Amundi: „US-Aktienmärkte könnten in Blase hineinlaufen“

A monitor on the floor of the NYSE shows the Dow Jones Industrial Average up 27 points after the ope
A monitor on the floor of the NYSE shows the Dow Jones Industrial Average up 27 points after the opeimago/UPI Photo
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Der Wert aller Aktien weltweit stieg vom Tag vor der Wahl Trumps bis zuletzt um drei Billionen Dollar. Beim Vermögensverwalter Amundi wird dies eher kritisch gesehen.

Amundi SA, Europas größter Vermögensverwalter, hält es für möglich, dass all jene Anleger noch ihr blaues Wunder erleben werden, die in Erwartung von Konjunkturimpulsen der Trump-Regierung massiv in US-Aktien umgeschichtet und die Kurse auf ein Rekordniveau getrieben haben. Zusätzliche Staatsausgaben und Steuererleichterungen des neuen US-Präsidenten könnten den laufenden Wirtschaftsaufschwung in den USA zwar verlängern, sagt Didier Borowski, Chefvolkswirt bei Amundi in Paris im Gespräch mit Bloomberg. Doch dürften die republikanischen Abgeordneten darauf bestehen, dass diese Maßnahmen das Defizit nicht erhöhen. Selbst wenn Donald Trump erfolgreich sei und tatsächlich konjunkturelle Anreize setzen könne, so würden diese nicht vor dem nächsten Jahr Wirkung zeigen.

"Nach der Wahl von Trump haben die Märkte so reagiert, als gebe es lediglich Aufwärtsrisiken", erklärt Borowski in dem Interview in München. "Die US-Aktienmärkte könnten noch weiter in den Bereich einer Blase hineinlaufen, und die Risiken zunehmend asymmetrisch werden. Das wäre dann eine Gelegenheit, Mittel in die Anleihemärkte umzuschichten."

Experten über weiteren Trend uneinig

Trumps überraschender Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl im November hat Anleger dazu veranlasst, ihre Mittel aus Anleihen abzuziehen und dafür in Aktien zu investieren. Damit ist eine gewaltige Umschichtung in Gang gekommen, von der Investoren sagen, dass sie noch Jahre andauern und die über Jahrzehnte laufende Rally an den Bondmärkten beenden könnte. Der Wert aller Aktien weltweit stieg von 65 Billionen Dollar am Tag vor der Wahl bis auf zuletzt 68 Billionen Dollar. Anleihen haben in diesem Zeitraum etwa zwei Billionen Dollar an Wert verloren.

Beobachter der Finanzmärkte und Investoren sind allerdings uneins, ob sich dieser Trend fortsetzen wird, der als "große Rotation" von Anleihen in Aktien beschrieben wird. Der globale Chefstratege von Charles Schwab Corp., Jeffrey Kleintop, etwa erwartet, dass er noch Jahre halten wird. Amundi, mehrheitlich im Besitz von Credit Agricole SA, hält es für ein wahrscheinlicheres Szenario, dass Bonds eine Erholung erleben werden, weil das Wachstum in den USA doch nur langsam ausfallen wird.

Kehren Anleger nach Europa zurück?

"Die globalen Unwägbarkeiten befinden sich auf einem nie dagewesenen Niveau - mit Brexit, Trump und den Wahlen in Europa", sagt Borowski. Das größte Risiko für die Weltwirtschaft besteht aus seiner Sicht aber in einem Handelskrieg zwischen den USA und China. "Der Anleihemarkt ist noch nicht tot. Es gibt viele unvorhersehbare Risiken, weshalb wir ernsthaft bezweifeln, dass die Bond-Renditen so stark steigen werden. Anleger werden in US-Treasuries investiert bleiben als sicheren Hafen."

Borowski zufolge wäre auch möglich, dass Anleger nach Europa zurückkehren - und zwar dann, wenn mit den Wahlen die politischen Unsicherheiten in der Region gebannt sind. "Einige Investoren sind Europa nach dem Brexit-Votum ferngeblieben", sagt Borowski. "Doch irgendwann in den nächsten Monaten werden wir wieder beruhigt sein, was die politischen Risiken in Europa und speziell in Frankreich angeht. Wir erwarten nicht, dass Front-National-Chefin Marine Le Pen als Sieger aus der Präsidentschaftswahl hervorgeht."

Amundi

Amundi entstand 2010, nachdem Credit Agricole und Société Générale SA ihre Asset-Manager zusammenführten. 2015 ging die Gesellschaft an die Börse. Im Dezember wurde Pioneer Investments von der italienischen UniCredit SpA für rund 3,5 Mrd. Euro übernommen. Damit wuchs das verwaltete Vermögen um mehr als 1,3 Billionen Euro und machte Amundi zum achtgrößten Vermögensverwalter der Welt.

(Bloomberg)

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