Der lukrative Sinkflug der gefallenen Engel

An employee holds 500 euro banknotes in the Money Service Austria company´s headquarters in Vienna
An employee holds 500 euro banknotes in the Money Service Austria company´s headquarters in Vienna(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Unternehmensanleihen, die ihre Top-Bonitätsnote verlieren, werden meist sehr heftig abverkauft. Genau dann schlagen gewiefte Investoren zu, die das Risiko nicht scheuen und auf einen Wiederaufstieg der Fallen Angels hoffen.

Wien. Wer in die Welt der Unternehmensanleihen eintaucht, sollte einiges beachten. Vor allem, dass dort nicht nur das allgemeine Zinsniveau eine Rolle spielt – auch die Verfassung des Unternehmens ist entscheidend. Sind die Ratingagenturen zufrieden, bekommt das Unternehmen eine gute Bonitätsnote. Mit BBB- oder darüber ist der Emittent Teil des sogenannten Investment-Grade-Sektors.

Sobald die Bonitätsnote darunter liegt, gehören die Emittenten zum Segment der Hochzinsanleihen. Wenn etwa Umsätze wegbrechen oder sich Rohstoffpreise massiv ändern und sich das auf die Bilanz durchschlägt, kann die Bonität kräftig herabgestuft werden. Rutschen die Schuldner vom Investment-Grade- in den High-Yield-Bereich, führt das meist zu heftigen Kursverlusten. Und zwar nicht nur wegen der höheren Ausfallwahrscheinlichkeit: Viele Großanleger, etwa Versicherungen, sind gezwungen, sich von solchen Fallen Angels, wie sie im Fachjargon heißen, zu trennen. Aufgrund strenger Risikovorgaben dürfen sie nicht im Hochzinssegment investieren.

Abverkauf übertrieben?

Dabei haben Fallen Angels eine besondere Eigenschaft, erklärt Bernd Stampfl, Senior Fondsmanager des Erste Sparinvest Bond Europe-High-Yield: „Es handelt sich um Unternehmen mit großer Bekanntheit, wie Telecom Italia oder der französische Einzelhändler Casino.“ Aufgrund ihrer weltweiten Vernetzung und Größe sei ihre Bedeutung im Anleihenuniversum groß.

Auf genau diese Anleihen machen sich manche Investoren deshalb auf die Suche, wenn sie den Abverkauf für übertrieben halten. Dabei setzt der Anleiheninvestor, wie Stampfl sagt, „auf eine Erholung des Unternehmens, die Reduktion der Verschuldung und die Wiederaufnahme in das Investmentgrade-Universum“. Risikobereiten Privatanlegern bieten sich dazu etwa börsegehandelte Passivfonds, sogenannte ETFs, aber auch ein aktiv verwalteter Fonds an (siehe Tabelle). Beim iShares Fallen Angels High Yield Corporate Bond UCITS ETF ist das Ziel klar: „Die darin enthaltenen Anleihen hatten einmal ein Investment-Grade-Rating und wurden in den High-Yield-Bereich herabgestuft“, sagt Bahram Sadighian, Head of iShares Austria & Eastern Europe. Die Investoren würden nun davon ausgehen, dass diese gefallenen Engel sich besser entwickeln werden als andere Hochzinsanleihen.

In dem Fonds enthalten sind Anleihen aus den entwickelten Märkten mit einem Rating zwischen BB+ und B-. Dominiert wird der Markt von den USA, deshalb kommt in dem ETF auch gut die Hälfte der Emittenten aus dieser Region. Zu den größten Positionen zählen etwa die US-Ölgesellschaft Continental Resources, der US-Telekomkonzern Century Link oder die Royal Bank of Scottland.

Im Phaidros Funds Fallen Angels spielt dagegen Europa eine wichtige Rolle. Gut ein Viertel entfällt auf Finanzwerte, gefolgt von Rohstoffwerten. Enthalten sind etwa der Versicherer Delta Lloyd, der Eisenerzproduzent Vale und der Minenkonzern Anglo American. Die Trendwende bei den Rohstoffpreisen sollte diesen Fonds stützen.

Ford als Positivbeispiel

Aber auch anderswo gibt es positive Beispiele, etwa beim US-Autoproduzenten Ford. 2008 erreichte er mit CCC+ das tiefste Rating, nun hat Ford vor wenigen Wochen den Aufstieg in das Investmentgrade-Universum geschafft. „Das beste Beispiel für einen Fallen Angel“, meint Stampfl zum erfolgreichen Wiederaufstieg. Der Anleihekurs schnellte daraufhin in die Höhe. Weil das aber nicht immer der Fall ist, sollten Anleger breit gestreut investieren und finanziell in der Lage sein, hohe Kursschwankungen in Kauf zu nehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2016)

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