Bitcoin klettert über 900 Euro

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Die Onlinewährung Bitcoin war in Euro noch nie so teuer. Kein Asset ist heuer so stark gestiegen. Aber der Preis ist extrem volatil. Wann platzt diese Blase? Und was kommt danach?

Wien.Der Kurs der Internetwährung Bitcoin ist am Mittwoch erstmals über 900 Euro gestiegen. Auf der Plattform bitcoin.de wurde die Währung am Nachmittag zeitweise für 930 Euro gehandelt. Damit hat Bitcoin in Euro ein neues Allzeithoch erreicht. Auch in Dollar gerechnet befindet sich die Cryptowährung im Aufwind – und erreichte zwischenzeitlich 970 Dollar. Mit einem Plus von 120 Prozent war die preislich extrem volatile Währung damit das beste Asset des Jahres 2016. Gefolgt von Orangensaft (plus 35 Prozent), Zucker und Brent-Öl (beide plus 22 Prozent).

Es ist nun drei Jahre her, dass Bitcoin Ende November 2013 auf fast 1140 Dollar pro Einheit gestiegen ist – und damit praktisch Parität zu einer Unze Gold erreicht hat. Danach platzte diese zweite Bitcoin-Blase unter lautem Getöse. Noch im Jahr 2015 konnte man Bitcoins für rund 200 Dollar kaufen. Seither hat sich der Preis wieder vervielfacht. Aktuell setzt er zu einem ähnlich parabolisch geformten Höhenflug wie zuletzt 2013 an.

Viele Beobachter gehen davon aus, dass es wieder zu einer Blasenbildung, einem neuen Allzeithoch in Dollar und einer darauffolgenden Korrektur kommen könnte. Aber das sind bloß Prognosen. Es fehlt an historischen Daten und an Erfahrung mit dem neuartigen Internetgeld, das größtenteils anonym und außerhalb der etablierten Börsen gehandelt wird. Seit dem letzten Hype hat sich allerdings sehr viel getan. So sind inzwischen fast 15 Mrd. Dollar in Bitcoin investiert.

Kommt der Bitcoin-ETF?

Dass dies verglichen mit etwa dem Anleihen-, Aktien- oder Goldmarkt noch immer extrem wenig ist, wird von Bitcoin-Fans gern als Argument gesehen, dass Bitcoin noch viel Raum nach oben hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass „normale“ Investoren bisher vom Handel mit Bitcoin ausgeschlossen sind. Zumindest solange sie sich nicht auf eigene Faust ins Internet trauen. An dieser Front dürfte sich aber im kommenden Jahr einiges tun. So soll im Jahr 2017 ein Exchange Traded Fund (ETF) mit dem Namen Coin starten. Hinter diesem Fonds stecken die Zwillinge Tyler und Cameron Winklevoss.

Sie waren schon am Start von Facebook beteiligt und haben sich später mit Marc Zuckerberg vor Gericht gestritten. Die Winklevoss-Zwillinge gehören zwar nicht zur klassischen Bitcoin-Community und werden dort oft misstrauisch beobachtet. Sie haben aber einen simplen und potenziell hochinteressanten Plan. Ihr ETF würde es Banken, Fonds und anderen „normalen“ Investoren ermöglichen, per Mausklick Geld in Bitcoin zu stecken. ETF verkauft de facto Anteilsscheine an einem Asset, das dann vom Betreiber des ETF gekauft und verwahrt wird.

Was macht China?

Das Konzept hat sich bereits auf dem Goldmarkt als äußerst beliebt erwiesen. Kritiker sehen in ETF freilich nicht mehr als die bloße Spekulation auf Preisentwicklung. Im Falle von Bitcoin wäre dies aber kein großes Risiko, da der praktische Nutzen der Währung außerhalb des Internets noch beschränkt ist.

Für die Winklevoss-Zwillinge ist Bitcoin gar „besser als Gold“, da die Anzahl der verfügbaren digitalen „Münzen“ ultimativ auf 21 Millionen beschränkt sein soll. Sollten die zuständigen Behörden in den USA den ETF im kommenden Jahr genehmigen, dürfte das den Preis weiter antreiben. Sollte die Genehmigung aber ausbleiben, wäre das negativ für den Bitcoin-Preis. Auch andere politische Faktoren sind zu beachten. So sind zuletzt viele Chinesen in den Markt eingestiegen, um ihr Geld vor der Abwertung des Yuan zu schützen. Die Regierung hat aber schon mehrere Versuche gestartet, Bitcoin zu verbieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2016)

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