UniCredit macht 2,8 Milliarden Euro Gewinn

AFP (FILIPPO MONTEFORTE)
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UniCredit veröffentlichte die Quartalsbilanz zwei Wochen früher als geplant, weil einige Zahlen irrtümlich in einer Investorenpräsentation enthalten waren.

Der Verkauf des Vermögensverwalters Pioneer hat der italienischen Großbank UniCredit zu einem Gewinnsprung verholfen. Unter dem Strich wies das Institut am Dienstag einen Gewinn von 2,82 Milliarden Euro aus. UniCredit hatte im Dezember den Verkauf von Pioneer an den französischen Vermögensverwalter Amundi vereinbart. Die Transaktion wurde im Juli vollzogen und brachte UniCredit im jüngsten Quartal einen Buchgewinn von 2,1 Milliarden Euro.

Auch im Tagesgeschäft zahlt sich der Sanierungskurs von Konzernchef Jean-Pierre Mustier allmählich aus. Ohne die Erlöse aus dem Verkauf von Pioneer und andere Einmaleffekte verdoppelte das größte italienische Geldhaus den Gewinn fast auf 838 Millionen Euro von 447 Millionen Euro vor Jahresfrist - vor allem dank geringerer Belastungen durch faule Kredite.

Mustier hat der Bank nach seinem Amtsantritt im Sommer vergangenen Jahres einen harten Sparkurs verordnet, dem bis 2019 insgesamt 14.000 Stellen zum Opfer fallen. Mit einer 13 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung - der größten in der Wirtschaftsgeschichte Italiens - hat der Franzose die Löcher in der Bilanz gestopft. UniCredit verkaufte wacklige Darlehen im Umfang von 17,7 Milliarden Euro mit hohen Abschlägen an die Allianz-Fondsgesellschaft Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress. Das half dem Geldhaus im dritten Quartal: Die Aufwendungen für faule Kredite fielen auf rund 600 Millionen Euro - vor Jahresfrist waren es noch eine Milliarde Euro. Die Personalausgaben sanken um fast fünf Prozent.

Insidern zufolge schaut sich Mustier bereits nach möglichen Partnern um, um nach Abschluss des Konzernumbaus in zwei Jahren schnell handeln zu können. Dabei habe er auch ein Auge auf die Commerzbank geworfen und gegenüber der Bundesregierung sein Interesse signalisiert, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen vor wenigen Wochen.

UniCredit veröffentlichte die Bilanz zwei Wochen früher als geplant, weil einige Zahlen irrtümlich in einer Investorenpräsentation enthalten waren.

Neuer Präsident gesucht

UniCredi sucht nach einem Nachfolger für den seit 2012 amtierenden Verwaltungsratspräsidenten Giuseppe Vita, der nach Ende seines Mandats im Frühjahr 2018 nicht mehr im Sattel bleiben wird. "Mein Nachfolger wird Italiener und jung sein. Jünger als ich bestimmt", scherzte der 82-jährige Vita laut der Mailänder Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" am Dienstag.

Bei einer am 4. Dezember geplanten Aktionärsversammlung will UniCredit ihre Governance-Reform vorstellen wird, bestätigte UniCredits CEO Jean-Pierre Mustier. Damit will sich das Geldhaus den Standards der besten europäischen Banken anpassen. Der UniCredit-Board, der im kommenden Frühjahr erneuert wird, soll schlanker werden. Die Zahl der Boardmitglieder soll von 17 auf 15 schrumpfen. Statt drei Vize-Verwaltungsratspräsidenten soll es nur noch einen geben. Ein Drittel werden Frauen sein.

Banken bauen in großem Umfang faule Kredite ab

Die italienischen Banken haben im zweiten Quartal in größerem Umfang faule Kredite abgebaut als Geldhäuser in anderen Euro-Ländern. Insgesamt verringerten sie ihren Altbestand an Problemdarlehen in Italien um rund ein Fünftel auf 212 Milliarden Euro, wie am Dienstag aus Daten der EZB-Bankenaufsicht hervorging. Insgesamt schleppten Geldhäuser in der Euro-Zone als Hinterlassenschaft der Finanz- und Wirtschaftskrise noch 844 Milliarden Euro an faulen Krediten mit sich herum - rund acht Prozent weniger als im ersten Quartal 2017. Auf Italien entfällt immer noch rund ein Viertel.

Der riesige Berg fauler Kredite ist eine der größten Probleme der europäischen Branche. Denn damit nimmt tendenziell die Bereitschaft der Banken ab, neue Darlehen auszugeben, was das Wirtschaftswachstum bremst. Die EZB-Aufsicht hatte erst kürzlich neue Richtlinien veröffentlicht, wie Banken künftig mit neuen Problemkrediten umzugehen haben. Der Vorstoß ist allerdings in Italien auf heftige Kritik gestoßen. Dort wird befürchtet, dass die Vorgaben Banken zu stark belasten und sie deshalb bei der Vergabe neuer Darlehen zurückhaltender agieren. Richtlinien zum Umgang mit dem Altbestand an notleidenden Darlehen will die Aufsicht bis Ende des ersten Quartals 2018 vorstellen. Laut Notenbank-Insidern könnte die scharfe Kritik zur Folge haben, das die Bankenwächter die Vorschläge abmildern.

Für deutsche Institute ist das Problem weniger stark ausgeprägt. Im zweiten Quartal saßen sie den EZB-Daten zufolge noch auf notleidenden Krediten in Höhe von 65 Milliarden Euro - das sind rund sechs Prozent weniger als im ersten Quartal. 

(Reuters)

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