Telekom muss Milliarden stemmen

Für Telekom-Boss Plater liegt die Latte bei Investitionen sehr hoch.
Für Telekom-Boss Plater liegt die Latte bei Investitionen sehr hoch.(c) Clemens Fabry
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Der heute fällige Bond wird mit einem neuen refinanziert. Für weitere Tilgungen, das Glasfasernetz und die 5G-Technologie sowie Zukäufe könnte es eine Kapitalerhöhung geben.

Wien. Negative Überraschungen dürfte Telekom-Austria-Boss Alejandro Plater nicht parat haben, wenn er am Dienstag die Bilanz für 2016 vorlegt. Trotz des anhaltenden Preiskampfs im Mobilfunk und harter Bedingungen in einigen Märkten hat sich das Geschäft vor allem im zweiten Halbjahr sehr gut entwickelt. RCB-Analyst Bernd Maurer rechnet deshalb mit einem Nettogewinn von 296,3 Mio. Euro (das bessere Ergebnis 2015 erklärt sich mit Einmaleffekten). Die Aktie spiegelt dies mit einem Wertgewinn seit Mitte November wider.

Das ist genug Geld, um die erstmals seit 2012 von fünf auf 20 Cent angehobene Dividende zu zahlen. 133 Mio. Euro kostet sie den Konzern, wovon etwas mehr als die Hälfte der Haupteigentümer America Movil einstreift. Ein gutes Viertel lukriert der Staat.

Plater muss aber in den nächsten Jahren weit mehr Geld in die Hand nehmen, denn es stehen gleich mehrere große Brocken an. Der erste ist schon heute, Freitag, fällig: Die Telekom muss die 500 Mio. Euro schwere Anleihe bedienen, die 2005 mit einem Kupon von 4,25 Prozent begeben wurde. Das ist eine leichte Übung, hat der Konzern doch dafür im November 2016 einen Bond im selben Volumen begeben. „Der Erlös aus dieser Anleihe dient primär der Refinanzierung“, bestätigt Konzernsprecherin Barbara Grohs die Erwartungen des Finanzmarkts.

In Summe hat die Telekom noch vier Bonds im Volumen von 2,3 Mrd. Euro ausstehen. Dazu kommt die Hybridanleihe mit 600 Mio. Euro, die Eigenkapitalcharakter hat. Fällig werden die Anleihen ab 2021, wobei sie einen niedrigeren Kupon aufweisen als die alten – was eine Erleichterung ist.

Das heißt aber nicht, dass Plater den kräftig sprudelnden Cashflow, den die RCB auch in den kommenden Jahren mit rund einer Mrd. Euro ansetzt, in den nächsten Jahren auf die hohe Kante legen kann. Denn es gilt, mit neuen Technologien die Marktführerschaft zu erhalten bzw. auszubauen. Und das kostet.

Breitband und 5G

Da ist zum einen der Ausbau des Glasfasernetzes für die Breitband-Versorgung: „Dafür nehmen wir zu den regulären Investitionen von 300 bis 400 Mio. Euro jährlich zwischen 2014 bis 2018 zusätzlich 400 Mio. Euro in die Hand“, sagt Grohs.

Ein weiteres Großprojekt ist die jetzt zur Regierungssache erklärte flächendeckende Digitalisierung mittels des neuen Handystandards 5G. Auf drei Mrd. Euro wird der Ausbau geschätzt – die Telekom wird einen Teil schultern müssen. Offen ist, wie viel die Telekom und die anderen Mobilfunker T-Mobile und „3“ für die für 5G notwendigen Funkfrequenzen zahlen müssen, die ab 2018 unter den Hammer kommen. „Zwei Mrd. Euro wie bei der letzten Versteigerung 2013 dürfen es nicht werden“, lautet das unmissverständliche Signal aus der Branche.

Für diese Megaprojekte muss die Telekom natürlich auch Kredite anzapfen. Sollte es auch eine große Akquisition geben, die die America Movil nach eigener Aussage über die Telekom als Expansionsplattform anpeilt, kommt die immer wieder diskutierte, bisher aber mangels eines geeigneten Kaufobjekts nicht realisierte Kapitalerhöhung ins Spiel. Die wäre für die Mexikaner kein Problem, für die Staatsholding Öbib jedoch schon. Um den Staatsanteil von 28,4 Prozent zu halten, müsste sie viel Geld in die Hand nehmen, das sie nicht hat.

Vorerst ist freilich alles offen. Grohs zur „Presse“: „Die Finanzierung von auf uns zukommenden Herausforderungen – aber auch Chancen – werden wir zum gegebenen Zeitpunkt bestimmen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2017)

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