Euro legt nach Frankreich-Wahl zu - Ökonomen erleichtert

Jörg Krämer
Jörg KrämerDie Presse (Clemens Fabry)
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Analysten erwarten,dass "Macron neuer Präsident wird." Nach dem Wahlausgang stieg der Euro auf den höchsten Stand seit fast fünf Monaten.

Unter Finanzmarktexperten sorgte der Ausgang des ersten Wahlgangs in Frankreich für Erleichterung - sie hatten eine Stichwahl zwischen den Euro-Gegnern Le Pen und Melenchon gefürchtet. "Es ist nicht zu einem Horror-Ergebnis gekommen, das die Stabilität der Währungsunion bedroht hätte", sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: "Es werden nicht Links- und Rechtsradikale gemeinsam in die zweite Runde gehen. Das ist sehr gut." Dass Le Pen nicht stärker als in den Umfragen abgeschnitten habe, senke die Risiken, dass es in der entscheidenden Runde schief gehen könnte, sagte Krämer. "Deshalb gehen wir davon aus, dass Macron neuer Präsident wird."

Auch der Wirtschaftsforscher Michael Hüther sieht im Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl ermutigende Signale für Europa. "Die Achse Paris-Berlin kann wieder zu einem starken Motor werden. So ist das Schlimmste erst einmal verhindert worden", erklärte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. "Freilich: die zweite Runde in 14 Tagen muss erst noch gewonnen werden", hob Hüther hervor. "Und dann beginnt die Arbeit in einem wirtschaftsstrukturell schwach aufgestellten Land." Dabei werde Deutschland eine wichtige Rolle der Kooperation zukommen.

Le Pen lehnt den Euro ab und befürwortet die Rückkehr zu nationalen Währungen. Macron dagegen ist ein Befürworter der EU und der Euro-Zone, er hat sich aber auch kritisch über die deutsche Exportstärke geäußert. Dennoch war er von deutschen Regierungsmitgliedern öffentlich unterstützt worden. Der Euro reagierte mit Kursgewinnen: In der ersten Euphorie über den Wahlausgang stieg der Euro bis auf 1,0933 US-Dollar und damit den höchsten Stand seit fast fünf Monaten gestiegen. Zuletzt kostete ein Euro mit 1,0840 Dollar rund ein Prozent mehr als Freitagabend.

Wirtschaftsentwicklung wichtig für Wahlausgang

Bis zuletzt war Umfragen zufolge knapp ein Drittel der Wahlberechtigten unentschlossen. Meinungsforschern zufolge bestimmten die Arbeitslosigkeit, die Wirtschaftsentwicklung und die Glaubwürdigkeit der Politiker die Entscheidung der Wähler. Aber auch die Sicherheit spielte eine große Rolle. Erst am Donnerstag war in Paris bei einem Attentat ein Polizist getötet worden, eine deutsche Touristin war verletzt worden. Noch immer herrscht in Frankreich der Ausnahmezustand. Seit Anfang 2015 wurden dort mehr als 230 Menschen bei Anschlägen getötet.

(Reuters/Red.)

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