Angst vor hartem Brexit stürzt Pfund

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An den Finanzmärkten geht die Angst vor den Folgen des Austritts Großbritanniens aus der EU um. Am Dienstag hält Premierministerin May dazu eine Grundsatzrede.

London. Das britische Pfund ist wegen der Sorge vor einem harten Brexit-Kurs der Regierung abermals massiv unter Druck geraten. In der Nacht zum Montag sackte der Kurs der Währung erstmals seit Oktober wieder unter die Marke von 1,20 Dollar. Montagmittag lag der Kurs bei 1,2059 Dollar.

Seit dem Brexit-Votum vom vergangenen Juni hat die britische Währung etwa 20 Prozent an Wert eingebüßt. Anfang Oktober ist das Pfund unter anderem wegen übertriebener Marktbewegungen bis auf 1,1841 Dollar gefallen – auf den tiefsten Stand seit den 1980er-Jahren. Damals war das Pfund binnen weniger Minuten um mehr als sechs Prozent abgestürzt. Dieser „Flash-Crash“ war durch automatisierte Handelsprogramme bei einem vergleichsweise geringen Handelsvolumen ausgelöst worden. Sieht man von diesem kurzzeitigen Absturz ab, ist das Pfund zum Wochenbeginn so schwach wie seit über 30 Jahren nicht mehr.

„Nachdem es etliche Wochen so aussah, als könne das Pfund der Brexit-Diskussion gut widerstehen, gab es wieder einmal einen kräftigen Schlag für die britische Währung“, schrieben Experten des Bankhauses Metzler. An den Finanzmärkten verstärkten sich die Sorgen vor den wirtschaftlichen Folgen des EU-Austritts für Großbritannien. Dies drücke auf den Wert der Währung.

Austritt aus Zollunion

Als Auslöser für die Pfund-Schwäche gelten Berichte, die auf einen harten Brexit hindeuten. Angeblich soll die britische Regierung etwa einen Austritt aus der EU-Zollunion anstreben, um bilaterale Handelsverträge schließen zu können. Eine Sprecherin von Premierministerin Theresa May hat die Berichte als Spekulation zurückgewiesen. Dennoch bleibt der Markt alarmiert. Außerdem werden Aussagen des britischen Finanzministers Philip Hammond als Hinweis auf einen harten Brexit gedeutet. Hammond hat Steuersenkungen angedeutet, um die britische Wirtschaft im Vergleich zur EU wettbewerbsfähiger zu machen. „Offener hat wohl noch nie ein britischer Politiker der EU mit einem Handelskrieg gedroht“, sagte dazu Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz.

Am Dienstag hält May eine mit Spannung erwartete Grundsatzrede zum EU-Austritt. Anleger gehen davon aus, dass May die offizielle Haltung der Regierung zu den Brexit-Verhandlungen darlegen wird. Noch begünstigt das schwache Pfund zwar den Export britischer Waren und sorgt so für robuste Konjunkturdaten. Allerdings verteuert das schwache Pfund die Importe und kann so die Inflation verstärken. (DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2017)

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