Neue Lenzing-Fabrik in Thailand

Lenzing-Chef Stefan Doboczky legt die Latte hoch.
Lenzing-Chef Stefan Doboczky legt die Latte hoch.(c) APA/HELMUT FOHRINGERHRINGER)
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Der Weltmarktführer bei Zellulosefasern investiert rund 800 Mio. Euro in bestehende Standorte und das neue Werk. Die Produktion nachhaltiger Spezialfasern steht im Vordergrund.

Wien/Lenzing. Schon das erste Quartal brachte Lenzing mit 75 Mio. Euro ein Rekordergebnis. Aber im zweiten Jahresviertel konnte der Faserkonzern noch eines draufsetzen: Weitere 75,3 Mio. Euro Nettogewinn summieren sich zu einem Rekordertrag im Halbjahr von 150,3 Mio. Euro – das bedeutet einen Zuwachs von 58,9 Prozent.

Solche und noch weitere erfreuliche Neuigkeiten von der Faserfront hören die Börsianer besonders gern: Die Lenzing-Aktie, die binnen Jahresfrist um rund 50 Prozent an Wert gewonnen hat, sprang am Mittwoch um bis zu neun Prozent nach oben.

Die fetten Gewinne kann der Weltmarktführer bei Viskosefasern gut brauchen: Der Konzern fährt gerade ein massives Expansionsprogramm und investiert gut 800 Mio. Euro in diverse Standorte im In- und Ausland. Jeweils 100 Mio. Euro flossen bereits in den Ausbau der Kapazitäten bei Zellstoff (Lenzing und Paskov) und der Spezialfaser Tencel/Lyocell in Heiligenkreuz sowie im britischen Grimsby. Weitere 293 Mio. Dollar werden in den gerade begonnenen Ausbau des US-Werkes in Mobile (Alabama) gesteckt, wo ebenfalls Tencel/Lyocell produziert wird.

Mindestens so viel wird die neue Fabrik kosten, die in Thailand gebaut wird. Der Grundsatzentschluss ist Ende Juni gefallen, derzeit werden Behördengenehmigungen eingeholt und die technische Planung finalisiert. Endgültig grünes Licht will Lenzing-Chef Stefan Doboczky im ersten Quartal 2018 geben. Dem Vorhaben dürfte jedoch kaum mehr etwas im Wege stehen, denn „Thailand ist nach Singapur der asiatische Staat mit dem professionellsten Management von Auslandsinvestionen“, sagte Doboczky am Mittwoch. Das Land biete auch gute Infrastruktur, günstige „grüne“ Energie und liege in unmittelbarer Nachbarschaft zu den großen Abnehmerländern China und Indonesien. Auch in Thailand werden Spezialfasern produziert.

Neue Hightechfasern

Davon bringt Lenzing nun eine weitere Novität auf den Markt: Neben der Faser Marke Refibra, bei der Abfälle aus Baumwolltextilien mitverarbeitet werden, kommt nun die neue Hightechmarke EcoVero. Für Refibra habe man neben dem Textilriesen Inditex (Zara) schon 25 weitere Handelsfirmen unter Vertrag.

Inditex fungiere bei der Neueinführung von ökologischen Fasern als Zugpferd, betonte Vertriebsvorstand Robert van de Kerkhof. „Die hohe Nachfrage nach Kleidung aus nachhaltigen Fasern bestätigt, dass wir mit unserer Strategie, Spezialfasern zu forcieren, richtig liegen“, betonte Doboczky. Denn mit den Spezialfasern, deren Anteil an der Gesamtproduktion in wenigen Jahren von derzeit 42 auf 50 Prozent erhöht werden soll, lassen sich auch höhere Preise erzielen. Und sie koppeln den Konzern von den üblichen Preisschwankungen auf dem Viskosemarkt ab.

Die guten Preise, die hohe Nachfrage und der Produktmix waren auch die Treiber im ersten Halbjahr. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 1,149 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) legte um 57,4 Prozent auf 204,2 Mio. Euro zu. Mit einer Eigenkapitalquote von 55,1 Prozent und 521 Mio. Euro an liquiden Mitteln verfüge man auch über einen ausreichenden Finanzpolster für die Großinvestitionen, sagte Finanzvorstand Thomas Obendrauf.

Aber nicht nur das: „Sie müssen sich um die Dividende keine Sorgen machen“, sagte Obendrauf. Zumal Doboczky „unter der Annahme gleichbleibender Verhältnisse auf den Fasermärkten“ auch für das Gesamtjahr eine deutliche Umsatz- und Ergebnisverbesserung in Aussicht stellte. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2017)

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