Moody's zweifelt an Chinas Reformeifer

Einkaufende Frau in Peking
Einkaufende Frau in Peking(c) imago
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China könnte auch die Note A1 verlieren, wenn die Verschuldung steigt.

Peking. Die Ratingagentur Moody's hat Chinas Bonitätsnote erstmals seit 1989 um eine Stufe von Aa3 auf A1 heruntergesetzt und schließt eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit nicht aus. Die Experten würdigten zwar eine umfangreiche Reformagenda der Regierung. Die Strukturreformen des Landes dürften aber nicht ausreichen, um die steigende Verschuldung nachhaltig zu stoppen, sagte Moody's-Vertreterin Marie Diron. Die Gesamtverschuldung Chinas beträgt schon jetzt rund 250 Prozent des BIPs.

Moody's begründete den jüngsten Schritt außer mit der steigenden Verschuldung auch mit dem langsameren Wirtschaftswachstum. In der Skala von Moody's ist A1 die fünftbeste Note. Zugleich wurde jedoch der Ausblick von negativ auf stabil gesetzt. Deshalb ist eine weitere Abstufung zunächst nicht zu erwarten. Positiv wurden die hohen Ersparnisse der Haushalte und der immer noch riesige Devisenberg des Landes eingeschätzt. Dieser ist seit Mitte 2014 zwar um eine Billion Dollar geschrumpft, beträgt aber immer noch rund drei Billionen Dollar.

Die Regierung in Peking kritisierte Moody's für eine ungeeignete Methodik. Demnach würden die Risken überschätzt und die Reformbemühungen der Kommunistischen Partei unterschätzt.

Die Ratingagentur Fitch hält nach eigenen Angaben an Chinas Bonitätsnote von A+ fest. Standard & Poor's (S&P) hingegen könnte die Kreditwürdigkeit der Volksrepublik bald schlechter einschätzen. S&P hat China noch auf der viertbesten Stufe, allerdings mit einem negativen Ausblick.

Schlechtere Ratings erhöhen in der Regel die Refinanzierungskosten auf dem Kapitalmarkt. China ist derzeit bemüht, seine Aktien- und Anleihenmärkte für ausländische Investoren zu öffnen. Zum Großteil refinanziert das Land seine Schulden allerdings über heimische Geldgeber. Finanzexperten bemängeln oft, dass die Zusammensetzung der Schulden von Unternehmen und Schattenbanken, der öffentlichen Hand oder von Kommunen nur schwer nachvollziehbar sei, sagte Analyst Jean-Charles Sambor vom Finanzdienstleister BNP Paribas Investment Partners. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2017)

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