko und Marathon Oil. Rechnen Sie mit weiter steigenden Preisen?

Wenn die Preise niedrig bleiben, wird die globale Ölindustrie neue Investitionen weiter hinauszögern. Das würde zu einem Rückgang beim Angebot, somit zu einem heftigen Preisausschlag spätestens im Jahr 2020 führen. Das Szenario wäre wenig im Interesse Saudiarabiens, da dann auch die globale Ölnachfrage kräftig einknicken würde. Außerdem setzen wir bei den US-Schieferproduzenten auf jene Unternehmen, die zu niedrigen Ölpreisen wirtschaftlich agieren, etwa im texanischen Permian-Becken. Hier liegen die Förderkosten bei rund 50 Dollar. Vorsichtig sind wir bei Ölserviceunternehmen. Denn das aktuelle Angebot ist zu groß. Damit der Markt wieder ins Gleichgewicht gerät, muss die Fördermenge gesenkt werden. Für Ölserviceunternehmen gäbe es dann noch weniger Aufträge.

Dennoch entfällt eine der größten Positionen auf das Ölserviceunternehmen Baker Hughes.

Hier stiegen wir nach dem geplatzten Übernahmeversuch durch Halliburton im Sommer 2016 ein. Die Aktie von Baker Hughes wurde zu sehr abgestraft. Zudem möchte der Mischkonzern GE möglicherweise seine Öl- und Gasaktivitäten mit dem Unternehmen zusammenlegen. Das wäre positiv.

Die Republikaner gelten nicht gerade als Unterstützer erneuerbarer Energien. Wird dem BGF New Energy Fund, den Sie ebenfalls verwalten, ein rauer Wind entgegenwehen?

Für gewisse Bereiche könnte es schwieriger werden, etwa bei Wind- oder Solarstromproduzenten in den USA. Das tangiert aber weniger das Thema Energieeffizienz. Dabei haben wir einen starken Fokus auf den Bausektor. Hier mischt etwa Kingspan mit, ein Hersteller von Dämmmaterialien, sowie Johnson Controls. Dieses Unternehmen spezialisiert sich unter anderem auf die effiziente Nutzung von Gebäuden. Zudem sinkt weltweit die Abhängigkeit von staatlichen Subventionen im Bereich der erneuerbaren Energien.

Allerdings landet rund 60 Prozent des weltweiten Ölangebots im Transportsektor. Hier müsste es zu einem Umdenken kommen, damit der Ölverbrauch gesenkt wird.

Schon jetzt werden herkömmliche Autos effizienter und Emissionen reduziert. Die Neuzulassungen bei den Hybrid- und Elektroautos nehmen allmählich zu. Deshalb wird die Ölnachfrage in den kommenden zwei Jahrzehnten ihren Höhepunkt erreichen und dann allmählich sinken.

Und Sie können den BGF Energy Fund dann getrost schließen?

Öl wird ja auch für die Erzeugung von petrochemischen Produkten eingesetzt. Zudem steigt die Nachfrage nach Erdgas ebenfalls an. Der Energieträger soll vor allem thermische Kohle in Kraftwerken ersetzen. Außerdem sinken jährlich die Vorkommen in bestehenden Ölfeldern, sie müssen laufend durch neue Vorkommen ersetzt werden.

ZUR PERSON

Alistair Bishop ist Fondsmanager des BGF Energy Fund und des BGF New Energy Fund beim US-Vermögensverwalter Black Rock. Davor war Bishop bis 2010 als Analyst tätig, zuerst acht Jahre lang bei Dresdner Kleinwort, danach bei der US-Investmentbank Piper Jaffray. Dabei deckte der Finanzmarktexperte die Bereiche der erneuerbaren Energien und sauberen Technologien ab. Seinen akademischen Werdegang schloss Bishop 2001 mit einem B.Sc. der Universität von Nottingham ab. [ Blackrock]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

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