Britischer Notenbankchef rückt von Zinserhöhung im Mai ab

(c) REUTERS (Hannah Mckay)
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Die britische Notenbank hat eine für Mai ins Auge gefasste Zinserhöhung offenbar abgeblasen und will sich dafür mehr Zeit lassen.

Die Finanzmärkte stellten sich heute, Freitag, nach einem entsprechenden Fingerzeig des Chefs der Bank of England (BoE) darauf ein, dass es im nächsten Monat wohl doch nicht zu einer Straffung kommen wird. Händler taxierten die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung am 10. Mai auf nur noch 40 Prozent. Vor den Äußerungen von BoE-Chef Mark Carney lag der Wert noch bei 70 Prozent. Carney hatte der BBC gesagt, nach dem Treffen werde es ja noch weitere Zinssitzungen in diesem Jahr geben. Die Konjunkturdaten lieferten derzeit ein gemischtes Bild.

Es gehe nicht in erster Linie um den genauen Zeitpunkt des nächsten Zinsschritts. "Es geht um die allgemeine Richtung", so Carney. Eine Zinserhöhung im laufenden Jahr sei "wahrscheinlich". Zudem solle sich Großbritannien auf eine Reihe von Anhebungen in den kommenden Jahren einstellen.

Experten hatten mehrheitlich damit gerechnet, dass die Notenbank bei ihrer Sitzung am 10. Mai den Leitzins von derzeit 0,5 auf 0,75 Prozent anheben wird. Nach Carneys Äußerungen gab das britische Pfund fast einen US-Cent zum Dollar nach. Die Notenbank hat ein Inflationsziel von zwei Prozent, nach dem Brexit-Referendum liegt die Teuerung aber oberhalb des Wertes.

Inflation auf niedrigstem Stand seit einem Jahr

Im März sank die Inflation aber auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr. Die Verbraucherpreise legten "nur" um 2,5 Prozent zu, nach 2,7 Prozent im Februar. Der Pfund-Verfall seit dem Anti-EU-Votum von Mitte 2016 gilt als Treiber der Inflation. Denn durch die schwächere Währung verteuern sich Importe.

Dies nagt an der Kaufkraft der Briten. Denn die Lohnentwicklung kann nicht mit dem Preisanstieg Schritt halten, obwohl die Arbeitslosigkeit im Winter auf den niedrigsten Stand seit 1975 gefallen ist. Carney sagte, die Aussicht, dass die Löhne stärker zulegten sei dadurch begrenzt, dass die Produktivität im Land nicht steige.

(APA/Reuters)

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