Raiffeisen: Neue Bank, neuer Boss

Der bisherige RBI-Risikovorstand Johann Strobl wird der neue Chef der aus RZB und RBI fusionierten Bank.
Der bisherige RBI-Risikovorstand Johann Strobl wird der neue Chef der aus RZB und RBI fusionierten Bank. APA/HANS KLAUS TECHT
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Heute kürt der Aufsichtsrat Johann Strobl zum künftigen Chef der fusionierten RZB und RBI. Der neue Mr. Raiffeisen fällt weniger durch große Worte denn durch solide Arbeit auf.

Bei Raiffeisen hüllt man sich zwar noch in Schweigen und will etwaige Entscheidungen nicht kommentieren. Laut „Presse“-Informationen wird jedoch bereits heute, Mittwoch, der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten und den neuen Chef der Fusion aus Raiffeisen Zentralbank (RZB) und Raiffeisen Bank International (RBI) küren. Die Wahl fällt dabei auf den bisherigen RBI-Risikovorstand Johann Strobl, der nach der Absage von Heinrich Schaller, dem Chef der RLB OÖ, bereits als Favorit auf den Posten gegolten hat.

Doch wer ist der neue Chef des wichtigsten Ertragsbringers im Raiffeisen-Reich? Spricht man mit ehemaligen Weggefährten, hört man vor allem Gutes. Überlegt sei er. Und fokussiert. Vor allem aber in der Sache außerordentlich versiert. Gerade Letzteres machte ihn sozusagen zum internen Wunschkandidaten bei der RBI-Belegschaft. Denn auch nach der Fusion mit der RZB wird der Hauptteil des Geschäfts in Osteuropa erfolgen. Und obwohl sich die Situation dort in den vergangen Monaten verbessert hat, gibt es zwischen Bukarest und Moskau immer noch eine Menge an Scherben aufzuräumen. Da ist Osteuropa-Erfahrung notwendig. Die bringt Strobl definitiv mit.

Start bei der Creditanstalt

Dabei ist der neue Chef der RBI (sie soll auch nach der Fusion mit der RZB weiter so heißen) gar kein ursprünglicher Giebelkreuzler. Strobl wechselte erst im Jahr 2007 zum grünen Riesen. Seine Karriere startete er bei der Creditanstalt und in weiterer Folge bei der Bank Austria. Dort saß er 2004 bereits im Vorstand. Private Gründe sorgten jedoch für den Wechsel zu Raiffeisen. Strobl war alleinerziehender Vater von drei – heute erwachsenen – Kindern. Häufige Vorstandssitzungen in Mailand wurden daher zum Problem.

„Für Raiffeisen war das ein Glücksgriff“, sagt dazu der ehemalige Bank-Austria-Chef und künftige Erste-Vorstand, Willibald Cernko. Strobl sei ein Fachmann und habe sowohl die guten Zeiten vor der Krise als auch die schlechten danach live miterlebt. Vor allem Letztere waren für einen Risikovorstand keine leichte Zeit. „Dennoch ist er auch 2008 immer cool geblieben“, erinnert sich ein anderer ehemaliger Weggefährte.

Fachlich scheint die Sache also klar zu sein. Aber wie sieht es mit den anderen Managementqualitäten aus? Strobl ist seit 2013 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der RBI. Der breiten Öffentlichkeit dürfte er bisher dennoch nur kaum bekannt sein. Er ist keiner, der die große Bühne sucht. Kann das bei einem Job ganz vorn in der ersten Reihe ein Problem sein?

„Ein Bankgeneral ist kein Entertainer. Er muss gegenüber Analysten und Investoren gut auftreten können. Und das kann er sehr gut. Die waren immer von seiner inhaltlichen Tiefe beeindruckt“, meint dazu Willi Hemetsberger, der mit Strobl einst gemeinsam im Vorstand der Bank Austria gesessen ist. Die Zeit, in der es für Banken wichtig war, Chefs vom Schlag eines Josef Ackermann (Ex-Deutsche-Bank-Chef) zu haben, seien vorbei, meinen auch andere. Heute sei es wichtiger, das Handwerk zu beherrschen.

„Geerdeter“ Charakter

Dennoch hat Strobl mit seinem Zug zum Tor zuletzt auch langjährige Begleiter überrascht. „Ich habe immer gedacht, er ist eher der defensive Mittelfeldspieler. Dass er nun in die zentrale Offensive geht, ist ein toller Zug“, sagt Cernko. Bei Raiffeisen fand sich Strobl trotz des Quereinstiegs schnell zurecht. Daran dürfte auch der gern als „geerdet“ beschriebene Charakter des Burgenländers großen Anteil gehabt haben. Im Burgenland, bei Mattersburg, hat er noch heute seinen Hauptwohnsitz – einen Bauernhof mit ein paar Pferden. Passend zu Raiffeisen also.

Im Unternehmen hat er sich in relativ kurzer Zeit eine breite Basis geschaffen, erzählt man. Strobl habe nämlich immer junge Talente gefördert und sie sich selbst entwickeln lassen. Daher haben seine Mitarbeiter auch eine hohe Loyalität ihm gegenüber. In schwierigen Zeiten ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Auch abseits der Bank soll sein Netzwerk in der Branche durchaus gut ausgebaut sein. Nur aus der Parteipolitik hielt er sich bislang raus. In der Branche hat er daher den Ruf, „Nullgruppler“ zu sein. Was kein Nachteil sein muss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)

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