Firmenbilanzen bringen Börsianer auf Touren

AFP (BRYAN R. SMITH)
  • Drucken

Mit Spannung werden Anleger verfolgen, wie sich der derzeit größte politische Brandherd in der Euro-Zone entwickelt - die Krise in Katalonien. Die Fahrt aufnehmende Bilanzsaison in den USA bestimmt aber in der neuen Woche das Wohl und Weh der Börse.

Ob der Dax in der kommenden Woche den Sprung über die 13.000-Punkte-Marke nachhaltig schafft, hängt Experten zufolge vor allem von den Quartalszahlen und Prognosen der Unternehmen ab. "Dann entscheidet sich, ob die Ampeln wieder auf Grün schalten oder endgültig auf Rot und wir eine Konsolidierung sehen", sagte Aktienhändler Stefan de Schutter vom Brokerhaus Alpha Trading.

In abgelaufenen Woche knackte der Dax die psychologisch wichtige Marke, schaffte es aber nicht, sich darüber zu etablieren. Am Freitag notierte er zum Handelsschluss bei 12.991 Punkten, auf Wochensicht kam er damit kaum vom Fleck. Börsianer führten die Zurückhaltung der Anleger auf die politische Krise in Katalonien und den stärkeren Euro zurück, der die Absatzchancen europäischer Firmen auf dem Weltmarkt schmälert.

Finanzmarktexperte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg & Goldberg erwartet weiterhin keine großen Sprünge an der Börse. Profi-Investoren seien eher auf dem Rückzug, während Private zukauften. Anlagestratege Martin Lück vom Vermögensverwalter BlackRock sieht keinen Grund zur Beunruhigung. "Der deutsche Aktienmarkt ist angesichts eines neuen Allzeithochs beim Dax nicht überbewertet." Politische Risiken böten eher Gelegenheit zum Kauf.

Mit Spannung werden Anleger verfolgen, wie sich der derzeit größte politische Brandherd in der Euro-Zone entwickelt - die Krise in Katalonien. Die Zentralregierung in Spanien hat den Ball ins Feld der nach Unabhängigkeit strebenden Regionalregierung zurückgespielt und eine Frist bis Montag gesetzt. Bis dahin müsse Regierungschef Carles Puigdemont erklären, ob die Unabhängigkeit nun ausgerufen worden sei oder nicht

An der Wall Street dreht sich in der neuen Woche alles um das Zahlenwerk von Firmen, Konjunkturtermine sind rar gesät. "Die Konsensschätzungen für das Gewinnwachstum der US-Unternehmen liegen 2017 und 2018 bei über zehn Prozent", sagte Nadia Grant, Leiterin für US-Aktien beim Fondsverwalter Columbia Threadneedle. "Wir haben 2017 ein starkes Wachstum der Unternehmensgewinne gesehen, das sich im nächsten Jahr fortsetzen dürfte, denn das globale Wachstum gewinnt an Fahrt."

Die Großbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley, der Konsumgüterriese Johnson & Johnson sowie der Computerhersteller IBM lassen sich am Dienstag in die Bücher schauen. Ebay ist am Mittwoch dran, einen Tag später folgen Nestle und Unilever. Dann veröffentlicht auch der Walldorfer IT-Riese SAP als erstes Dax-Unternehmen sein Zahlenwerk. Den Abschluss am Freitag machen unter anderem der Autobauer Daimler und der US-Siemens-Rivale General Electric.

Anlageberater Dennis Etzel vom Fondshaus NFS Capital geht davon aus, dass der stärkere Euro Bremsspuren im Geschäft der exportabhängigen Firmen aus der Euro-Zone hinterlassen hat. "Von diesem negativen Währungseffekt dürften neben den großen Autoherstellern auch die Autozulieferer und die Maschinenbauer aus der zweiten und dritten Reihe betroffen sein."

China legt Marschroute fest

Ein Blick gen Osten dürfte sich für Investoren ebenfalls lohnen. Die Führungskader der Kommunistischen Partei in China beratschlagen ab Mitte der Woche über die Marschroute für die kommenden Jahre. Zudem werden Zahlen zum Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im vergangenen Quartal vorgelegt. Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank rechnet mit einem Zuwachs von knapp sieben Prozent, betonte aber: "Unter der ruhigen Oberfläche zeigen sich Probleme." So kämen Stimulierungsmaßnahmen der Regierung vor allem Staats-Konzernen zugute, die privaten Firmen fielen dagegen zurück. Außerdem schwächele der Immobilienmarkt.

"Die außenwirtschaftliche Verflechtung Chinas ist so eng, dass sich ein Einbruch dort unweigerlich negativ auf den Rest der Welt auswirken würde", fügte Chefvolkswirt Axel Angermann vom Vermögensverwalter Feri hinzu. China habe mittlerweile einen Anteil an der Weltwirtschaft von mehr als 18 Prozent, sieben Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren. 

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.