Opec kürzt Ölproduktion erstmals seit 2008

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Das Kartell treibt mit seiner Einigung den Ölpreis. Nun hängt alles von der Umsetzung ab.

Wien. Es war eine schwere Geburt. Und in den vergangenen Tagen bis gestern Vormittag hatte auch immer weniger darauf hingedeutet, dass ein Kind, geschweige denn jenes Wunschkind zur Welt kommt, das die Opec dem Markt im September angekündigt hatte.
Am Ende gelang es aber doch: Zum ersten Mal seit 2008 kürzt die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wieder die Fördermenge. Das Ölkartell will in den kommenden sechs Monaten um 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter pro Tag) weniger produzieren. Das neue Limit soll bei 32,5 Millionen Fass täglich liegen. „Wir haben heute einen großen Erfolg erzielt“, sagte der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh al-Sada.

Damit wird der Algerien-Vorschlag umgesetzt. Im September hat sich die Opec bei Gesprächen in Algerien darauf verständigt, die Produktion auf 32,5 bis 33 Mio. Barrel pro Tag zu reduzieren. Bereits von der Früh an reagierte gestern auch der Ölpreis: Im Tagesverlauf stieg er im Fall der für Europa relevanten Nordseesorte Brent zeitweise um mehr als 8,5 Prozent auf über 50 Dollar (47,30 Euro) je Fass an.

Saudiarabien bewegte sich

Vor allem Saudiarabien, der mit einem Anteil von 31 Prozent größte Ölproduzent innerhalb des Kartells, hat sich bewegt und übernimmt mit 500.000 Fass den Löwenanteil der Förderkürzungen. Damit nicht genug, kam Saudiarabien offenbar auch seinem Erzrivalen Iran entgegen, der eine Ausnahmeregelung für sich forderte, weil er lang durch westliche Sanktionen blockiert gewesen und erst vor Kurzem wieder auf den Weltmarkt zurückgekommen war. Der Iran darf nun seine Produktion sogar leicht ausweiten.

Neben dem Iran hatte auch der zweitgrößte Opec-Förderer, Irak, um Sonderrechte gebeten. Nigeria und Libyen konnten mit solchen ohnehin rechnen. Indonesien, das rund 700.000 Barrel Öl am Tag fördert, macht an der Kürzung nicht mit und setzt seine Mitgliedschaft aus. Das Land war nach einer sieben Jahre langen Pause erst Anfang 2016 wieder zu dem Kartell gestoßen. Die Kürzung soll aber auf die anderen Opec-Mitglieder verteilt werden.
Bemerkenswert ist jedoch, dass die Opec-Staaten seit September die Produktion weiter erhöht haben. Dies wohl auch deshalb, um nun von einem höheren Produktionsniveau aus kürzen zu können. Zuletzt förderte die Opec im Oktober täglich geschätzt 33,6 Mio. Barrel – etwa 700.000 Barrel über dem derzeitigen Bedarf.
Immerhin hat das Kartell, das für etwa ein Drittel der weltweiten Ölförderung steht, im September das Heft wieder in die Hand genommen und schon allein dadurch dem Markt Hoffnung gegeben. Mit der Einigung von gestern wurde demonstriert, dass man das Heft auch in der Hand behalten will.

Im Fall Saudiarabiens kommt dies freilich paradoxerweise einem Rückzieher gleich. Die Saudis nämlich waren es, die sich ab Sommer 2014 weigerten, im Interesse einer Preisstabilisierung auf dem Markt zu intervenieren. Das damalige Kalkül: Sinkt der Preis, so fegt dies die neuen Schieferölproduzenten aus den USA vom Markt. Das ist zu einem gewissen Grad auch gelungen. Vor allem, als der Ölpreis zu Beginn dieses Jahres auf unter 28 Dollar einbrach, waren US-Bohrtürme unrentabel.
Saudiarabien hat sich allerdings auch verkalkuliert, als es glaubte, dass die Marktkräfte Angebot und Nachfrage sehr schnell von allein ausbalancieren würden. Letztlich hat der niedrige Preis alle ölproduzierenden Staaten bluten lassen und in eine epochale Wirtschaftskrise gestürzt.

Auch Russland kürzt

Dennoch darf die Macht der Opec auch jetzt nicht überschätzt werden. Die Mitglieder bleiben zerstritten. Und die Einigung ist noch keine Garantie dafür, dass sich die Länder auch an das Abkommen halten werden. Auch das Verhalten der Nicht-Opec-Mitglieder wird entscheidend sein. Zwar hat sich Russland am Mittwochabend bereit erklärt, die eigene Produktion ebenfalls um 300.000 Fass zu kürzen. Kasachstan und Aserbaidschan, zwei ebenfalls große Ölproduzenten, wollten vorerst aber noch kein Kommentar abgeben.
Zudem beschleunigt ein steigender Ölpreis die Rückkehr der US-Schieferölproduzenten, was den Preis beizeiten treiben wird. Laut Baker Hughes, einer der führenden Erdöl-Servicefirmen der Welt, hat sich die Anzahl der Bohranlagen seit Mai auf 474 verdoppelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2016)

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