Weltälteste Bank im Überlebenskampf

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FILES-ITALY-BANKING-ECONOMY-TOURISMAPA/AFP/GIUSEPPE CACACE
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Obwohl die Aktionäre einer Kapitalerhöhung zugestimmt haben, fehlen der Krisenbank Monte dei Paschi noch verbindliche Zusagen von Investoren. Die Aktie sackte um sieben Prozent ab.

Mailand. Auch nach dem grünen Licht der Aktionäre für eine Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe halten sich Zweifel an der Rettung der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi. Die Aktien der ältesten Bank der Welt fielen an der Mailänder Börse am Freitag um über acht Prozent auf 21 Cent. Der neue Vorstandschef Marco Morelli hatte am Donnerstag auf der Hauptversammlung eingeräumt, er habe bei Gesprächen mit rund 250 Investoren keine festen Zusagen für eine Teilnahme an der fünf Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung bekommen. Für Unsicherheit sorgt das Verfassungsreferendum in Italien am nächsten Sonntag, an das Ministerpräsident Matteo Renzi seine Zukunft geknüpft hat.

Referendum als Risiko

Scheitert Renzi, sehen Investoren auch die Kapitalerhöhung bei der drittgrößten Bank des Landes in Gefahr. Die Emission soll am 7. oder 8. Dezember – also kurz nach der Abstimmung – starten und noch vor Weihnachten abgeschlossen sein. Doch die italienische Notenbank hat bereits vor Marktturbulenzen nach dem Referendum gewarnt.

Den maximalen Preis für die neuen Aktien setzte das Geldhaus nun auf 24,90 Euro fest. Vorher plant es einen Kapitalschnitt, bei dem je 100 Monte-dei-Paschi-Aktien zu einer zusammengelegt werden sollen. Im Zuge dessen ist ein Tausch von bis zu 5,3 Milliarden Euro Verbindlichkeiten in Eigenkapital vorgesehen, mit dem die Bank aus der Toskana ihren Kapitalbedarf senken will. Die Anleihegläubiger müssen sich also vor der Abstimmung entscheiden – ein großer Unsicherheitsfaktor, wie ein Analyst bei Luca Comi von ICBPI sagt.

Sensibles Thema

Der 1472 gegründeten ältesten Bank der Welt machte in den vergangenen Jahren ein Berg fauler Kredite zu schaffen. Deshalb braucht sie frisches Kapital, um die Verluste aus dem Verkauf fauler Kredite im Volumen von 28 Milliarden Euro auszugleichen. Wenn das nicht klappt, braucht sie Staatshilfe – doch dann müssten nach den neuen Vorschriften der EU zunächst die Anleger bluten. Ein sensibles Thema – denn 55 Prozent an Monte dei Paschi halten rund 150.000 Kleinanleger.

Die Aktionärsbasis ist stark zersplittert. Größter Eigner mit einem Anteil von vier Prozent ist das italienische Wirtschaftsministerium, das Monte dei Paschi in der Finanzkrise Geld geliehen hat.

Am Donnerstagabend jedenfalls hat die Bank nur mit Mühe mehr als die nötigen 20 Prozent der Aktionäre zusammengebracht, um die Kapitalerhöhung auf der Hauptversammlung in Siena durchzuwinken. 22,4 Prozent des Kapitals waren am Ende vertreten, 96,1 Prozent davon stimmten zu.

Verpuffte Gelder

Es ist die dritte Kapitalerhöhung der Bank in den vergangenen drei Jahren. Doch die bisher eingesammelten acht Milliarden Euro sind schon wieder weg. Allein in diesem Jahr ist der Aktienkurs um 80 Prozent eingebrochen. Längst finden Gespräche zwischen Italien und der EU-Kommission statt, um einen Plan zu entwickeln, Monte dei Paschi zu rekapitalisieren. Beim europäischen Bankenstresstest 2014 und in diesem Sommer hat Monte dei Paschi jeweils am schlechtesten abgeschnitten.

Gleichzeitig ist die Bank Insidern zufolge auf der Suche nach Ankerinvestoren, die einen großen Teil der Kapitalerhöhung zeichnen sollen. Zu ihnen gehört früheren Informationen zufolge der katarische Staatsfonds QIA. Die Bank wird laut Prognosen das Jahr 2016 mit einem Verlust von 4,8 Mrd. Euro abschließen. Für die ersten drei Quartale 2016 meldete sie 849 Mio. Euro Verlust. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2016)

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