Scheidender Chef sieht LafargeHolcim auf Kurs

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Kurz nach dem Rücktritt von Konzernchef Eric Olsen hat der Schweizer Zementriese LafargeHolcim ein überraschend gutes Ergebnis vorgelegt.

LafargeHolcim-Konzernchef Eric Olsen hat den fusionierten Schweizer Zementriesen vor seinem Abgang in ruhigeres Fahrwasser gesteuert. Vor allem dank des Verkaufs des Vietnam-Geschäfts schaffte der Weltmarktführer einen Gewinn von 226 Millionen Franken nach einem Verlust von 107 Millionen vor Jahresfrist, wie LafargeHolcim am Mittwoch mitteilte. Aber auch im Tagesgeschäft lief es rund. "Wir hatten einen vielversprechenden Start ins Jahr, das gilt insbesondere für den März", erklärte Olsen, der Mitte Juli ausscheidet. Im Gesamtjahr peilt der Weltmarktführer weiterhin eine prozentual zweistellige Ergebnissteigerung an.

"Es gibt nicht viele Fusionen, von denen man zwei Jahre später sagen kann: Das ist ein Erfolg", erklärte Olsen. "Genau das haben wir geschafft." Der Zusammenschluss der französischen Lafarge mit der Schweizer Holcim im Sommer 2015 war eine schwere Geburt. Die Kulturen der beiden Unternehmen erwiesen sich als schwer vereinbar, in Spitzenpositionen kam es zu vielen Wechseln. Die Folge: LafargeHolcim geriet gegenüber Rivalen wie Heidelbergcement oder der irischen CRH ins Hintertreffen. Doch inzwischen haben die Schweizer wieder Tritt gefasst: Der bereinigte Betriebsgewinn stieg im Startquartal um 14,5 Prozent auf 801 Millionen Franken und übertraf damit die Analystenschätzung leicht.

Die Experten waren sich in der Beurteilung der Zahlen nicht ganz einig. Während ZKB-Analyst Martin Hüsler das Ergebnis und den Ausblick nach der Rücktrittsankündigung Olsens als beruhigend einstufte, verwies Josep Pujal von Kepler Cheuvreux auf Sonderfaktoren, die geholfen hätten. "Das Q1-Ergebnis war nicht der Triumph, den die Medienmitteilung vorzugeben versuchte." An der Börse sanken die Aktien um ein Prozent. Pujal warnte auch, dass der Chefwechsel die Führungsmannschaft von der Erreichung der Finanzziele ablenken könnte.

Olsen hatte im April das Handtuch geworfen, nachdem ein interner Untersuchungsbericht ergeben hatte, dass Zahlungen an bewaffnete Gruppen im syrischen Bürgerkrieg zur Weiterführung eines Werks nicht akzeptabel gewesen seien. Olsen trage allerdings keine Verantwortung für die Fehler. In einer Telefonkonferenz deutete der Amerikaner an, dass es zuletzt Spannungen mit dem Verwaltungsrat gegeben habe. Wenn Olsen den Konzern verlässt, übernimmt Präsident Beat Hess vorübergehend zusätzlich die operative Leitung und verantwortet dann auch den Halbjahresabschluss. Schon vorher dürfte einem Insider zufolge allerdings der Verwaltungsrat, in dem auch die Großaktionäre vertreten sind, bei wichtigen Entscheidungen mitreden. Ein dauerhafter Nachfolger für Olsen steht noch nicht fest.

(Reuters)

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