PayPal wächst und wächst, aber der Kurs hebt nicht ab

The PayPal logo is seen during an event at Terra Gallery in San Francisco
The PayPal logo is seen during an event at Terra Gallery in San Francisco(c) REUTERS (ROBERT GALBRAITH)
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Börsenjüngling PayPal ist vielen technologieaffinen Anlegern zu schwerfällig. Analysten plädieren für Geduld.

Wien.Jeder, der einmal Kind war, kennt Weihnachtsgeschenke der Kategorie: bunt verpackt, Inhalt leider pädagogisch wertvoll. Anlegern in PayPal-Aktien geht es momentan ähnlich. Zwar eilt der 2015 so hoffnungsbeladen an der Börse gestartete US-Online-Bezahldienst von Rekord zu Rekord. Die Aktie kommt aber nicht vom Fleck.

Wer von Anfang an dabei ist, für den ist es heuer das zweite Weihnachten mit PayPal – entscheidende Wochen für die Jahresperformance sind angebrochen. Aktuell darf man wieder über die dürftige Datenlage zum Weihnachtsgeschäft spekulieren. Das Zahlungsvolumen am Cyber Monday (heuer 28. November, der Montag nach Thanksgiving ist ein Online-Rabatttag) habe einen neuen Rekord erreicht, verkündet PayPal. Allerdings muss sich der Anleger über den schwammigen Hinweis den Kopf zerbrechen, gewisse Zuwachserwartungen seien nicht erreicht worden. Angesichts zunehmender Konkurrenz reagieren Börsianer äußert sensibel auf Signale, die an PayPals Position als Marktführer kratzen. 2015 hatte PayPal während der Holiday Season einen Rekord bei den Anmeldungen für seine Dienste verzeichnet. Im letzten Quartal 2015 kamen allein 6,6 Millionen (plus elf Prozent zum Vorjahr) aktive Konten dazu. Selbst ohne den zugekauften Geldtransferdienstleister Xoom (1,6 Millionen Konten) ein beachtliches Wachstum.

Hoher Netzwerkeffekt

Immerhin gab PayPal heuer bekannt, dass das zukunftsentscheidende Mobile Payment am Cyber Monday mit plus 39 Prozent kräftig anzog. Google Wallet, Apple Pay, Samsung Pay, Square Cash – die Liste an Rivalen, die sich um mobile Zahllösungen bemühen, wird zusehends länger. Allerdings kommen sie international weniger schnell voran, als es ihre Schlachtrufe vermuten lassen. Und PayPal hat vor allem durch kluge Zukäufe bereits einen hohen Netzwerkeffekt erreicht (je mehr Nutzer, desto attraktiver wird das Netz für den Einzelnen). Beispiel Venmo: eine Mischung aus Social Media und Bezahldienst. Gegründet 2009, offiziell gestartet 2012, galt Venmo als am rasantesten wachsende Anwendung seit Facebook. „I'll venmo you“ ist ein geflügelter Satz unter US-Millennials, die noch nie einen Zahlschein gesehen haben. Seit 2013 gehört Venmo, dessen Transaktionsvolumen weiter rapid wächst (131 Prozent im Q3 2016), zu PayPal.

(c) Die Presse

Nervöse Anleger fragen aber zunehmend nach der Profitabilität. Bei plus 18 Prozent Umsatz im dritten Quartal und einem 24-prozentigen Anstieg der Transaktionen ließ die operative Marge erneut von 14,6 auf 13 Prozent nach. Analysten, die PayPal auf ihrer Kaufliste haben, plädieren für Geduld: Eine entsprechende Monetarisierung von Diensten wie Venmo dauere in der Regel länger.

Bei allen Flauten, die der Kurs seit Börsegang hatte, der langfristige Aufwärtstrend ist aufrecht (siehe Chart). PayPal, das keine Dividenden zahlt, hält seine Aktionäre mit einem zwei Milliarden Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm bei Laune. Erzielt es im Gesamtjahr die maximal prognostizierten 1,15 Dollar Gewinn je Aktie, ergäbe das zum heutigen Kurs ein Verhältnis zum Gewinn (KGV) von 34. Nicht übertrieben, sollte das Wachstum so weitergehen. Zukäufe, wie die in Schwellenländern starke Plattform Xoom, zielen darauf ab. Angenommen, das Gewinnwachstum bleibt bis 2020 bei jährlich 15 Prozent, läge das KGV dann auf sehr ansehnlichen 19.

AUF EINEN BLICK

Wachstumsmarkt. Als PayPal 2015 von eBay abgespalten und an die Börse gebracht wurde, griffen viele IT-Aficionados beherzt zu. Digitales Bezahlen ist weltweit im Beschleunigungsmodus: Laut Capgemini legte das globale Transaktionsvolumen beim Onlinebezahlen 2015 über zehn Prozent zu, nach acht Prozent 2014. Und PayPal ist der Platzhirsch auf dem Sektor. Allein dem Aktienkurs hat keine der guten Prognosen seit der Ausgabe im Sommer 2015 geholfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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