Gold schafft den Befreiungsschlag nicht

Goldbarren
Goldbarren (c) imago/Ikon Images (imago stock&people)
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Politische Entspannung in Europa und Kaufzurückhaltung der Notenbanken halten den Goldpreis weiter niedrig.

Von 1230 auf 1285 Dollar und wieder zurück: Der Preis für die Feinunze Gold legte in den vergangenen 30 Tagen eine richtige Achterbahnfahrt hin. Und wer geglaubt hat, dass mit dem jüngsten Preisanstieg der Bann gebrochen ist, der hat sich grob getäuscht: Analysten glauben nicht, dass die Goldnotierung auf Dollarbasis in nächster Zeit große Bewegungen machen wird.

Goldman Sachs beispielsweise schätzt den Goldpreis auf Dreimonatssicht auf 1200 Dollar je Feinunze. Das würde aus jetziger Sicht trotz des jüngsten Preisverfalls sogar noch einen kleinen Spielraum nach unten bedeuten.

Das Ganze steht natürlich unter der Prämisse, dass die Demoskopen diesmal ausnahmsweise Recht behalten und Emmanuel Macron heute die französischen Präsidentenwahlen gewinnt. Denn die Krisenkomponente in der Goldnotierung wird derzeit zweifellos von den weiteren Aussichten für die Eurozone dominiert. Und die sind nun einmal um Häuser besser, wenn in Paris ein Proeuropäer an der Macht ist. Und nicht eine radikale Rechtspopulistin, deren Frexit-Drohung sehr schnell die nächste Eurokrise auslösen könnte. Allerdings beinhaltet der stark nachgebende Goldpreis auch einen kleinen Le Pen-Effekt: Die Abschwächung ihrer strikten Anti-Euro-Haltung zwischen erstem Wahlgang und Stichwahl hat der Goldnotierung einen zusätzlichen Schub nach unten gegeben.

Zu behaupten, dass die Franzosen derzeit allein den Goldpreis machen, wäre aber auch stark übertrieben. Da spielen auch noch ein paar andere Faktoren mit. Zum Beispiel die Zwischenerholung des Dollar gegen den japanischen Yen, der Goldanlagen für Japaner unattraktiver gemacht hat. Vor allem aber eine starke Zurückhaltung der Notenbanken, die als Großeinkäufer physischen Goldes extrem wichtig für den Markt und damit auch den Preis sind: Im ersten Quartal war die Zentralbanken-Nachfrage nach Gold so tief wie seit sechs Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres lag der Goldbedarf der Zentralbanken um ein Viertel tiefer. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die chinesische Zentralbank ihre Goldreserven seit nunmehr einem halben Jahr nicht mehr aufstockt und deshalb als Großabnehmer ausfällt.

Fazit: Wer Gold als Krisenvorsorge halten will, bekommt es wohl noch eine Zeit lang günstig. Für reine Anlagezwecke ist es derzeit keine gute Wahl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2017)

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