Firmen kommen leichter an Kredite

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Die Nachfrage nach Krediten dürfte in diesem Jahr höher ausfallen als zuletzt. Die Banken kommen den Unternehmen mit geringeren Anforderungen entgegen.

Wien/Frankfurt. Noch im Schlussquartal des vergangenen Jahres hatte es nicht so rosig ausgesehen: Erstmals seit drei Jahren waren die europäischen Banken knausrig in Sachen Kreditvergabe. Vor allem in den Niederlanden wurden die Bedingungen für Unternehmen verschärft. Dies traf vor allem kleinere und mittlere Firmen.

In Österreich ergab sich ein anderes Bild: Wie die Oesterreichische Notenbank am Dienstag mitteilte, kam es hierzulande erstmals seit 2007 wieder zu einer „eindeutigen, wenn auch nur leicht gestiegenen“ Nachfrage nach Unternehmenskrediten. Auch beim Zugang zu Darlehen war eine Erholung zu bemerken. Letzteres ist im Sinne der Europäischen Zentralbank (EZB): Firmen sollen Kredite aufnehmen können und ihr Geld investieren. Davon erhofft sich die Zentralbank eine Belebung der Konjunktur.

Der europäische Trend zum Jahresende dürfte aber ohnehin nur ein Ausrutscher gewesen sein. Für Firmen aus der Eurozone könnte der Zugang zu Darlehen 2017 wieder leichter werden. Aus einer vierteljährlichen Umfrage der EZB unter rund 140 führenden Geldhäusern geht hervor, dass zwischen Jänner und März mit einer Lockerung der Kreditstandards gerechnet wird. Auch geht man von steigendem Interesse aus.

Zinssitzung am Donnerstag

Die Zentralbank schleust seit März 2015 über den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem. Mit den Transaktionen will die EZB Banken dazu bewegen, weniger in Anleihen zu investieren und stattdessen mehr Darlehen an die Wirtschaft auszureichen. Erst im Dezember verlängerte die Notenbank ihre Wertpapierkäufe um neun Monate bis zum Ende des laufenden Jahres. Das Gesamtprogramm der EZB schwillt damit auf die Summe von 2,28 Billionen Euro an.

Noch an diesem Donnerstag wird EZB-Präsident Mario Draghi mit seinen Ratskollegen zu einer Zinssitzung zusammenkommen. Experten schätzen, dass die Zentralbank nicht an ihrem aktuellen Kurs rütteln wird. Auch den Leitzinssatz, der seit März 2016 auf einem Rekordtief von null Prozent verharrt, wird das Gremium wohl unangetastet lassen. Dennoch ist die EZB über kurz oder lang unter Zugzwang. Denn die US-Notenbank hat die Zinswende bereits eingeläutet. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)

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