Schwellenländer: Wo die Konjunktur noch brummt

In Brasilien sehen Fondsmanager derzeit gute Chancen – auch wegen der marktfreundlichen neuen Regierung.
In Brasilien sehen Fondsmanager derzeit gute Chancen – auch wegen der marktfreundlichen neuen Regierung.REUTERS
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Trotz guter Wirtschaftsdaten sollten Firmenbonds aus den Schwellenländern sorgfältig selektiert werden. Einigen Fondsmanagern gelingt das besonders gut.

Wien. Während in Europa der Katzenjammer über die mauen Wirtschaftsaussichten stetig wächst, brummt in zahlreichen Schwellenländern die Konjunktur. Das durchschnittliche Wachstum dürfte heuer immerhin bei gut 4,4 Prozent liegen, erwarten die Experten der Deka Bank. Die Entwicklung wird längst von einer Menge erfolgreicher Unternehmen aus den Regionen gestützt. Obendrein halte sich die Inflation in Grenzen, sagt Alejandro Arevalo, Fondsmanager des Jupiter Global Emerging Markets Corporate Bond Fund – weshalb zahlreiche Notenbanken in den Emerging Markets die Zinsen noch weiter senken dürften.

Arevalo gefallen dabei Dollaremissionen, sie seien bei Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern längst kein Nischensegment mehr. „Mit rund 2,2 Billionen Dollar ist das Volumen sogar doppelt so groß wie jenes der Staatsanleihen aus den Regionen.“ Und die Rendite liegt mit durchschnittlich sechs Prozent ein gutes Stück über jener der Unternehmensanleihen aus den entwickelten Märkten – bei einem durchschnittlich guten Rating.

Chancen in Brasilien, Mexiko

Trotzdem mahnt der Jupiter-Experte auch zur Vorsicht. Ein guter Teil der Kursentwicklung wird von der allgemeinen Börsenstimmung getrieben, die guten Fundamentaldaten zählen da nicht immer. Und seit Jahresbeginn hat auch noch eine kräftige Aufholjagd eingesetzt. Auf diesem Preisniveau sei selbst bei soliden Schuldnern sorgfältiges Selektieren umso wichtiger. Aktuell wird Arevalo vor allem in Lateinamerika fündig. Die Wahlen in Brasilien sowie in Mexiko seien geschlagen, „damit fällt ein Unsicherheitsfaktor weg“. Auch dass in Brasilien nun eine marktfreundliche Regierung an der Macht ist, gefällt ihm. Immerhin ist die größte Fondsposition in Bonds des Ölkonzerns Petrobras veranlagt.

Andere Rohstoffsegmente haben es Arevalo ebenfalls angetan. Er ist auch in Bonds der russischen Koks Group investiert. Die Firma fördert unter anderem Kohle „und baut kräftig Schulden ab“, erklärt der Jupiter-Experte. Das wirkt sich positiv auf den Anleihekurs aus.

Den Fonds gibt es seit zwei Jahren, wobei er sich bislang bewähren kann. Auch längerfristig haben es Fondsmanager geschafft, anhaltend geschickt vorzugehen (siehe die Tabelle). Dabei setzt etwa Gonzalo Borja, Ko-Fondsmanager des CS (Lux) Emerging Market Corporate Bond Fund, regional derzeit den Schwerpunkt auf China und investiert in Finanzwerte wie CNAC HK Finbridge und Huarong Finance II. Und tatsächlich zieht im Reich der Mitte das Wirtschaftswachstum allmählich wieder an, es übertraf mit einem Plus von 6,4 Prozent für das erste Quartal 2019 die Erwartungen. Auch hat die Regierung Maßnahmen gesetzt, die unter anderem den Finanzsektor stärken sollen.

Unterschiedliche Strategien

Anders ist die Ausrichtung im Threadneedle-Fonds. Hier hat Fondsmanager Tim Jagger die größten Positionen in Bonds von Energiefirmen wie etwa YPF aus Argentinien, Hunt Oil aus Peru sowie von der russischen Gazprom. Auch dieser Ansatz bewährt sich zurzeit, entgegen manchen Prognosen hält sich der Ölpreis sehr gut. Kursverluste vom vergangenen Herbst wurden großteils wieder wettgemacht. Obendrein ist mit Anleihen von Vedanta Resources eine indische Minengesellschaft im Fonds enthalten.

Maruf Siddiquee, Fondsmanager des DWS Invest Emerging Markets Corporates, verfolgt ebenfalls eine eigene Strategie. Er hat derzeit neben dem Finanzsektor auch die Freizeitbranche im Fokus. Zum Fondsvermögen zählen etwa Bankbonds von United Overseas Bank und DBS Group Holdings, beide aus Singapur, aber auch Anleihen des chinesischen Casinobetreibers Sands China.

Trotz der teilweise unterschiedlichen Investmentansätze haben die Portfolios eine Gemeinsamkeit: Sie investieren den Großteil des Vermögens in Dollaremissionen. Anleger müssen damit sowohl das Kurs- als auch das Währungsrisiko gut im Auge behalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2019)

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