Börse startet Krypto-Index - Neues KMU-Segment in Planung

Börsechef Christoph Boschan
Börsechef Christoph BoschanDie Presse/Fabry
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Die Wiener Börse bietet ab heute auch zwei neue Krypto-Indizes an. Gecovert werden die 20 wichtigsten Kryptowährungen.

Voraussichtlich im Herbst will die Wiener Börse ein neues Marktsegment starten, das sich an KMU und Jungunternehmen richten und den früheren "mid market" ersetzen soll. "Wir haben das Segment fertig und wir könnten es jederzeit ausrollen", sagte Börsechef Christoph Boschan am Dienstag in einem Pressegespräch.

"Wir warten schlicht auf die regulatorische Öffnung, die, wie wir alle hoffen, und es sieht mit 90-prozentiger Sicherheit danach aus, im Herbst erfolgen wird", sagte Boschan.

Zusätzlich zu den bestehenden Segmenten "prime market", "standard" und "global market" soll es künftig einen "direct market" und "direct market plus" geben. Um Zugang zum direct market zu haben, müsse ein Unternehmen eine AG sein und "einigermaßen Streubesitz herstellen", sagte Boschan, ohne sich auf genaue Zahlen festzulegen. "Das ist eine Frage, wo wir als Börse diesbezüglich einen Spielraum haben", es müsse jedenfalls gewährleistet sein, dass ein Handel stattfinden kann und werde im Einzelfall entschieden. "Ein paar Dutzend Investoren können es schon sein, wir reden hier nicht von Tausenden."

Beim direct market plus kommen vier weitere Voraussetzungen dazu: ein veröffentlichter Jahresabschluss, ein Halbjahresbericht, die Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders im Internet und Begleitung des Unternehmens durch einen Capital Market Coach. Der Zugang zum direct market oder direct market plus sei mit und ohne Prospekt möglich, sagte Boschan.

Die Prager Börse, die ebenfalls zur Börsenholding CEESEG gehört, habe bereits einen KMU-Markt eröffnet und es seien bereits zwei IPOs gelaufen, sagte Boschan. Man starte dort mit vier Preisfeststellungstagen pro Jahr.

Als weitere Neuerung bietet die Wiener Börse ab heute auch zwei neue Krypto-Indizes an. Gecovert werden die 20 wichtigsten Kryptowährungen. "Wir verlangen, dass sie an mindestens zwei Handelsplattformen gelistet sind und wir schließen jede Kryptowährung aus, die sich nicht transparent macht", sagte Boschan. "Die Mehrzahl dieser Währungen legt nicht einmal offen, wie sie sich berechnen."

Für den Start-up-Bereich sieht sich die Wiener Börse nicht zuständig. "Die Börse ist der Teil des Kapitalmarktes, der transparent stattfindet, der für entwickelte Unternehmen stattfindet, der sicherlich nicht für Start-ups geeignet ist", sagte Boschan. Das Risikopotenzial sei im Start-up-Bereich "um eine Zehnerpotenz" höher als im Börsebereich.

Stabile Gewinne

Die Wiener Börse AG erwirtschaftete im Jahr 2017 ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von gut 28 Millionen Euro. Das war ein Plus von 10,4 Prozent gegenüber dem Ergebnis 2016, das sich - bereinigt um außerordentliche Effekte (vor allem die Auflösung einer Rückstellung) - auf 25,44 Millionen Euro belief. Das Ergebnis 2017 beinhaltet Erträge aus einer Beteiligungs-Sonderdividende. Ohne diesen Effekt beläuft sich das Plus gegenüber 2016 auf 6,1 Prozent.

Der Umsatz der Wiener Börse AG betrug im Jahr 2017 48,9 Millionen Euro, ein Plus von 2,3 Prozent. Hauptertragstreiber war der starke Umsatz im Aktienhandel, der im Gesamtjahr 2017 um ein Fünftel auf 66,1 Mrd. stieg. Der Jahresüberschuss 2017 ergab 21,6 Millionen Euro (bereinigt: 20,5 Millionen Euro), nach einem bereinigten Jahresüberschuss von 19,9 Millionen Euro im Jahr 2016.

Die Holdinggesellschaft der Wiener Börse AG, CEESEG AG, unter deren Mantel auch die Beteiligung an der Börse Prag enthalten ist, blickt ebenfalls auf ein positives Geschäftsjahr 2017 zurück. Das operative Konzernergebnis der CEESEG blieb mit 33,87 Millionen Euro konstant. Die Konzernbilanzsumme belief sich auf 154 Millionen Euro, nach 156 Millionen im Jahr davor. Im Konzern-Verbund waren per 31. Dezember 2017 insgesamt 174 Leute tätig.

In den Hauptversammlungen der Wiener Börse AG und CEESEG AG Mitte Juni wurde eine Änderung in der personellen Zusammensetzung des Aufsichtsrats beschlossen: Kurt Svoboda (UNIQA) zieht neu in das Kontrollgremium der Wiener Börse AG und der CEESEG AG ein und ersetzt Hannes Bogner (ebenfalls von der UNIQA).

"Wir haben eine stabile und nachhaltige Aktionärsstruktur", sagte Börse-Aufsichtsratsvorsitzender und Wienerberger-Chef Heimo Scheuch. 48 Prozent der Eigentümer seien Emittenten, also Unternehmen, die an der Börse notieren, 52 Prozent der Anteile würden von heimischen Banken und Finanzinstituten gehalten.

Boschan wünscht sich von der Politik eine Fortsetzung des Privatisierungsprozesses in Österreich, auch wenn Privatisierung nicht mehr das Megathema früherer Jahre sei. "Es geht eher um Landesvermögen, nicht so sehr um Bundesvermögen." Eine ganz einfache Maßnahme, die sofort umgesetzt werden könnte, "ist die Herstellung eines größeren Streubesitzes bei den Beteiligungen, die bereits an der Börse gelistet sind, und schauen Sie sich die Aktionärsstrukturen der OMV und der Telekom an". Die öffentliche Hand könne durchaus die Staatsinteressen verwirklichen, die Beteiligungen aber auf 25 Prozent plus eine Aktie reduzieren. "Stellt diese Wohlfahrt der breiten Bevölkerung zur Verfügung", appellierte Boschan. Die Haltung der Regierung bei diesem Thema sei immerhin eine "offen zuhörende".

(APA)

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