ProSiebenSat.1 wälzt Pläne für boomendes Reisegeschäft

AFP (CHRISTOF STACHE)
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Florierende Online-Portale für Reisen, Preisvergleiche und Partnervermittlung treiben den Gewinn von ProSiebenSat.1 erstmals in die Milliardenhöhe.

Angesichts neuer Umsatz- und Gewinnrekorde im vergangenen Jahr feilt ProSiebenSat.1 an Plänen für seinen größten Wachstumstreiber. Das Management prüfe verschiedene strategische Optionen für das Online-Reisegeschäft mit Internetseiten wie Etraveli, Mydays oder weg.de, teilte der Fernsehkonzern am Donnerstag anlässlich seiner Bilanzvorlage mit. Ob es auf den Einstieg eines Minderheitsgesellschafters, einen Zusammenschluss mit einem anderen Anbieter oder gar um einen Verkauf des Segments hinausläuft, ließ ein Sprecher offen. Konzernchef Thomas Ebeling will sich mittags auf einer Pressekonferenz äußern.

Die Erlöse im Reisegeschäft schossen im vergangenen Jahr um um 76 Prozent oder 137 Millionen Euro auf 316 Millionen Euro in die Höhe. Damit steuerte dieses Segment ein Viertel des gesamten Konzernwachstums bei. Sogar die wesentlich größere Fernsehsparte, die 2,2 Milliarden Euro einnahm, legte in absoluten Zahlen deutlich weniger zu. Insgesamt wuchs der Konzernumsatz um 17 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro, den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte.

Die Reiseportale und weitere Internetseiten lieferten auch fast die Hälfte des Gewinnwachstums von ProSiebenSat.1 und sorgten dafür, dass der Dax-Konzern erstmals einen Milliardengewinn einfuhr. Zu dem Betriebsergebnis von knapp über einer Milliarde Euro trug die Internetsparte 180 Millionen Euro bei. Dazu zählen neben den Reiseseiten Preisvergleichsportale wie Verivox, die Online-Partnervermittlung Parship sowie Anbieter von Kosmetik- und Lifestyle-Artikeln. Den Gewinn der Reiseportale, die nun auf dem Prüfstand stehen, weist der Konzern nicht gesondert aus.

Beteiligungen unter Beobachtung

Das Portfolio der Konzernbeteiligungen solle laufend überarbeitet werden, erläuterte ProSiebenSat.1. Das Unternehmen verwies in diesem Zusammenhang auf eine jüngst geschlossene Partnerschaft mit den TV-Firmen Mediaset in Italien und TF1 in Frankreich. Beide waren über eine Kapitalerhöhung bei der ProSiebenSat.1-Tochter Studio71 eingestiegen.

Studio71 vertreibt Videos auf Plattformen wie Youtube und profitiert damit von Werbeeinnahmen. Mit dem Geld und den Kontakten seiner Partner will ProSiebenSat.1 die internationale Expansion dieses so genannten Multi-Channel-Netzwerks vorantreiben. Einer der größten Konkurrenten ist der Anbieter BroadbandTV des ProSiebenSat.1-Rivalen RTL. RTL lotet ebenfalls verschiedene Optionen für die Zukunft seiner Beteiligung aus.

Vorstandschef Ebeling hatte bereits früher einen Börsengang einzelner Konzernbeteiligung als längerfristige Option ins Spiel gebracht. Zugleich bekräftigte er allerdings am Donnerstag, auch künftig auf eine Kombination mehrerer Geschäftsfelder zu setzen und seine Sparten enger miteinander zu verknüpfen. ProSiebenSat.1 betreibt neben werbefinanzierten Fernsehsendern in Deutschland, Österreich und der Schweiz das kostenpflichtige Online-Videoportal Maxdome, mehrere Internetseiten mit kostenpflichtigen Produkt- und Dienstleistungsangeboten sowie eine TV-Produktionstochter.

(Reuters)

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