Lufthansa fliegt zum Jahresauftakt überraschend Gewinn ein

Lufthansa-Chef Carsten Spohr überrascht mit guten Quartalszahlen
Lufthansa-Chef Carsten Spohr überrascht mit guten QuartalszahlenAFP (PRAKASH SINGH)
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Die Lufthansa erwirtschaftet im saisonal schwachen Winterquartal erstmals seit Jahren schwarze Zahlen. Die Betriebsverluste der Wiener Tochter AUA haben sich allerdings fast verdoppelt.

Die Lufthansa fliegt im reiseschwachen Winterquartal überraschend schwarze Zahlen ein. In den ersten drei Monaten des Jahres sei ein Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) von 25 Millionen Euro erzielt worden nach einem Verlust von 53 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Lufthansa am Donnerstag mitteilte. "In dem für alle Airlines traditionell schwierigen ersten Quartal haben wir zum ersten Mal seit 2008 ein positives Ergebnis erreicht", sagte Finanzchef Ulrik Svensson. Grund für den Umschwung seien gute Geschäfte in den Sparten Technik und bei der Fracht-Tochter. Airlines fahren im reiseschwachen Jahresauftaktquartal meist rote Zahlen ein - Geld wird in der Regel erst in der Hochsaison im Sommer verdient. Der Konzernumsatz stieg im ersten Quartal um elf Prozent auf 7,7 Milliarden Euro.

Von Reuters befragte Analysten hatten bei Erlösen von 7,5 Milliarden Euro mit einem Betriebsverlust von 26,6 Millionen Euro gerechnet. An der Prognose für das Gesamtjahr hält der Vorstand fest: Das bereinigte Ebit dürfte 2017 leicht unter dem Wert des Vorjahres von 1,75 Milliarden Euro liegen.

Ruhe bei den Gewerkschaften

Die Geschäfte des knapp 130.000 Mitarbeiter starken Luftfahrt-Konzerns laufen gut. In den ersten drei Monaten flogen 25 Millionen Menschen mit der Lufthansa und ihren Töchtern wie Swiss oder Austrian Airlines - ein Plus von 13 Prozent. Ein Großteil des Anstiegs geht auf das Konto der Billigtochter Eurowings und der nun komplett übernommenen Brussels Airlines. Das Wachstum ist Balsam auf die Seelen der Lufthansa-Oberen, da sie voriges Jahr den Titel der nach Passagieren größten europäischen Fluglinie an Ryanair abgeben mussten. Nun besteht die Aussicht, die Iren wieder einzuholen. Denn im Gesamtjahr will die Kranich-Linie die Kapazitäten konzernweit um gut zwölf Prozent hochfahren.

Zudem fielen im März erstmals seit dreieinhalb Jahren wegen der guten Buchungen die Ticketpreise nicht mehr. Es war der erste Anstieg seit August 2013 - seitdem hatte der Konzern stets über sinkende Ticketeinnahmen geklagt. Grund waren meist die Überkapazitäten in der Branche.

Ruhe hat die Lufthansa vor ihren streikfreudigen Gewerkschaften. Konzernchef Carsten Spohr erzielte vor gut einem Monat einen Durchbruch in allen offenen Punkten im Tarifstreit mit den Piloten. Der harte Schlagabtausch mit den gut organisierten Flugzeugführen hat die Kranich-Airline ein halbes Jahrzehnt lang gelähmt. Vierzehn Streiks verunsicherten die Lufthansa-Kundschaft weltweit, die Kosten der Arbeitsniederlegungen summierten sich auf eine halbe Milliarde Euro. Und den Clinch bei Eurowings mit den Flugbegleitern schlichtet derzeit Berlins ehemaliger Regierungschef Klaus Wowereit.

Verlust bei AUA gestiegen

Bei der österreichischen Lufthansa-Tochter AUA (Austrian Airlines) war im ersten Quartal 2017 der Betriebsverlust (EBIT bereinigt um Bewertungsgewinne, vor Zinsen und Steuern) mit 59 Millionen Euro  fast doppelt so hoch wie im ersten Quartal vor einem Jahr.

Das lag nach AUA-Angaben im wesentlichen daran, dass Anfang vorigen Jahres mit dem Flughafen Wien-Schwechat ein neuer, billigerer Mietvertrag abgeschlossen worden war. Das brachte damals für die Quartalsbilanz einen positiven Einmaleffekt in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe. So einen Einmaleffekt gab es heuer nicht.

Den Umsatz hat die AUA in den ersten drei Monaten um 10 Prozent auf 440 Millionen Euro angehoben. Es wurden um 7 Prozent mehr Passagiere befördert. Die Fluggesellschaft beschäftigt auch 7 Prozent mehr Mitarbeiter als voriges Jahr um diese Zeit.

Das Passagier- und Umsatzwachstum im ersten Quartal macht dem AUA-Vorstand Freude. Damit zeige sich, dass die Nachfrage trotz schwieriger Marktsituation ungebrochen sei. Zugleich aber "belastet uns der für diese Breitengrade typische saisonale Wintereffekt nach wie vor stark", befand AUA-Finanzchef Heinz Lachinger. Das will man aber bald aufgeholt haben. Für das Gesamtjahr 2017 erwartet die AUA weniger Gewinn als voriges Jahr. Das hat der Vorstand bereits vor längerem prognostiziert. Das Ergebnis 2017 werde aber "deutlich positiv" sein, schrieb die AUA Donnerstagfrüh.

(Reuters)

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