Unruhe kehrt auf den Ölmarkt zurück

Öltransport auf dem Landweg in den USA. Nach Jahren der Flaute rechnet sich die Förderung aus Schieferöl zum Ärger der Opec wieder.
Öltransport auf dem Landweg in den USA. Nach Jahren der Flaute rechnet sich die Förderung aus Schieferöl zum Ärger der Opec wieder.(c) APA/AFP/ROBYN BECK
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Nach Monaten relativer Ruhe beginnt ein neues Tauziehen auf dem Ölmarkt. Die Ausweitung der US-Produktion drückt den Preis. Die Opec überlegt, die Förderkürzungen beizubehalten.

Wien. Die Verschnaufpause auf dem Ölmarkt geht allmählich zu Ende. Über Monate hinweg hatte das vorjährige Dezember-Abkommen zwischen dem Ölkartell Opec und den Nicht-Opec-Förderländern, die Förderung zu drosseln und damit den Preis zu stabilisieren, ja die gewünschte Wirkung erzielt: Der Preis für die in Europa maßgebliche Nordseesorte Brent, der aufgrund der Ölschwemme ab Mitte 2014 von über 110 Dollar je Barrel auf unter 30 Dollar gesunken war, hatte sich auf zwischenzeitlich über 58 Dollar erholt.

Seit drei Wochen aber ist der Preis wieder rückläufig. Brent hat an die neun Prozent seit Monatsbeginn verloren. Allein in der Vorwoche waren es knapp zwei Prozent. Bei der in den USA maßgeblichen Sorte WTI gestaltete sich der Preisverfall noch drastischer. Seit Monatsbeginn waren es über elf Prozent.

USA drehen den Spieß um

In der Tat ist die Ursache des Problems auch in den USA zu Hause. Dort nämlich hat die vom Opec-Deal bewirkte Preissteigerung die ökologisch umstrittene Förderung aus Schiefergestein wieder rentabel gemacht. Entsprechend wird die Förderung auch ausgeweitet. So zeigen die jüngsten Zahlen der Erdöl-Service-Gesellschaft Baker Hughes, dass die Zahl der aktiven Ölbohrungen dort in der vergangenen Woche um 21 auf 652 angestiegen ist. Das ist das höchste Niveau seit 18 Monaten, wie die Commerzbank in einem Kommentar betont. Die gesamte US-Förderung beläuft sich auf 9,1 Mio. Barrel pro Tag – so viel wie zuletzt im Februar 2016.

Wie sehr übrigens die zunehmende US-Ölproduktion auf den Preis drücke, zeige sich laut Commerzbank an der jetzigen Preisdifferenz zwischen Brent- und WTI-Öl. Sei Brent mit etwa 50,5 Dollar je Barrel schon billig, so sei WTI noch um drei Dollar billiger. „Das ist die größte Preisdifferenz seit Ende 2015.“

Prognosen der Internationalen Energieagentur zufolge wird die US-Ölproduktion heuer um täglich 390.000 Barrel zunehmen. Dabei besteht ohnehin derzeit noch immer ein globaler Angebotsüberhang von täglich etwa 300.000 Barrel, nachdem er im Vorjahr über eine Million Barrel betragen hat.

Alarmglocken der Opec

Nicht zufällig beginnen bei der Opec und manchen Nicht-Opec-Staaten die Alarmglocken wieder zu läuten. In der Vorwoche hat das bei der Opec angesiedelte Komitee zur Überwachung der Produktionskürzungen bei einem Treffen in Kuwait die Empfehlung ausgegeben, eine Verlängerung der seit Anfang des Jahres geltenden Förderkürzungen zu prüfen. Die bisher vereinbarten Kürzungen laufen ja zur Jahreshälfte aus.

Ohnehin hatte es monatelanger Verhandlungen unter den äußerst heterogenen Förderstaaten bedurft, um überhaupt zu dieser Einigung zu kommen. Dass sie auch weitgehend umgesetzt wird, gilt Beobachtern angesichts früherer Negativerfahrungen als kleines Wunder.

Ob es aber nun tatsächlich zu einer Verlängerung der Einigung kommt, ist ungewiss und wird sich erst auf dem nächsten regulären Opec-Treffen Ende Mai zeigen. Die Aussagen in Kuwait vom Wochenende konnten den Preis nicht stabilisieren.

Die Ölförderländer selbst haben jedenfalls keine Illusionen. So hat Elvira Nabiullina, Zentralbankchefin des weltweit größten Nicht-Opec-Förderers Russland, in der Vorwoche angedeutet, der Ölpreis könne bis zum Jahresende wieder auf 40 Dollar je Barrel absacken. Die Förderung aus traditionellen Lagerstätten ist damit zwar noch nicht unrentabel. Investitionen in schwierigere Felder müssen dann aber wieder auf den Prüfstand.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2017)

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