US-Notenbank: Wetten auf die Zinswende

Employee counts U.S. dollar banknotes at a foreign exchange house in Monterrey
Employee counts U.S. dollar banknotes at a foreign exchange house in Monterrey(c) REUTERS (DANIEL BECERRIL)
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In der kommenden Woche dürfte die US-Notenbank endlich die Zinsschraube weiter nach oben drehen. Auf die erwartete Trendwende können risikobereite Anleger setzen.

Wien. Leicht hatten es Volkswirte mit ihren Prognosen zu weiteren US-Zinsschritten nicht. Die erste Anhebung liegt ein gutes Jahr zurück. Anita Frühwald, Österreich- und Osteuropa-Leiterin der BNP Paribas IP, kann das Zögern der US-Notenbank jedoch nachvollziehen: Eine Straffung der Geldpolitik sei in der Vergangenheit immer schwierig gewesen, da die Märkte extrem nervös darauf reagierten.

Inzwischen scheint die globale Finanzwelt besser vorbereitet zu sein. Der Dezember-Zinsschritt sehe nach einem Selbstläufer aus, meint Frühwald. Erwartet wird eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte auf insgesamt 0,75 Prozent. Ein allzu langes Zuwarten kann sich die Fed wohl kaum leisten: „Das Wachstum in den USA hat sich im Herbst beschleunigt, die US-Wirtschaft nähert sich der Vollbeschäftigung, und eine expansivere Fiskalpolitik untermauert die Notwendigkeit einer Normalisierung der Leitzinsen“, listet Frühwald auf. Auch im Jahr 2017 dürfte es nach oben gehen. Man rechne mit zwei weiteren Schritten, sagt LBBW-Analyst Dirk Chlench.

Auf steigende Zinsen setzen

Risikobereite Anleger können auf steigende US-Zinsen setzen, etwa auf die Federal Funds Effective Rate (engl. für den US-amerikanischen Geldmarktsatz). Wie Thomas Meyer zu Drewer, Geschäftsführer des ETF-Anbieters ComStage, erklärt, handelt es sich dabei „um den Durchschnitt des tagesaktuellen Zinssatzes zwischen US-amerikanischen Banken innerhalb des US-Zentralbanksystems“. Die entsprechenden ETFs (börsengehandelte Fonds) bilden das analog ab – freilich fallen die jährlichen Kosten wegen des niedrigen Zinsniveaus stärker ins Gewicht. Auch das Währungsrisiko muss man im Auge behalten. Derzeit hat der Dollar für ein zusätzliches Kursplus gesorgt, ein Richtungswechsel ist aber nicht ausgeschlossen. Offen bleibt zudem, ob bei den US-Zinsen je wieder die historischen Höchststände erreicht werden. Potenzial nach oben gibt es jedoch reichlich: So hatte Mitte der 1980er-Jahre die Fed Funds Rate einen historischen Rekord von rund 20 Prozent erreicht, als Folge zweier vorangegangener Ölkrisen. Seither ist die Federal Fund Rate im Sinkflug – doch damit scheint allmählich Schluss zu sein.

In Europa kann man ohne Währungsrisiko auf steigende Zinsen setzen – konkret auf den EONIA. Zu diesem Zinssatz borgen europäische Banken einander Anleihen für einen Tag. Noch lassen Zinsanhebungen hier auf sich warten, das stellte EZB-Chef Mario Draghi bei der jüngsten Sitzung vergangenen Donnerstag klar. Doch auch die EZB wird nicht ewig um diesen Schritt herumkommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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