OMV verwöhnt mit mehr Dividende

PEROUTKA Guenther / WB
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Der Öl- und Gaskonzern leidet weiter unter dem niedrigen Ölpreis. Bei Kostensenkungen und Cashflow landete er im Vorjahr aber große Erfolge. Solche peilt man auch 2017 an.

Wien. OMV-Chef Rainer Seele war schon einmal cooler zur Sache gegangen. Strikt im Wortlaut las er gestern den vorformulierten Text zur Präsentation der Vorjahreszahlen ab. Die Beantwortung der Fragen überließ er gekonnt den beisitzenden Vorständen.
Dabei hatte er nicht wenig Erfreuliches zu berichten. Vor allem für seine Aktionäre. Ihnen möchte er nun 1,2 Euro je Anteilsschein ausschütten − um ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Dazu kommt die neue Dividendenpolitik, künftig „mindestens einen Euro je Aktie“ zu zahlen, „vorausgesetzt, dass dies nicht die langfristige finanzielle Stabilität unseres Unternehmens beeinträchtigt“. Die Aktie stieg gestern Früh um über drei Prozent.
Seele hält sich formal an seine eigene Vorgabe, im Unterschied zu früher „keine Dividende mehr auf Pump“ auszuzahlen. Aber der Periodenüberschuss 2016 ist mit drei Millionen Euro gering, auch wenn das Minus von 1,255 Mrd. Euro aus dem Jahr 2015 weit zurückgelassen wurde. Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS Ebit) − eine wichtige Kennzahl in der Branche − ist mit 1,1 Mrd. Euro sogar um ein Fünftel geschrumpft.

Cash und Kostensenkungen

Der niedrige Ölpreis und schwächere Raffineriemargen machten dem österreichischen Mineralölkonzern weiter zu schaffen. Immerhin hatte sich der Ölpreis innerhalb des Vorjahres vom Achtjahrestief bei unter 30 Dollar je Barrel auf zuletzt wieder 55 Dollar erholt. Zu verdanken war dies vor allem der Einigung zwischen Opec- und Nicht-Opec-Förderstaaten im Herbst, die Produktion zu drosseln.
Entsprechend hat die OMV das Geschäft im vierten Quartal verbessert: Das CCS Ebit wurde in diesem Zeitraum um 68 Prozent auf 315 Mio. Euro gesteigert. Der Umsatz im Gesamtjahr ging dennoch um 15 Prozent auf 19,3 Mrd. Euro zurück. Und das, obwohl die Gesamtproduktion um drei Prozent auf 311.000 boe/d (Barrel Öläquivalente pro Tag) gesteigert wurde.
Im Übrigen hat sich Seele seinen Vorgaben entsprechend auf die Generierung von Cash konzentriert und konnte gestern 1,1 Mrd. Euro freien Cashflow vermelden − um 1,7 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr. Diese Summe wurde durch den Verkauf von Assets hereingespielt. Etwa ein Drittel davon brachte der Verkauf von 49 Prozent am Netzbetreiber Gas Connect Austria ein.
Bei den Kostensenkungen − ein weiterer Fokus des OMV-Chefs − hat Seele im Vorjahr das angepeilte Ziel von 100 Mio. Euro um 100 Prozent übertroffen − und zwar durch mehr Effizienz und eine Personalreduktion um sieben Prozent auf 22.544 Mitarbeiter.
„Unsere Anstrengungen tragen endlich Früchte“, resümierte Seele gestern: „Die OMV ist auf Kurs.“

Reiseziele

Wohin die Reise geht? Vor dem Hintergrund, dass sich der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau stabilisiere, erwartet die OMV am Jahresende wieder einen positiven freien Cashflow. Dazu Kostensenkungen von 250 Mio. Euro und einen Anstieg der OMV-Produktion auf 320.000 boe pro Tag. Anfang 2019 könnten dann 350.000 boe pro Tag erreicht werden, sofern zusätzlich zu neuen Produktionsaufnahmen in Tunesien und Norwegen sich auch das zuletzt wieder intensiver bearbeitete Libyen gut entwickle, so Vorstand Johann Pleininger.
Was das geplante Tauschgeschäft mit der russischen Gazprom betrifft, so will die OMV übrigens bis Sommer grünes Licht von den Behörden einholen. Fortschritte gebe es auch bei der Suche nach einer Form der Beteiligung am umstrittenen Ausbau der russischen Ostseepipeline Nord Stream 2, so Vorstand Manfred Leitner. Und beim Verkauf der OMV Petrol Ofisi in der Türkei, der heuer abgeschlossen werden soll.

(APA)

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