Italiens Banken zittern nun richtig

Ein Geldinstitut am Boden: das Logo der Bank Monte dei Paschi in Rom.
Ein Geldinstitut am Boden: das Logo der Bank Monte dei Paschi in Rom.(c) REUTERS (Alessandro Bianchi)
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Die politischen Umwälzungen in Italien erschüttern den strauchelnden Bankensektor noch mehr. Weil private Investoren vorsichtiger werden, muss vielleicht der Staat einspringen.

Wien/Rom/Mailand. Während die Reaktionen der internationalen Aktienmärkte auf den Ausgang des Referendums in Italien und den angekündigten Rücktritt von Premier Matteo Renzi auffällig gelassen ausfielen, geht für die strauchelnden Banken des Landes eine wahre Zitterpartie los. Die politische Unsicherheit stellt entscheidende Sanierungsschritte bei den Instituten und die Bereitschaft von Investoren zu Geldspritzen noch mehr infrage. Viele Beobachter erwarten, dass am Ende der Staat helfen muss.

Neben der schwachen Gewinnkraft der Branche gelten besonders die faulen Kredite als bedrohlich. Der Internationale Währungsfonds schätzt das Gesamtvolumen in den Bilanzen auf 360 Mrd. Euro. Das entspricht rund 18 Prozent der ausgereichten Darlehen. Grund ist die wirtschaftliche Talfahrt des Landes.

Große Verluste, große Sorgen

Wie sehr die Unsicherheit belastet, zeigte sich gestern bereits an den italienischen Bankaktien. Die Titel der Intesa Sanpaolo waren im Mittagshandel mit einem Minus von 1,50 Prozent mit klarem Abstand die größten Verlierer im Euro-Stoxx-50. Die nicht mehr im Eurozonen-Leitindex enthaltenen Aktien der UniCredit brachen gar um über fünf Prozent ein und mussten vorübergehend vom Handel ausgesetzt werden. Und die Titel der Bank Monte dei Paschi lagen Montagmittag vier Prozent im Minus, ehe sie am Nachmittag weiter abstürzten.

Die größte Aufmerksamkeit lag ohnehin auf Monte dei Paschi, deren nachrangige Anleihen am Montag auf Talfahrt geschickt wurden. Die unter einem Berg fauler Kredite ächzende Bank braucht dringend mehr Eigenkapital und will bis zum Monatsende fünf Milliarden Euro einsammeln. Geplant war bisher, dafür die Ausgabe neuer Aktien schon Mittwoch oder Donnerstag auf den Weg zu bringen. Analysten hegten am Montag aber Zweifel, ob sich nun schnell der gesuchte Ankerinvestor finden werde. Einem Insider zufolge setzten Investmentbanken für Montagmittag ein Treffen an, um über eine Beteiligung an der Kapitalerhöhung zu entscheiden. Ein Treffen des Führungsgremiums der Bank wurde für heute, Dienstag, erwartet.

Monte dei Paschi, Italiens drittgrößte Bank, hat beim europäischen Bankenstresstest 2014 und 2016 jeweils am schlechtesten abgeschnitten und braucht frisches Kapital, um die Verluste aus dem Verkauf fauler Kredite im Volumen von 28 Mrd. Euro auszugleichen. Wenn das nicht klappt, braucht das traditionsreiche Geldhaus Staatshilfe. Dann müssten nach den neuen Vorschriften der EU zunächst die Anteilseigner einspringen. Das wäre allerdings politisch brisant – denn 55 Prozent an Monte dei Paschi halten etwa 150.000 Kleinanleger.

Zweckoptimismus in Mailand

Die Bank-Austria-Mutter UniCredit wiederum, die faule Kredite im Wert von fast 77 Mrd. Euro – 15 Prozent des Kreditportfolios – angehäuft hat, will ungeachtet der politischen Verwerfungen an den Plänen zur Stärkung der Kapitaldecke festhalten. Dies betonte UniCredit-Chef Jean-Pierre Mustier in einem TV-Interview mit der Agentur Bloomberg. Das Institut plant neben weiteren Verkäufen von Beteiligungen Anfang 2017 eine Kapitalerhöhung von bis zu 13 Mrd. Euro. Das ist freilich schon unter normalen Bedingungen schwierig, da die Bank an der Börse nur 13 Mrd. Euro wert ist.

Konkreter wurde gestern immerhin der Verkauf der Tochter Pioneer. Sie soll an den französischen Vermögensverwalter Amundi gehen. Jedenfalls werde jetzt ausschließlich mit ihm verhandelt, so UniCredit am Montag.

Die Zukunft der UniCredit sei positiv, so Mustier. Sie sei auf strukturelles Wachstum fokussiert: „Wir müssen über Italien zuversichtlich sein“, erklärte der Bankchef. Italien sei ein solides Land. (ag./est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2016)

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