Deutsche Bank legt US-Hypothekenstreit für 3,1 Mrd. Dollar bei

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A Deutsche Bank logo adorns a wall at the company's headquarters in FrankfurtREUTERS
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Der Vergleich mit dem US-Justizministerium soll eine der größten Altlasten des deutschen Geldhauses beseitigen.

Ihre Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt kosten die Deutsche Bank mehr als sieben Milliarden Dollar. Davon muss das Institut zunächst aber nur 3,1 Milliarden zahlen, wie es in der Nacht zum Freitag nach einer Grundsatzeinigung mit dem US-Justizministerium bekanntgab. Das dürfte Deutschlands größtes Geldhaus aus eigener Kraft schaffen. Der Rest der Summe wird in den kommenden Jahren in Form von Verbraucherentschädigungen fällig. Die Aktien der Bank legen daraufhin vorbörslich um 5,9 Porzent zu.

Die Vergleichsverhandlungen liefen seit September auf Hochtouren. Bankchef John Cryan hatte sich persönlich eingeschaltet, um das Schlimmste abzuwenden. Denn ursprünglich hatte eine Rekordstrafe von 14 Milliarden Dollar im Raum gestanden. Das sorgte an den Finanzmärkten zeitweise für Panik, die Aktie stürzte ab und Kunden liefen in Scharen davon. Denn die Reserven der Bank, die mitten in der Sanierung steckt, sind knapp.

Einigung mit Obama-Regierung geplant

Auch jetzt ist die Unsicherheit noch nicht komplett gebannt. Die Deutsche Bank will den Hypothekenstreit zwar unbedingt noch mit der scheidenden US-Regierung von Barack Obama beilegen, wie Insider zur Nachrichtenagentur Reuters sagten. Doch das Geldhaus musste einräumen, dass die Tinte noch nicht trocken ist - auch wenn für das Schlussquartal schon jetzt eine Milliardenbelastung erwartet wird: "Es gibt keine Garantie, dass sich das US-Justizministerium und die Bank darauf einigen werden." Das US-Justizministerium äußerte sich zunächst nicht zu dem Fall.

Offenbar hatten die Entwicklungen bei Barclays den Druck erhöht, zumindest eine Grundsatzeinigung bekanntzugeben: Die britische Großbank wird wegen ähnlicher Vorwürfe von der US-Seite nun verklagt, weil sie sich deren Strafforderungen nicht beugen wollte.

Der Hypothekenstreit ist eine der größten Altlasten der Deutschen Bank. Die Aufsichtsbehörden sehen es als erwiesen an, dass das Institut vor der Finanzkrise auf dem amerikanischen Immobilienmarkt unsaubere Geschäfte machte: Es bündelte faule Hypotheken in hochkomplexe Wertpapiere, die mit dem Einbruch auf dem US-Häusermarkt 2007 auf einen Schlag wertlos wurden und bei vielen Anlegern zu hohen Verlusten führten. Während die Bank die Papiere als sicheres Investment verkaufte, wettete sie intern längst auf den großen Crash, wie 2011 aus einem vernichtenden Untersuchungsbericht des US-Senats hervorging.

Rückstellungen zu gering

Die US-Behörden haben das Hypothekenthema seither akribisch aufgearbeitet. Zunächst wurden wegen ähnlicher Geschäftspraktiken die heimischen Finanzinstitute belangt und mussten hohe Strafen abdrücken, jetzt sind die europäischen Investmentbanken an der Reihe. Neben der Deutschen Bank und Barclays befanden sich zuletzt etwa Credit Suisse und die Royal Bank of Scotland in der Warteschleife.

Die Deutsche Bank hat nun zumindest Klarheit, wie schmerzhaft es wird. Für alle Rechtsstreitigkeiten - und die Liste ist lang - hatte das Institut per Ende September knapp sechs Milliarden Euro zurückgestellt. Finanzkreisen zufolge war davon weniger als die Hälfte für den Hypothekenstreit reserviert. Mit anderen Worten: Die Bank muss hier noch eine Schippe drauflegen, was sie im laufenden Schlussquartal auch tut: Sie erwartet allein durch die Zivilbuße eine Ergebnisbelastung vor Steuern von 1,17 Milliarden Dollar.

Neben der Strafzahlung sollen 4,1 Milliarden Dollar als Erleichterungen für die US-Verbraucher bereitgestellt werden, und zwar über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Hier hat die Bank also keinen unmittelbaren Druck. "Ob die Erleichterungen für Verbraucher finanzielle Auswirkungen haben, hängt von den endgültigen Bedingungen des Vergleichs ab. Derzeit wird daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet", teilte die Bank mit.

Eine Kapitalerhöhung, über die Analysten immer wieder spekulieren, scheint damit zunächst kein Thema zu sein. Die Bank selbst wollte sich dazu nicht äußern. Vorstandschef Cryan hatte immer wieder betont, dass er diesen Weg unbedingt vermeiden will. Die Deutsche Bank hat aber auch noch andere große Rechtsstreitigkeiten offen, die sie zeitnah abarbeiten will und die sehr teuer werden könnten: der Geldwäsche-Skandal in Russland, mutmaßliche Sanktionsverstöße bei Iran-Geschäften und Manipulationen auf dem billionenschweren Devisenmarkt.

(Reuters)

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