Ex-Chefs der Deutschen Bank werden zur Kasse gebeten

Deutsche Bank headquarters are pictured in Frankfurt
Deutsche Bank headquarters are pictured in Frankfurt(c) REUTERS (Kai Pfaffenbach)
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Das schwer angeschlagene Institut will von sechs ihrer ehemaligen Vorstände Boni in Millionenhöhe einbehalten bzw. zurückfordern. Rechtlich ist das nicht unproblematisch.

Berlin. Wer ist schuld an der Misere der Deutschen Bank? Die früheren Vorstände – sagen zumindest deren Nachfolger. Und deshalb will die Deutsche Bank jetzt sechs ihrer früheren Chefs zur Kasse bitten, darunter Anshu Jain, Josef Ackermann und Jürgen Fitschen.

Konkret sollen laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ versprochene Bonuszahlungen in Millionenhöhe einbehalten werden. Bei Jain wären das 5,3 Millionen, bei Ackermann 3,5 Millionen. Außerdem wird geprüft, ob bereits ausbezahlte Gelder zurückgefordert werden können. Rechtlich ist vor allem Letzteres schwierig. Aber nur so, heißt es, seien wirklich hohe Summen zu holen.

Die höchste, nämlich einen zweistelligen Millionenbetrag, will die Bank von Jain. Er leitete früher das Investmentbanking und war zwischen 2012 und 2015 einer der beiden Chefs der Bank. Es werde gemutmaßt, dass Jain über die Jahre 300 Millionen Euro verdient habe, heißt es in dem Bericht. Genau wisse man das aber nicht, zumal seine Bezüge erst veröffentlicht werden mussten, als er dem Vorstand angehörte. Wie viel er davor, im Investmentbanking, verdient hat, ist unklar.

2014 jedenfalls belief sich Jains Gehalt und das seines Ko-Chefs Jürgen Fitschen auf rund 6,6 Millionen Euro. Ende Juni 2015 trat er dann zurück und bekam für das halbe Jahr 1,9 Millionen Euro.

Jain wollte sich zu dem Zeitungsbericht nicht äußern. Auch von Ackermann und Fitschen gab es zunächst keinen Kommentar. Wie auch von der Bank. Ein Sprecher verwies am Donnerstag gegenüber Reuters nur auf den Geschäftsbericht des Jahres 2015, in dem das Institut offenlegt, dass der Aufsichtsrat jene Boni-Tranchen, die im vergangenen Jahr eigentlich zur Auszahlung fällig geworden wären, auf Eis gelegt hat. Das betraf insgesamt elf Personen, frühere Vorstandsmitglieder inklusive.

Hintergrund der jüngsten Entwicklungen ist eine Änderung in der Regulierung. Die Institutsvergütungsverordnung, die am 1. Jänner in Kraft tritt, besagt, dass künftig nicht nur Boni einbehalten werden können, die noch nicht ausbezahlt wurden. Sondern auch Geld zurückgefordert werden darf. Damit setzt die Finanzaufsicht Bafin Empfehlungen der Europäischen Bankenaufsicht EBA um. Wobei der endgültige Text erst im Dezember vorgelegt werden soll.

Seit Jahren sind die Bonuszahlungen ein großes Thema in der Deutschen Bank. Aktionärsvertreter hielten dem Management immer wieder vor, dass die Bank seit Ausbruch der Finanzkrise nur vier Milliarden Euro Dividende gezahlt habe, ihre Angestellten aber 24 Milliarden Euro an Sonderzahlungen erhalten hätten. Offiziell wurden diese Zahlen nie bestätigt.

Enormer Stellenabbau

Die Deutsche Bank steckt mitten in der Sanierung und in Verhandlungen über eine Milliardenstrafe in den Vereinigten Staaten wegen Geschäften mit faulen Hypotheken. Zu spüren war das bis jetzt vor allem einige Ebenen unter dem Vorstand. Im Privat- und Firmenkundengeschäft sollen, allein in Deutschland, 4000 Stellen gestrichen werden. Weitere 5000 Jobs will die Bank im Ausland abbauen. Das ist Teil der Strategie 2020, die Vorstandschef John Cryan vor einem Jahr vorgestellt hat.

Auch die Aktionäre traf es hart. Der Aktienkurs des größten deutschen Geldinstituts sackte von einst 100 auf 15,07 Euro ab. (pri)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2016)

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