Devisenmärkte: Wetten auf die Wechselwirkung

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Die jüngsten politischen Ereignisse wirbeln die globalen Devisenmärkte gehörig durcheinander. Das eröffnet Anlegern neue Investmentchancen – freilich nur, wenn sie bereit sind, ein hohes Risiko einzugehen.

Wien. Selten haben politische Ereignisse sich derart überschlagen wie in den vergangenen Monaten – und derart markante Spuren auf den internationalen Devisenmärkten hinterlassen. Das bietet risikobereiten Anlegern interessante Chancen, auf Währungsentwicklungen zu setzen.

Immerhin sorgte das Brexit-Votum für einen kräftigen Absturz des Britischen Pfund. Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen beflügelte hingegen den Dollar gegenüber dem Euro. Denn mit Donald Trump als Wahlsieger legen Marktexperten große Hoffnungen in die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft. In Europa bereiten die zahlreichen anstehenden Wahlen vielen Anlegern zudem große Sorgen.

Dass es sich um einen nachhaltigen Dollar-Anstieg handelt, bezweifeln freilich manche Experten. Thomas Flury von der UBS sieht den Dollar gegenüber dem Euro in rund einem Jahr ein gutes Stück tiefer (siehe Interview links). Dennoch, kurzfristig könnten sich die Dollar-Bullen noch austoben, zumindest, wenn es nach der Charttechnik geht. Bei der Berenberg Bank hat man bereits die Marke von 1,046 Dollar zum Euro vor Augen, somit auch das ehemalige Tief vom März 2014.

Stimmungswechsel beim Pfund

Allerdings konnte auch das Britische Pfund gegenüber dem Euro zuletzt wieder zulegen. Der Abverkauf nach dem Brexit-Votum war weit übertrieben, meinen zahlreiche Händler. Auch zeichnet sich eine wirtschaftliche Annäherung an die USA ab. Und jetzt plant Premierministerin Theresa May auch noch Steuersenkungen, um Unternehmen auf die Insel zu locken. Das sorgte für einen Stimmungswandel beim Wechselkurs des Pfund gegenüber dem Euro. Solange dieser anhalte, sollten Anleger weiterhin die Marke von 0,85 Pfund im Auge behalten, meinen die Broker bei dailyfx.com. Wird sie nachhaltig durchbrochen, könnte der Euro sogar auf 0,83 Pfund sinken.

Selbst beim Schweizer Franken könnte ein wenig Bewegung hineinkommen. Stützungskäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hatten lang dafür gesorgt, dass der Franken nicht noch weiter gegenüber dem Euro aufwertet. Zuletzt gab es aber Verwirrung um Aussagen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die laut Analysten auf ein Ende der Käufe hindeuten könnten. Allzu weit dürfte der Franken dennoch kaum ansteigen.

Riskante Währungswetten

Bei der DZ Privatbank prognostiziert man einen Euro-Franken-Kurs von 1,0876 in gut einem Jahr. Denn die Brexit-Entscheidung werfe dunkle Schatten auf die konjunkturelle Entwicklung der Schweiz, da England einer der größten Handelspartner der Schweiz sei.

Risikobereite Anleger können mit Zertifikaten auf die Wechselkurse setzen. Etwa mit sogenannten Turbozertifikaten: Solange die Entwicklung in die richtige Richtung läuft, verdient man daran gehebelt. Verlaufen die Kurse jedoch in die falsche Richtung und berühren dabei die Knock-out-Schwelle, droht ein Totalverlust. Je höher der gewählte Hebel ist, desto kürzer ist der Abstand zur Schwelle. Hier müssen Anleger selbst entscheiden, wie viel Risiko sie nehmen wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2016)

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