Der Reiz der Robotik: Branche bietet Chancen für Anleger

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Die Entwicklung von Robotern steht noch am Anfang, wird aber stark forciert. Damit haben auch Branchenaktien Potenzial.

Wien. Vor wenigen Tagen konnten sie ihr Geschick medienwirksam unter Beweis stellen: Im AKW Zwentendorf mussten Roboter unter der Leitung des Bundesheeres radioaktives Material bergen – eine Probe für den Ernstfall.

Doch sie springen nicht nur bei Notfällen ein. Inzwischen hielten Roboter Einzug in allen Lebensbereichen, betont Richard Lightbound. Chef des britischen Indexanbieters Robo Global, „von der Industrie bis hin zu den privaten Haushalten und dem Gesundheitssektor“. Roomba von iRobot saugt in Wohnungen Staub, Intuitive Surgery wiederum produziert Roboter für Operationen. Und seit Amazon den Roboterhersteller Kiva 2012 gekauft hat, wird in Amazon-Lagerhäusern voll automatisch gewerkt. Lightbound kennt die Unternehmen sehr genau: Robo Global hat einen Index aus den Branchenaktien zusammengestellt, in dem auch diese Titel enthalten sind.

Die Auftragslage dürfte für viele Branchenfirmen noch länger gut bleiben: Prognosen gehen von starken Anstiegen des Robotereinsatzes in den nächsten Jahren aus. Dabei kommen derzeit noch die meisten Roboter pro 10.000 Arbeiter in der EU zum Einsatz. Doch China holt kräftig auf. Dort dürften in den nächsten Jahren rund 40 Prozent aller Roboter werken – ein Trend, der durch eine massive Übernahmewelle beschleunigt wird. Prominentes Beispiel ist die Übernahme des deutschen Roboterbauers Kuka durch die chinesische Midea im vergangenen Jahr.

Viele Mischkonzerne

Der Sektor ist zudem breit gefächert. Entsprechend unterschiedlich sind die Investmentansätze der Branchenfonds. Im Robo Global Robotics and Automation UCITS Index, auf den ETF Securities einen Indexfonds aufgelegt hat (siehe Tabelle), sind 60 Unternehmen enthalten, bei denen Robotik oder Automation nur einen Teilbereich ausmacht. Die anderen 22 Titel entfallen auf Unternehmen, die ausschließlich in diesen Segmenten aktiv sind. Dazu zählen etwa Mazor Robotics, ebenfalls im Bereich der Chirurgie tätig, sowie der Anlagenbauer Krones.

Einen anderen Zugang verfolgt Patrick Kolb, Senior Portfolio Manager des Credit Suisse (Lux) Robotics Equity Fund. Er investiert rein in „pure players“ aus den Bereichen Robotik, Automatisierung und künstlicher Intelligenz. Daraus ergibt sich ein Portfolio mit kleinen und mittelgroßen Gesellschaften. Grundlegende Themen sind die Verbesserung der Produktivität und der Lebensqualität wie auch die Ausführung gefährlicher Arbeiten. Regional entfällt rund die Hälfte der Titel auf die USA. Zu den größten Positionen gehören jedoch die japanischen Firmen Omron, Produzent von Gesundheitsüberwachungsgeräten, sowie Yaskawa Electric, Hersteller von Industrierobotern.

Beim Pictet-Robotics ist der japanische Konkurrent Fanuc unter den größten Positionen, ebenso wie Google-Mutter Alphabet und Siemens. Diese finden sich auch im AXA WF Framlington Robotech Fonds.

Auch wenn es sich bei Robotik laut Marktexperten um einen langfristigen Trend handelt, sind bei den Aktien Korrekturen möglich. Interessierte Anleger sollten deshalb nur einen Teil ihres Vermögens dort investieren.

AUF EINEN BLICK

Prognose. Laut der International Robotics Federation (IFR) werden bis 2019 weltweit 2,6 Millionen Industrieroboter zum Einsatz kommen, ein Plus von rund einer Million gegenüber dem aktuellen Stand. Myria Research prognostiziert, dass bis 2025 die Umsätze im Bereich der Robotik 1,2 Billionen Dollar erreichen dürften. Einschulungen und Servicierung sind dabei inkludiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2017)

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