Lust auf Luxus kehrt zurück, Chinesen greifen wieder zu

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Chinas wachsende Mittelschicht leistet sich teure Güter. Davon profitieren die Luxusunternehmen – und auch deren Aktionäre.

Wien. Der Abschwung in den Schwellenländern der vergangenen Jahre, allen voran in China, hat auch die weltweite Luxusindustrie ziemlich hart getroffen. Sowohl der Verfall des russischen Rubel sowie des brasilianischen Real, aber auch der rigorose Vorgang gegen Korruption im Reich der Mitte lasteten auf den Umsätzen teurer Uhren, edler Spirituosen und feiner Handtaschen.

Doch die Trendwende scheint in der Luxusindustrie eingeläutet zu sein. Vor allem in China ziehen die Umsätze wieder an, nicht zuletzt weil – paradoxerweise – der chinesische Renminbi auf den internationalen Devisenmärkten an Wert verloren hat. Grundsätzlich müsste dann die Nachfrage nach Importwaren sinken. Doch haben viele Luxushändler zugleich ihre Preise kräftig gesenkt, wie Scilla Huang-Sun, Fondsmanagerin des JB Luxury Brands Fund von GAM, erklärt.

Zugleich wächst Chinas Mittelschicht. Sie ist aufgrund des steigenden Einkommens bereit, mehr Geld für den Konsum auszugeben. Allerdings nicht nur im Inland, sondern auch auf Reisen. Und das hinterlässt deutliche Spuren. Denn chinesische Touristen machen mit knapp mehr als 30 Prozent die größte Gruppe auf dem globalen Luxusmarkt aus. Angst, dass womöglich chinesische Nachahmer den eingesessenen Luxusherstellern einmal das Wasser abgraben könnten, hat Huang-Sun dabei nicht. „Generell haben Asiaten eine hohe Affinität zu westlichen Marken. Es muss das Paar Lederschuhe aus Italien, die Uhr aus der Schweiz oder die Handtasche aus Frankreich sein.“ Schließlich würden Asiaten die edlen Anfertigungen mit der Geschichte und der Tradition Europas verbinden, die obendrein vor langer Zeit nur dem Adel vorbehalten war.

Turn- statt Lederschuhe

Die Wachstumsaussichten sind für die Luxusindustrie durchaus optimistisch veranschlagt. Bei GAM schätzt man sie heuer auf gut fünf Prozent, das wäre über dem globalen Wirtschaftswachstum. „Bereits im ersten Quartal konnten sich die Unternehmensergebnisse sehen lassen, allein LVMH und Kering konnten überzeugen“, meint die GAM-Expertin. Kering ist freilich der neue Name der ehemaligen PPR (Pinault-Printemps-Redoute-Gruppe), zu der Marken wie Gucci gehören. Doch es muss nicht immer ein Konglomerat sein. Auch kleine Mitwerber können sich gut halten, wie Hermès aus Frankreich: „Der Konzern wächst weiter“, so Huang-Sun. Dennoch gibt es innerhalb des Gesamtsektors unterschiedliche Entwicklungen, die man gut im Auge behalten muss. So tut sich derzeit der italienische Schuhhersteller Tods ein wenig schwer, denn viele junge Menschen würden lieber Turn- als Lederschuhe tragen, meint Huang-Sun: „Davon profitiert wiederum unsere Position im Sportartikelhersteller Adidas.“ Auch wenn das Unternehmen in Europa womöglich nicht unbedingt zu den klassischen Luxusgütern zähle, gelte es in Asien als Teil des begehrten westlichen Lebensstils.

Dafür spielen wiederum die Reiselust sowie die Freizeit eine Rolle im KBC Equity Fund – Luxury, weshalb Aktien des Reiseveranstalters TUI im Fonds enthalten sind. Für Pictet – Premium Brands kommen nebst den hochpreisigen Luxusgütern auch Produkte infrage, die mit einer starken Marktpositionierung punkten können. Das erklärt, weshalb Fondsmanagerin Caroline Reyl etwa in Aktien von Apple oder von der US-Hotelkette Marriott International investiert. Was sich auch rasch zeigt: Eine einzige Strategie gibt es letztendlich nicht, wenn es um die Lust an Luxus geht. Anleger sollten – wie bei anderen Investments auch – breit gestreut investieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2017)

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