Pension: Große Sorge, aber kaum Vorsorge

(c) Clemens Fabry
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Drei von vier Österreichern erwarten, dass sie mit ihrer Pension nur schlecht auskommen werden. Die private Vorsorge liegt dennoch unter dem europäischen Schnitt.

Wien. Wenn sie an ihre Pension denken, sind die Österreicher alles andere als optimistisch. 75 Prozent glauben nämlich, dass sie mit ihrem Ruhestandsbezug nur schlecht oder sogar überhaupt nicht auskommen werden. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage unter Berufstätigen im Alter von 25 bis 45 im Auftrag des heimischen Versicherungsverbandes und des Fachverbandes der Pensionskassen. Dies, obwohl die Befragten bei der Schätzung ihrer zukünftigen Pension sogar höher liegen, als es derzeit Realität ist. So ergab die Umfrage einen im Schnitt erwarteten Pensionswert von 1093 Euro (siehe Grafik). Derzeit liegt die durchschnittliche Pension jedoch lediglich bei etwa 900 Euro.

„Geldsorgen“ sind somit auch die erste Assoziation, wenn es um Pensionen geht. Ein Viertel aller Befragten nennt dieses Thema. Die Sorgen liegen somit noch vor dem für viele Erstrebenswerten an der Pension: viel Freizeit und Zeit, das Leben zu genießen. Das wird lediglich von jedem Fünften spontan genannt – gleichauf mit der Sorge, ob man überhaupt noch eine Pension erhalten werde. Vor allem Teilzeitbeschäftigte, Frauen und Menschen mit niedrigen Einkommen sehen sich besonders davon betroffen.

Dennoch werde in Österreich nur unterdurchschnittlich privat für die Pension vorgesorgt, so Manfred Rapf, stellvertretender Generaldirektor der S-Versicherung und Vorsitzender der Sektion Leben im Versicherungsverband. Während in Westeuropa rund 4,5 Prozent des BIPs für die sogenannte dritte Säule des Pensionssystems ausgegeben würden, liege dieser Wert hierzulande nur bei zwei Prozent. Oder in anderen Zahlen ausgedrückt: „In Westeuropa zahlen die Menschen im Schnitt Prämien in Höhe von 2000 Euro pro Jahr für ihre Vorsorge ein, in Österreich sind es nur 785 Euro im Jahr.“

Ob man vorsorgt, ist zwar die private Entscheidung von jedem selbst – und auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Die Vertreter der Versicherungsbranche fordern jedoch, dass der Staat es attraktiver macht. „Der Staat muss Anreize für das private Vorsorgen bieten“, so Rapf. Durch die jüngste Steuerreform habe es jedoch einen Schritt in die Gegenrichtung gegeben. So wurde ja die steuerliche Absetzbarkeit für private Vorsorge bei Neuverträgen gestrichen. Ein Schritt, der zuletzt auch von der OECD kritisiert wurde.

Konkret wünscht sich die Branche, dass ein Produkt „wiederbelebt“ wird, das in der jüngeren Vergangenheit zum Ladenhüter geworden ist – die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge. Dieses einst von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser eingeführte Vorsorgeprodukt biete nämlich ein paar gute Anreize. So falle weder die vierprozentige Versicherungssteuer noch eine Kapitalertragsteuer an. Zudem werden Einzahlungen mit 4,25 Prozent Prämie aufgefettet.

Geburtsfehler der Vorsorge

Allerdings hatte die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge einen „Geburtsfehler“. Um auch den heimischen Kapitalmarkt zu stärken, war eine sehr hohe Aktienquote vorgeschrieben, die de facto auch an der Wiener Börse veranlagt werden musste. Und dies wurde mit einer Kapitalgarantie kombiniert, was dazu führte, dass seit der Finanzkrise viele Verträge „ausgestoppt“ sind – also nur mehr minimalste Erträge abliefern, weil die Garantie schlagend wurde. Diese Probleme wurden auch bei der Reform im Jahr 2013 nicht ausreichend beseitigt, so Rapf.

Er wünscht sich von der Politik vor allem bei der Kapitalgarantie viel mehr Spielraum. „Jede Form der Garantie nimmt Rendite-Chancen.“ Bei einem Produkt mit einer geplanten Laufzeit von Jahrzehnten sollte das Korsett daher nicht zu eng sein.(jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

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