Fed bereitet sich auf Zinserhöhung vor

Fed-Chefin Janet Yellen
Fed-Chefin Janet Yellen(c) AFP (SAUL LOEB)
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Nach behutsamen Leitzinserhöhungen in den vergangenen Jahren will US-Notenbankchefin Janet Yellen das Tempo verschärfen.

Kurz vor der Vereidigung des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat die US-Notenbank Fed das Land auf Zinserhöhungen eingestimmt. "Es ist riskant und unklug, die Wirtschaft merklich und andauernd überhitzen zu lassen", sagte Yellen in der Nacht zum Freitag an der Elite-Universität Stanford. Sie halte es daher für vernünftig, die Zinsen schrittweise zu erhöhen.

Viele Experten erwarten, dass der wirtschaftliche Aufschwung durch geplante Steuersenkungen und billionenschwere Ausgaben unter Trump einen Extraschub erhalten wird. Die Notenbank hat im Dezember erst zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts die Zügel gestrafft. 2017 hat sie allerdings drei Erhöhungen ins Auge gefasst.

Zurzeit liegen die Zinsen in einer Spanne zwischen 0,5 und 0,75 Prozent. Da bereits Vollbeschäftigung herrscht und auch die Inflationsrate im Zielbereich der Fed liegt, dringt Yellen nun auf Tempo. Viele Experten rechnen für Anfang Februar noch nicht mit einer Zinserhöhung, im zweiten Quartal dürfte sie jedoch auf die Agenda kommen. Jüngst signalisierte Yellen, dass sie bis zum Ende des Jahrzehnts mehrere Anhebungen pro Jahr für angebracht hält - bis zu einem Niveau von rund 3 Prozent.

Ähnliche Töne wie Reagan

Ob sie bis dahin noch an der Spitze der Notenbank stehen wird, ist jedoch fraglich. Trump liegt mit der Top-Währungshüterin überkreuz und will ihr nach Ablauf ihrer Amtszeit als Fed-Gouverneurin im Februar 2018 den Stuhl vor die Tür stellen. Dass sie just vor dem Machtwechsel in Washington eine schärfere geldpolitische Gangart signalisiert, lässt daher aufhorchen. Trump hatte ihr vorgeworfen, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, um dem demokratischen Präsidenten Barack Obama das Platzen einer Börsenblase in dessen Amtszeit zu ersparen. Die Wahl des Republikaners Trump im November hat dazu geführt, dass die Investoren in der Hoffnung auf einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung für weiteren Auftrieb an der Wall Street sorgten.

Doch Experten wie Roberto Perli vom Analysehaus Cornerstone Macro warnen, dass die von Trump verordnete Medizin des Guten zu viel sein könnte. Denn dessen Wirtschaftsprogramm passe besser in Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit hoch sei, meint der Ökonom, der früher selbst für die Fed tätig war. Da jedoch mit einer Arbeitslosenquote von deutlich unter fünf Prozent praktisch Vollbeschäftigung herrsche, könne die Notenbank in eine ähnliche Bredouille geraten wie Ende der 80er Jahre. Damals hatte der damalige US-Präsident Ronald Reagan mit Steuersenkungen der Wirtschaft ebenfalls einen Extra-Schub verliehen. Die Fed reagierte mit einer überraschend aggressiven geldpolitischen Straffung. Dennoch rutschte die Wirtschaft zu Beginn der 90er-Jahre in die Rezession ab. Der Trump-Berater Anthony Scaramucci sagte jüngst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, der neue Präsident werde bei der Vereidigung ähnliche Töne wie Reagan anschlagen, der 1981 ins Amt kam.

Yellens Kollege John Williams sagte unterdessen mit Blick auf die Regierungszeit Trumps, die Unsicherheit sei zurzeit nicht größer als nach anderen Wahlen: "Es geht nicht nur um die Haushaltspolitik, sondern auch um die neue Regierung und den neuen Kongress." Die Fed konzentriere sich auf die Auswirkungen auf die Wirtschaft.

(APA/Reuters)

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