Der Wäschekonzern, der auf die Geduld der Banken angewiesen ist, macht auch 2017/18 Verluste. Ohne Käufer wird es eng.
Wien. Der Kampf dauert schon lange, denn in den vergangenen fünf Jahren machte der Strumpf- und Wäschehersteller Wolford nur 2014/15 einen minimalen Gewinn von 1,03 Mio. Euro. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende April) lag das Minus sogar bei 17,88 Mio. Euro – ein absoluter Tiefpunkt, ausgelöst durch Nachfragerückgänge, Planungs- und Vertriebsfehler, teure Expansion sowie Wertberichtigungen im Ausmaß von 12,33 Mio. Euro.
Der Kampf ist trotz des bereits gestarteten Restrukturierungsprogramms noch nicht zu Ende. Auch 2017/18 erwartet Wolford-Chef Axel Dreher rote Zahlen, erst in zwei Jahren den Turnaround.
Familien steigen aus
Dann soll die Welt des im Luxussegment tätigen Unternehmens, das die Krise deutlich zu spüren bekam, ohnedies ganz anders aussehen. Schon bis Jahresende soll Wolford neue Mehrheitseigentümer haben. Die Familien Palmers und Wilhelm, die über 50 Prozent halten, wollen definitiv aussteigen, was Aktionär Ralph Bartel macht, der 25 Prozent hält, ist offen. „Es gibt rund 50 Interessenten, sowohl strategische Investoren wie auch Fonds und Private-Equity-Firmen aus dem In- und Ausland“, berichtete Finanzvorstand Brigitte Kurz.
Vom neuen Eigentümer soll Wolford „möglichst viel frisches Geld“ bekommen, wie Dreher betonte. Weshalb ein Einstieg über eine Kapitalerhöhung wahrscheinlich ist. Die Finanzspritze hat das Unternehmen auch dringend nötig. Derzeit halten die Gläubigerbanken Wolford über Wasser, indem sie die Kredite bis Ende Juni 2018 verlängert und zudem eine Liquiditätsspritze von zehn Mio. Euro gegeben haben. Im Gegenzug musste Wolford sämtliche Forderungen, Maschinen und Liegenschaften sowie die Patente verpfänden, geht aus dem Geschäftsbericht hervor.
Das Geld will Wolford bis Jänner zurückzahlen, allerdings sollen im Herbst eine weitere Verlängerung der Kredite und noch einmal acht Mio. Euro verhandelt werden. Mit einem Wort: Angesichts der schwierigen Situation bleiben „wesentliche Unsicherheiten bestehen, die erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Konzerns zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen können“, schreibt der Wirtschaftsprüfer Deloitte. Die Verluste haben das Eigenkapital auf 32 Prozent schrumpfen lassen.
Da sich das Management von einem hohen Umsatzwachstum – das notwendig wäre, um angesichts der teuren, personalintensiven Strukturen profitabel zu arbeiten – verabschiedet hat, ist ein radikaler Umbau geplant. Wie viele der 1500 Arbeitsplätze das kosten dürfte, sagte Kurz nicht. Fix ist, dass personalintensive Fertigungsschritte nach Slowenien ausgelagert, Vertrieb und Marketing sowie Einkauf neu aufgestellt werden. Interne Abläufe werden durchforstet, Geschäftsmieten neu verhandelt. Innovative Produkte und der Onlineverkauf – auch über Kooperationen mit Amazon – sollen forciert werden.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Die Dividende wird gestrichen, die Aktie legte am Donnerstag dennoch fast drei Prozent zu. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2017)