Der US-Pfandbriefmarkt lockt wieder

Das Platzen der US-Immobilienblase hatte dramatische Folgen. Der US-Pfandbriefmarkt hat sich aber wieder erholt.
Das Platzen der US-Immobilienblase hatte dramatische Folgen. Der US-Pfandbriefmarkt hat sich aber wieder erholt.(c) REUTERS
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Das Platzen der US-Immobilienblase im Jahr 2007 hat auch den Markt für Pfandbriefe gehörig aufgewirbelt. Inzwischen bietet er aber interessante Chancen bei überschaubarem Risiko.

Wien. Inzwischen sind gut zehn Jahre seit dem Platzen der US-Immobilienblase – und damit auch seit dem Ausbruch der Finanzkrise – vergangen. Damals kam diese Entwicklung für viele Marktexperten wenig überraschend: Schließlich wurde in den Jahrzehnten davor zahlreichen Kreditnehmern mit schlechter Bonität ein Darlehen für den Kauf eines Eigenheims gewährt.

Obendrein wurden die Darlehen Ende der 1990er-Jahre auch noch als Anleihen verpackt, sie wurden somit Teil des Marktes für MBS (Mortgage Backed Securities bzw. Pfandbriefe). Es war naheliegend, dass dieser Trend nicht auf Dauer gut gehen konnte.

Der Markt für MBS hat dabei einen durchaus beachtlichem Umfang. „Rund elf Prozent des globalen Anleihemarktes von gut 49 Billionen Dollar entfällt auf MBS“, erklärt Bahram Sadighian, Country Head Austria & CEE bei iShares. Die Emittenten sind vorwiegend staatlich unterstützte Organisationen – sogenannte Agencies, zu denen Ginnie Mae (Government National Mortgage Association), Fannie Mae (Federal National Mortgage Association) und Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation) zählen.

Ein kleiner Teil des Emissionsvolumens wird aber auch von Non-Agencies begeben. Deren Anleihen bieten eine höhere Verzinsung. Dafür gibt es hier, im Gegensatz zu den Emissionen der Agencies, im Fall einer Krise keine staatliche Hilfe.

Mehr Vorsicht bei Krediten

Aus diesem Grund hatten Non-Agency-Anleihen während der Finanzkrise weit stärker an Wert verloren. Doch seither hat sich viel verändert, meint Gary Singleterry, Fondsmanager des GAM Star MBS Total Return Fonds. Er hat inzwischen vor allem bei MBS-Anleihen von Non-Agencies zugegriffen, um von den höheren Renditen zu profitieren. „Sowohl Emittenten als auch Ratingagenturen, die schwache Hypothekardarlehen zu großzügig bewertet hatten, zogen ihre Lehren aus der Krise“, erklärt der Marktexperte. Darüber hinaus habe sich auch die Praxis bei den Kreditvergaben geändert: Interessenten mit besonders schwacher Bonität bekommen keine Darlehen mehr.

Auch die Fundamentaldaten des Immobilienmarktes haben sich laut dem GAM-Experten stark verbessert. Dazu verweist Singleterry auf ein konkretes Beispiel: Der langjährige Durchschnitt beim Eigenheimbesitz in den USA liegt bei 64 Prozent, der Rest der US-Amerikaner mietet. Aufgrund der großzügigen Vergabe von Hypothekardarlehen kletterte dieser Prozentsatz auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auf fast 70 Prozent hinauf. Inzwischen ist der Eigenheimbesitz wieder auf den langjährigen Durchschnitt gesunken.

Dass die Zinsen in den USA nun allmählich angehoben werden, stört den GAM-Experten wenig: „Wir sind vorwiegend in variabel verzinste MBS investiert.“ Bei diesen Anleihen wird der Zinskupon regelmäßig – etwa alle drei oder sechs Monate – an den aktuellen Marktsatz angepasst. „Obendrein haben wir nur Schuldner mit guter Bonität gewählt.“ Unterm Strich liegt die aktuelle Verzinsung im Fonds bei rund 4,5 Prozent.

Sicherheit kostet

Ein wenig anders ist der Investmentansatz beim Goldman Sachs US Mortgage Backed Securities Portfolio. Hier wird fast nur in MBS von Agencies investiert, also in jene mit staatlicher Sicherheit. Die durchschnittliche Rendite beträgt dafür nur rund 2,47 Prozent, doch das ist eben der Preis für das deutlich geringere Risiko bei den Emittenten.

Beim Indexfonds iShares US Mortgage Backed Securities UCITS ETF setzten Anleger wiederum auf den Barclays US MBS Index, erklärt Sadighian. Und dieser umfasst nur Agency-Anleihen, die allesamt fix verzinst sind.

Grundsätzlich sollten Anleger bei einem Investment in den USA auch das Dollarrisiko nicht übersehen. Dieses kann immer wieder für zusätzliche Schwankungen sorgen, wie allein die vergangenen Monate gezeigt haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2017)

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