Hypo Alpe-Adria: Bankenaufsicht stellt Ultimatum

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THEMENBILD: HYPO ALPE-ADRIA-ZENTRALE IN KLAGENFURT(c) APA (Gert Eggenberger)
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Das Mindestkapital der Hypo Alpe-Adria fällt unter das gesetzlich vorgeschriebene Limit. Die Bank hat bis Dezember Zeit, das Kapital zu erhöhen. Der Bank fehlen 1,5 Milliarden Euro.

Die teuren Abschreibungen auf riskante Kredite und Geschäfte auf dem Balkan sind für die Hypo Group Alpe-Adria bedrohlich. Bleibt das Geld aus, verletzt die sechstgrößte Bank in Österreich per 31. Dezember 2009 die für den Betrieb von Kreditinstituten nötigen gesetzlichen Eigenkapitalvorgaben.

Mit dem angekündigten Verlust von "deutlich mehr als einer Milliarde Euro" ist das Bilanzloch 2009 so groß, dass sie unter das gesetzlich vorgeschriebene Kernkapital fällt. Ohne neuerliche Milliardenspritze wird der Bankkonzern Anfang Dezember ein Fall für die Bankenaufsicht. Die Hypo-Alpe-Adria-Bank-AG (Österreich-Tochter der Hypo) muss bereits nächste Woche Kapital aufstellen.

Behördliche Aufforderung, mehr Kapital zu stellen

Ein formelles Ultimatum läuft bereits, hieß es von informierten Personen. Unterbleibt die Kapitalspritze Anfang Dezember, greift die Aufsicht durch. Mit der behördlichen Aufforderung an die Hypo Group Alpe Adria, die Kapitalausstattung sicherzustellen, ist ein erster aufsichtsrechtlicher Schritt nach Paragraf 70 Bankwesengesetz (BWG) gesetzt.

Zu weiteren Schritten - Regierungskommissär, gerichtliche Geschäftsaufsicht, im schlimmsten Fall Konkurs - wird es nach übereinstimmenden Informationen nicht kommen, weil ungeachtet des Eigentümerstreits um die Geldaufbringung eine Finanzspritze in Aussicht gestellt ist. Außerdem ist die Bank systemrelevant und würde daher so und so aufgefangen.

FMA bestätigt Ultimatum

Banken wie Diskontbank oder Medici, die zuletzt Fälle von Geschäftsaufsicht bzw. Kommissär waren, sind hingegen in der Folge von der Bildfläche verschwunden.

In der Finanzmarktaufsicht (FMA) wird bestätigt, dass bei der Hypo Alpe Adria "Schritte nach Paragraf 70 eingeleitet" wurden. Demnach muss der Vorstand der Bank zunächst einmal mitteilen, wie man gedenke, das Eigenkapitalproblem zu beseitigen. Bis wann? "Der Zeitplan ist in der ad-hoc-Meldung der Bank veröffentlicht worden", heißt es seitens der Aufsichtsbehörde. Die Bank hat mit der Verlustanzeige Aufsichtsrat und danach Hauptversammlung für 10. Dezember terminisiert.

Verluste noch nicht verbucht

Bei der HV muss die Kapitalerhöhung beschlossen werden, bestätigen die FMA-Chefs: "Wir gehen davon aus, dass alle ihren Verpflichtungen nachkommen." Die Aufsicht ist "seit längerem" mit den Bankverantwortlichen in Kontakt und in alle Schritte eingebunden. Wie es um die Bank steht, sei allen Beteiligten bekannt. Auch das Land Kärnten ist voll informiert.

Die Kärntner Hypo Alpe Adria legt wert auf die Angabe, dass sie "derzeit" nicht unter das gesetzliche Mindestkapital falle. Bilanziert werde zum Halbjahr und zum 31. Dezember. Die angekündigten Verluste seien noch nicht verbucht. Vor den Abschreibungen sei man nicht unter das gesetzliche Eigenkapital gefallen, so eine Bank-Sprecherin am Donnerstag.

Hypo braucht 1,5 Milliarden

Brancheninformationen zufolge braucht die Hypo 1,5 Milliarden Euro Eigenkapitalhilfe. Den größten Teil muss die 67-Prozent-Aktionärin BayernLB überweisen, Land und Grawe sträuben sich. Um Bundeshilfe wurde vorgefühlt. Auf die Frage, wieviel gebraucht wird, heißt es bei der FMA nur, dass der Verlust abgedeckt werden muss, um wieder ausreichend kapitalisiert zu sein.

Ein in Abstimmung mit der Aufsicht erstellter Wirtschaftsprüferbericht (Asset Screening) soll seit Mitte der Woche vorliegen. Laut Bank ist er hingegen noch nicht fertig. Darin werden die riskanten Assets aufgelistet, der Abschreibungsbedarf - vor allem wieder aus Südosteuropa - ist überraschend hoch und am Finanzplatz vorweg mit mindestens 1,4 Milliarden Euro beziffert worden. Für einen Teil fauler Assets werden öffentliche Haftungen überlegt ("Bad Bank"). Zu solchen Fragen äußern sich weder die FMA noch Vertreter des Bundes. Hier sieht man für Eigenkapitalhilfen vorerst primär "die Eigentümer gefordert".

Bank gilt als notleidend

Mittlerweile hat die Bankaufsicht auch Zugang zu den in früheren Bilanzen extrem aufgewerteten südosteuropäischen Leasingaktivitäten. Inwieweit diese Leasing-Aufwertungen für die jetzt bedrohlichen Abschreibungserfordernisse verantwortlich sind, ist nicht bekannt.

Die angeschlagene Hypo Alpe Adria ist Ende 2008 dank einer 700-Millionen-Spritze der Bayerischen Landesbank (BayernLB) als "gesunde" Bank bewertet worden und hat unmittelbar danach vom Staat 900 Millionen Euro Partizipationskapital bekommen, als erste Bank in Österreich. Seit Auftauchen der jetzigen Abschreibungsrisiken in der Bilanz gilt sie als notleidend.

(APA)

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