Raiffeisen: Ein Umbau im Schatten der Fusion

APA/HERBERT NEUBAUER
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Parallel zur Fusion von RZB und RBI sollen auch zentral für die Landesbanken erledigte Aufgaben zu diesen wandern. In welcher Form? Darüber herrscht keine Einigkeit. Auch eine „neue kleinere RZB“ ist angedacht.

Schuld an allem sind ja die Regulatoren. Sie verpflichten die Banken nämlich dazu, laufend höhere Kapitalquoten zu erreichen, um für den Fall einer Krise besser gewappnet zu sein. Betroffen davon ist auch die Raiffeisen Zentralbank (RZB). Da jedoch nicht diese, sondern nur ihre Tochter RBI an der Börse notiert, dürfen Anteile der Kleinaktionäre bisher nicht in die Kapitalquote eingerechnet werden. Dieser Umstand soll nun durch eine Fusion von RBI und RZB behoben werden. Zu Ende des ersten Quartals 2017 sollen die beiden Firmen verschmolzen werden, der künftige Chef steht ebenfalls bereits fest (siehe Artikel oben).

Offen sind noch die konkreten Bedingungen der Fusion, also etwa die Bewertung der RZB. Diese Zahlen sollen bis spätestens 23. Dezember auf dem Tisch liegen. Neben diesen fusionstechnischen Fragen führt der Zusammenschluss aber auch zu einem notwendigen Umbau der bisherigen Raiffeisen-Struktur. Denn die RZB erledigt derzeit noch verschiedene zentrale Aufgaben für die Landesgesellschaften – beispielsweise im Bereich Compliance. Als börsenotiertes Unternehmen ist das künftig nicht mehr möglich. Denn welcher Investor kauft Aktien einer Firma, die für ihre Großaktionäre operative Tätigkeiten übernimmt?

Wer kriegt welche Funktion?

Diese Zentralfunktionen sollen daher auf die Ebene der Raiffeisen-Landesbanken wandern. Darüber ist man sich im Sektor einig. Unklar ist jedoch, in welcher Form das passieren soll. Eine Möglichkeit wäre, dass einzelne Landesbanken künftig die Verantwortung für thematische Bereiche erhalten und diese für alle Landesbanken erledigen. Wichtige Bereiche, beispielsweise Compliance oder Marketing (über die Zentrale Raiffeisen Werbung), bedeuten aber sehr viel Macht, weshalb das naturgemäß zu Streit zwischen den Landesbanken führt.

Vor allem zwischen der größten Landesorganisation, Niederösterreich-Wien, auf der einen Seite sowie der neuen Achse Oberösterreich-Steiermark auf der anderen soll es hier einen regelrechten Machtkampf geben.

Dieser war auch der Grund für den Chef der oberösterreichischen Landesbank, Heinrich Schaller, nicht den Job des Chefs der neuen aus RBI und RZB fusionierten Bank zu übernehmen. Diese wird sich ja vor allem um das osteuropäische Geschäft kümmern und wird von manchen Landesbanken daher sogar nur mehr als „Finanzbeteiligung“ gesehen, die zwar Erträge liefern soll, aber in Österreich keine operative Funktion mehr hat. Um den Konflikt zu lösen, werden derzeit daher sämtliche möglichen Lösungen angedacht. Darunter fällt auch die Idee, eine neue zentrale Koordinierungsstelle für die Landesbanken einzurichten, in der die zentralen Agenden gebündelt werden sollen. Die mit der RBI fusionierte RZB würde sozusagen im Kleinen neu gegründet werden.

Hameseder wird AR-Chef

Bei der fusionierten Bank steht neben der Bestellung des neuen Vorstandsvorsitzenden auch der neue Chef des Kontrollgremiums bereits fest: Den Posten wird Erwin Hameseder, bisher Aufsichtsratschef der RZB, übernehmen. Er hat sich gegen den RBI-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner durchgesetzt. Die Nachfolge von Johann Strobl als Risikovorstand wird wohl Johannes Schuster, bisher Risikovorstand bei der RZB, übernehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)

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