Der Deutsche Bank-Chef John Cryan hat den Chef des chinesischen Mischkonzerns HNA noch nie getroffen. Der Aufsichtsratschef der Bank, Paul Achleitner, soll darüber verärgert sein.
Mehr als ein halbes Jahr nach dem groß angelegten Einstieg des chinesischen Mischkonzerns HNA bei der Deutschen Bank sind sich die Spitzen der beiden Unternehmen noch nicht persönlich begegnet. Deutsche-Bank-Chef John Cryan habe HNA-Chef Adam Tan bisher nicht getroffen, bestätigte eine Sprecherin der Deutschen Bank am Sonntag in Frankfurt. "Aber natürlich wird er das."
Das "Wall Street Journal" hatte zuvor unter Berufung auf eingeweihte Personen berichtet, dass Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner verärgert darüber sei, dass Cryan dem chinesischen Hauptaktionär die kalte Schulter zeige. Die Banksprecherin wollte den Bericht nicht weiter kommentieren.
Die Chinesen sind der größte Anteilseigner
HNA war Anfang des Jahres groß bei der Deutschen Bank eingestiegen und hatte angekündigt, das Management als Anker-Aktionär unterstützen zu wollen. Bankchef Cryan baut das von Rechtsstreitigkeiten mitgenommene Traditionshaus um und sammelte dafür am Kapitalmarkt 8 Mrd. Euro an frischem Geld ein. Der chinesische Mischkonzern zog bei dieser Kapitalerhöhung mit und stockte seine Beteiligung auf. Nach letzten Daten hält HNA mit 9,9 Prozent den größten Anteil an der Deutschen Bank noch vor der Beteiligungsgesellschaft Blackrock sowie Katar.
HNA ist nicht unumstritten. Angesichts zahlreicher Deals in der jüngeren Vergangenheit wurde vermehrt die Frage gestellt, wie sich der vor allem in der Touristik und der Luftfahrt engagierte Konzern eigentlich finanziert und wer die Fäden in der Hand hält. So beteiligten sich die Chinesen etwa an der Hotelkette Hilton, am Schweizer Duty-free-Konzern Dufry und am Hunsrück-Flughafen Hahn. Zuletzt wurde ihnen in einem Medienbericht auch ein Interesse an einem Einstieg beim Münchener Versicherungskonzern Allianz nachgesagt. (APA/dpa)