Warum Chinas Bondmarkt boomt

Diesen Markt könne man nicht ignorieren, sagen Fondsmanager. Im Bild: eine Straßenszene in Peking.
Diesen Markt könne man nicht ignorieren, sagen Fondsmanager. Im Bild: eine Straßenszene in Peking.HOW HWEE YOUNG / EPA / picturede
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In gut einer Woche werden chinesische Anleihen erstmals Teil eines internationalen Rentenindex. Der wegweisende Schritt könnte den Marktaufschwung weiter ankurbeln.

Wien. Angekündigt wurde es bereits Ende Jänner 2019: Da entschied sich der US-Finanzdienstleister Bloomberg nach langem Tauziehen, chinesische Anleihen in den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index aufzunehmen. Und zwar jene, die in Renminbi begeben werden. Was nicht unwichtig ist – immerhin wird der Bloomberg-Index von vielen internationalen Portfoliomanagern als Referenzwert für ihre Renteninvestments verwendet. Aufnahmen in andere Indizes könnten heuer noch folgen, weshalb für Pierpaolo Rinaldo, Fondsmanager des Eurizon Fund – Bond Aggregate RMB, eines feststeht: „Diesen Markt kann man nicht mehr ignorieren.“

Noch umfasst das Marktvolumen allein auf dem Festland knapp 90 Billionen Yuan. Das sind rund elf Billionen Euro, und das entspricht einem Drittel des US-Anleihemarktes, der weltweit der größte ist. Doch schon in zehn Jahren könnte Chinas Rentenmarkt mit diesem gleichziehen, glaubt man bei Eurizon. Die Zahl der Emissionen wächst, jene der Investoren ebenso – wenngleich internationale Anleger vorerst nur drei Prozent aller Käufer ausmachen, wie Artur Piasecki, Ko-Fondsmanager des Blackrock China Bond Fund, anmerkt. Doch auch das ändert sich allmählich. Mitte 2017 lancierte die Regierung das „Bond Connect“-Programm. Seither können ausländische Großanleger einfacher investieren.

Bald gibt es Ratings von S&P

Obendrein ist die Regierung bemüht, die Glaubwürdigkeit des Marktes zu stärken. „Das Land braucht dringend internationale Kapitalzuflüsse. Denn das kräftige Plus in der Leistungsbilanz schmilzt zunehmend“, erklärt Rinaldo. Dabei sollen verschiedene Maßnahmen helfen. Staatsfirmen werden zum Beispiel nicht mehr um jeden Preis gerettet. Auch werden Chinas Bonds bald nach international anerkannten Standards benotet. Im Jänner bekam S&P als erste ausländische Ratingagentur die Erlaubnis, ein Team in Peking aufzubauen, das chinesische Lokalwährungsanleihen benoten soll.

Dazu kommt, dass die Renditechancen attraktiv sind. Rinaldo schätzt sie heuer auf rund vier Prozent. Er glaubt zudem, dass der Yuan-Kurs steigen wird, womit das Plus für ausländische Anleger noch größer wäre. Doch wie geht der Rentenprofi vor? Derzeit hat er fast 60 Prozent des Vermögens in Anleihen von chinesischen Staatsbanken investiert. Hier lockt nämlich eine Besonderheit: Das Investment ist für internationale Anleger in China steuerfrei. Weitere drei Prozent entfallen auf Staats-, der Rest auf Unternehmensanleihen.

Ausfallsrate ist angestiegen

Garreth Ong, Fondsmanager des Allianz Renminbi Fixed Income, verfolgt einen anderen Ansatz: Er hat fast die Hälfte des Vermögens in Staatsanleihen investiert. Bei Blackrock wiederum setzt Piasecki zu einem guten Teil auf Industrienamen wie etwa China National Chemical Corp oder Huarong Finance. Eine sorgfältige Selektion sei aber wichtig, sagt er. Denn 2018 nahmen die Zahlungsausfälle aufgrund der Konjunkturschwäche dramatisch zu. Die Ausfallsrate lag bei 3,2 Prozent, nach 0,7 Prozent im Jahr 2017.

Diese Entwicklungen behält man auch beim Fidelity China RMB Bond Fund gut im Auge. Dort wird ebenfalls der Großteil in Unternehmensanleihen investiert. Vor allem Banken- und Immobilienemittenten stehen bei diesem Fonds im Fokus, etwa Shimao Property Holdings.

Risiko durch Handelsstreit

Aber auch sonst muss man die Risken gut im Auge behalten. Chinas Gesamtschulden betragen schon 250 Prozent des BIP. Das macht Volkswirten Sorgen – auch wenn die Regierung inzwischen gegensteuert, wie Rinaldo hinzufügt. Ein weiterer Risikofaktor ist nach wie vor der US-Handelsstreit: Sollte es da keine Einigung geben, könnte das viele Investoren vorerst von Chinas Kapitalmärkten verschrecken. Wer hier investiert, muss jedenfalls Wertschwankungen verkraften können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2019)

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