Tauber Wachhund: US-Börsenaufsicht steht in der Kritik

Symbolbild: Wachhund
Symbolbild: Wachhund(c) REUTERS (China Daily)
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Informanten, die der US-Börsenaufsicht SEC Tipps über Mißstände mitteilen, stoßen bei der Behörde auf taube Ohren. Es handelt sich dabei um keine Einzelfälle, der Fehler sitzt tief im System.

Die "Taubheit" bei der US-Börsenaufsicht SEC hat System. Potentielle Tippgeber, die auf Mißstände in der Finanzwelt hinweisen wollen, werden ignoriert. Der Börsenwächter hat kein System, nach dem Tipps und Anregungen von Informanten behandelt werden. Wertvolle Informationsquellen versiegen so rasch, ehe sie nützlich werden können, berichtet die "Washington Post" in ihrer Donnerstagausgabe.

Der taube Wachhund

So versuchte Eric Kolchinsky, Führungskraft bei der Ratingagentur Moody's, im Septemer 2009 die US-Börsenaufsicht darauf hinzuweisen, dass Moody's gegen Gesetze verstoße. Er berichtete der Behörde damals davon, dass Moody's hypothekenbesicherte Wertpapiere pries, obwohl die Ratingagentur um die Gefährlichkeit der Papiere wusste. Die SEC versicherte ihm damals, jemand werde sich bei ihm melden.

Das tat die SEC zwar tatsächlich, aber erst nachdem sich Kolchinsky öffentlichkeitswirksam an den US-Kongress gewandt hatte.

SEC ließ Milliardenbetrüger Madoff ungeschoren

Kolchinsky ist laut "Washington Post" kein Einzelfall. Der Fall des Milliardenbetrüger Bernard Madoff hat es gezeigt. Bereits Jahre bevor Madoff aufflog, waren glaubwürdige Informationen zu verschiedenen Abteilungen der SEC gelangt. Auch konkrete Hinweise auf die betrügerischen Machenschaften des Madoff-Klons R. Allen Stanford wurden ignoriert.

Das Problem liegt im System. Dieses sei planlos und dezentralisiert, wenn es um Informationen von Tippgebern geht, schreibt die Zeitung. So gelangen Tipps zwar per Telefon, E-Mail oder Post zu den Beamten. Doch der SEC mangelt es an der Technologie, Tipps zu analysieren. Vor allem gibt es keine klare Hauspolitik, was Beamte mit den Informationen überhaupt machen sollen.

"Das System war sehr verkümmert"

Anleihen könnten bei anderen Behörden genommen werden. So zahlt die US-Einkommenssteuerbehörde IRS Tippgebern Belohnungen für wertvolle Informationen über Steuerbetrüger.

Bei der SEC gab es jedenfalls bislang keine einheitliche Vorgehensweise. "Jede Abteilung hatte ihr eigenes System, wie mit Tipps umzugehen sei. Das System war sehr verkümmert", sagt Steve Cohen, der von SEC-Chefin Mary Schapiro beauftragt wurde, das Tipp-Programm der Behörde zu überarbeiten. Nun werde daran gearbeitet, eingehende Informationen zu zentralisieren, um diese besser sortieren, bewerten, analysieren und nachverfolgen zu können.

Spieß umgedreht: SEC verriet Tippgeber

Eine Generalüberholung des Systems wird unausweichlich sein. Auch um Peinlichkeiten wie die folgende zu vermeiden: Die "Washington Post" schildert einen Fall, in dem sich der Spieß sogar umdrehte und die SEC einen Tippgeber, einen ehemaligen Mitarbeiter der US-Bank JP Morgan Chase, an dessen Arbeitgeber verriet.

(phu)

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