Baukonzern Porr bestätigt das Debakel

Porr-Chef Karl-Heinz Strauss
Porr-Chef Karl-Heinz Strauss APA/GEORG HOCHMUTH
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Österreichs zweitgrößter Baukonzern hat im ersten Halbjahr fast nichts verdient. Er wurde an der Börse abgestraft. Der Chef sieht den Konzern trotzdem auf Kurs.

Die Gewinne der Porr sind heuer im ersten Halbjahr weggebrochen. Mit dieser Hiobsbotschaft schockte der Baukonzern seine Anleger schon in der Vorwoche.  Nach den endgültigen Zahlen von Mittwoch sank das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 16 Prozent auf 56,9 Millionen Euro, der Vorsteuergewinn (EBT) um fast 82 Prozent auf 4,0 Millionen Euro und das Periodenergebnis ebenso stark auf 2,9 Millionen Euro.

Der Schaden an der Börse ist nicht zu übersehen: Die Porr-Aktie, im Februar noch um mehr als 42 Euro gehandelt, war am Dienstag mit 23,75 Euro wieder so billig wie vor einem Jahr. Rund 700 Millionen Euro ist Österreichs zweitgrößter Baukonzern nun noch wert. Die meisten Analysten haben ihre Kursziele zurückgenommen. Die Bandbreite reicht von 23 bis 32 Euro.

Belastet wurden die Halbjahresergebnisse durch Anlaufkosten der weiteren Expansion mit Akquisitionen, zudem führten die politischen Turbulenzen in Katar zu erhöhten Kosten, da sich wegen der Wirtschaftsembargo-Maßnahmen benachbarter arabischer Staaten die Logistik- und Beschaffungsprozesse für Porr in Katar komplexer und damit auch teurer darstellen.

Positiv entwickelte sich im ersten Halbjahr hingegen die Produktionsleistung, die um 21 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro stieg. Auch der Auftragsbestand habe sich per Ende Juni gegenüber dem Vorjahresstichtag von 5,48 auf 5,70 Millionen Euro ausgeweitet und einen historischen Höchststand erreicht. Der Auftragseingang legte den Angaben zufolge um 14 Prozent auf 2,91 Milliarden Euro zu.

Der Zuwachs der Leistung lag laut Porr zum einen in den Übernahmen - der deutschen Bauunternehmen Franki und Oevermann - im Berichtszeitraum begründet, zum anderen im organischen Wachstum vor allem in den Heimmärkten Deutschland, Polen, Schweiz, aber auch Österreich und Katar, heißt es.

Im Durchschnitt beschäftigte der Porr-Konzern im ersten Halbjahr 16.589 Mitarbeiter - ein Anstieg um 2.116 Personen oder 14,6 Prozent. Mehr als 568 Mitarbeiter oder rund 27 Prozent der Veränderungen seien dabei auf die Firmenzukäufe in Deutschland zurückzuführen. Zudem habe man in Katar aufgestockt, auch in Polen.

Porr auf Kurs

Porr-Chef Karl-Heinz Strauss sieht den rund 16.600 Mitarbeiter zählenden Konzern -  auch mit den jüngsten kostentreibenden Deutschland-Akquisitionen und Katar-Logistikprobleme durch das Wirtschaftsembargo benachbarter arabischer Staaten - weiter auf Kurs. In Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt für Porr, verfolge man seit drei Jahren das Ziel, flächendeckend vertreten zu sein. Deshalb verstärke man dort die Position im Verkehrswege- und Spezialtiefbau im Hinblick auf die großen Infrastrukturprojekte, die im Nachbarland anstünden. Davon werde der Tiefbau in Deutschland jedenfalls noch die nächsten zehn Jahre profitieren.

In Katar würden trotz der politischen Spannungen alle Projekte der Porr "im grünen Bereich" laufen, betont Strauss gegenüber der APA. Man müsse nur für bestimmte Materialien neue logistische Wege einschlagen. Weil etwa eine Bearbeitung in Dubai (VAE) derzeit nicht möglich sei, liefere der italienische Produzent Stahlerzeugnisse direkt nach Katar. Die Mehrbelastung bei den Kosten, die sich jetzt im abgelaufenen zweiten Quartal niedergeschlagen habe und auch für die nächsten Monate zu erwarten sei, betrage zwar "ein paar Prozentpunkte", werde aber vertraglich von den Auftraggebern getragen werden - wenn auch erst im Jahr 2018 bei der Abrechnung. Katar zahle pünktlich, "und wir stehen ausdrücklich zu Katar", betont Strauss. In Katar ist Porr beim U-Bahn-Bau engagiert sowie als Systemlieferant bei Festen Fahrbahnen (Slab Tracks), außerdem baut man am Al-Wakrah-Stadion in Doha mit. Bis 2019 sei Porr in Katar ausgelastet, man erhoffe sich auch Folgeaufträge. Dennoch habe man von Anfang an festgelegt, das Exposure dort mit maximal einem Zehntel des Konzernvolumens zu deckeln, faktisch liege man nur bei etwa der Hälfte dessen.

Der Iran wird von Porr laut Strauss "aufmerksam beobachtet". Falls das Land reif für einen Einstieg scheine, etwa beim Tunnel-oder Bahnbau, dann "würden wir das tun", sagt der Vorstandschef. Momentan sei es dafür aber "noch etwas zu früh".

Strauss erwartet, dass im Gesamtjahr 2017 das Ergebnis bei unveränderten Rahmenbedingungen - trotz stark wachsender Produktionsleistung - leicht unter 2016 liegen wird, welches mt 64 Millionen Euro Gewinn das bisherige Rekordjahr gewesen ist.

(APA)

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