"Bis 2016 ist Goldpreis von 3000 Dollar möglich"

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Experten sind beim Edelmetall optimistisch. Grund dafür ist auch die steigende Nachfrage aus China. China ist schon jetzt der weltweit zweitgrößte Goldbesitzer nach Indien.

Wien (ker). Gewiss: China ist schon jetzt der weltweit zweitgrößte Goldbesitzer nach Indien. Das heißt aber nicht, dass die Volksrepublik ihren Hunger nach dem glänzenden Edelmetall bereits gestillt hätte. Im Gegenteil: Laut einer Studie des World Gold Council, einer Vereinigung von führenden Goldminenfirmen, wird sich Chinas Nachfrage nach Gold in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Dafür spricht etwa, dass die Chinesen pro Kopf nur 0,26 Gramm Gold jährlich kaufen. Das ist im internationalen Vergleich noch sehr wenig.

„China sitzt auf riesigen Dollarreserven. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Land seine Reserven diversifiziert und die Notenbank stärker in Gold investiert. Das wird bei anderen asiatischen Staaten bald auch der Fall sein. China ist nur ein Vorreiter“, sagt Ulrich Baumann, Edelmetallexperte der Volksbank Invest.

Seit Dezember neun Prozent verloren

Das spricht ebenso für das Aufwärtspotenzial des Goldes wie die bald anstehende Debatte über eine hohe Inflation. Anzeichen dafür gibt es schon. Der Internationale Währungsfonds IWF veröffentlichte im Februar eine Studie und empfahl darin den wichtigsten Notenbanken, ihr Inflationsziel von zwei auf vier Prozent zu erhöhen.

Eine Umfrage, die kürzlich von der Union Investment in Deutschland durchgeführt wurde, ergab auch, dass die größten Sorgen der Anleger derzeit eine hohe Geldentwertung ist. Verlieren die Anleger das Vertrauen in das Geld, kaufen sie tendenziell vermehrt physisches Gold als Krisenwährung zu.

Seit dem Höhepunkt im Dezember 2009, als der Preis pro Unze (31,1 Gramm) bei 1215 Dollar stand, hat das Gold um neun Prozent an Wert verloren. Das hatte laut Experten auch mit der Debatte über die ungewisse Zukunft des Euro zu tun. Dadurch nämlich wertete der Dollar auf, was historisch für den Goldpreis nicht förderlich ist.

Dollar als Unsicherheitsfaktor

Langfristig glaubt Baumann aber an eine fulminante Rally und wagt eine mutige Prognose: „In den nächsten sechs Jahren kann der Goldpreis bei 3000 Dollar stehen. Das ist charttechnisch vorauszusehen, ausgenommen, der Dollar schnellt nicht stark in die Höhe, wovon ich aber nicht ausgehe“, so Baumann. Wenn seine Prognose aufgeht, würde der Goldkurs bis 2016 um 170 Prozent steigen.

Valentin Hofstätter, Analyst der Raiffeisen Zentralbank (RZB), ist für das Edelmetall auch optimistisch, wenngleich vergleichsweise viel „bescheidener“. In fünf Jahren habe Gold grundsätzlich das Potenzial, auf 1500 Dollar anzusteigen. „Zwischendurch kann es aber auch deutliche Schwankungen geben“, warnt Hofstätter. „Wenn die US-Notenbank im nächsten Jahr die Zinsen erhöht, könnte der Goldpreis durchaus auch auf 800 Dollar hinunterrasseln.“

AUF EINEN BLICK

Bis 2020 wird China doppelt so viel Gold nachfragen wie jetzt, ergab eine Studie des World Gold Council. Andere asiatische Länder, die auf hohen Dollarreserven sitzen, würden künftig auch stark in Gold investieren, glaubt Ulrich Baumann (Volksbank Invest). Er hält einen Goldpreis von 3000 Dollar für möglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2010)

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