Neue Chancen nach dem römischen Nein

Volunteers count ballots for a referendum on constitutional reform at a polling station in Rome
Volunteers count ballots for a referendum on constitutional reform at a polling station in RomeREUTERS
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Italienische Staatsanleihen wurden im Vorfeld des Verfassungsreferendums besonders kräftig abverkauft. Der Kursrücksetzer bietet risikobereiten Anlegern nun interessante Chancen.

Wien. Gerade erst wurden die Folgen des Brexit-Votums und des Wahlsiegs von Donald Trump verdaut, da stand das italienische Verfassungsreferendum an. Schon im Vorfeld des Referendums am 4. Dezember wurden italienische Staatsanleihen besonders kräftig abverkauft, der Rückzug der Investoren fiel deutlicher aus als bei anderen europäischen Staatsanleihen. Trumps Wahlsieg heizte die Inflationssorgen an, das lastete auf den Anleihen der westlichen Industriestaaten. In Italien spielte zusätzlich die Angst vor dem Ausgang des Referendums eine Rolle.

Noch Mitte August hatten die Anleiherenditen Italiens ein historisches Tief erreicht und notierten bei knapp über einem Prozent. Grund war vor allem das massive Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). Mitte November waren die Renditen auf gut zwei Prozent angestiegen.

Doch siehe da: Nach dem Referendum blieb die Panik aus. Für Martin Lück, Chief Investment Strategist bei Black Rock, ein Indiz, dass der Abverkauf als übertrieben gewertet wurde. Risikobereiten Anlegern bietet das die Chance, auf eine Kurserholung zu setzen. Denn auch wenn in den USA ein weiterer Zinsschritt nach oben gesetzt wurde, hat die EZB gerade erst ihr Anleihekaufprogramm um ein Jahr verlängert, wenn auch in einem geringeren Umfang. Das treibt die Kurse weiter an. Zudem wurde in Rom die Übergangsregierung zügig auf die Beine gestellt, das sorgt vorübergehend für Stabilität. Das Rating des Landes bleibt im oberen Segment, dem Investment-Grade-Bereich, angesiedelt.

Entsprechende Investmentchancen bieten börsenotierte Indexfonds, sogenannte ETFs. Sie bilden in diesem Fall die Entwicklung italienischer Staatsanleiheindizes ab. Dabei partizipiert man laufend an den Kursveränderungen der Wertpapiere, plus der verhältnismäßig hohen Verzinsung. Dennoch sind die Produkte „nicht für ein kurzfristiges Investment geeignet“, mahnt Bahram Sadighian, Head of iShares Austria & Eastern Europe. Denn hohe Schwankungen sind nicht ausgeschlossen.

Der iShares Italy Government Bond Ucits ETF bildet dabei den Bloomberg Barclays Italy Treasury Bond Index ab, der 59Anleihen umfasst. Ein ETF von DB X-Trackers setzt auf den breiteren MTS Italy Aggregate Ex-Bank of Italy Index, dieser umfasst 101 italienische Staatsanleihen, auch jene mit variabler Verzinsung. Zudem kann man die ETFs mit unterschiedlichen Laufzeiten kaufen. Je kürzer, desto weniger schwankt der Anleihekurs. Dennoch sollten Anleger die Gefahren nicht unterschätzen. Thomas Neuhold, Rentenexperte bei der Bank Gutmann, sieht sie auf politischer Ebene: So könne die EU-kritische Fünf-Sterne-Bewegung die nächste Wahl gewinnen. Dann würde wohl ein weit kräftigerer Abverkauf einsetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2016)

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