AvW-Gruppe stellt Konkursantrag

WOLFGANG AUER-WELSBACH BEI GERICHTSVERHANDLUNG IN KLAGENFURT
WOLFGANG AUER-WELSBACH BEI GERICHTSVERHANDLUNG IN KLAGENFURT(c) APA/GERT EGGENBERGER (Gert Eggenberger)
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Die angeschlagene Kärntner Finanzgruppe hat Antrag auf Konkurs gestellt. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger kritisiert die Vorgangsweise: "Man wusste schon seit zwei Jahren von der Schräglage".

Die angeschlagene Kärntner AvW-Finanzgruppe schlittert in die Insolvenz. Eineinhalb Wochen nachdem Unternehmenschef Wolfgang Auer-Welsbach wegen eines mutmaßlichen Finanzdelikts in Untersuchungshaft genommen wurde, haben die Vorstände der AvW Gruppe AG und der börsenotierten AvW Invest AG am Dienstag Konkursanträge eingebracht. Dies teilten die Unternehmen mit Sitz in Krumpendorf am Wörthersee am Vormittag mit. Davor wurde die AvW-Invest-Aktie bereits an der Börse vom Handel ausgesetzt.

"Wusste seit zwei Jahren von der Schräglage"

Zu dem raschen Konkursantrag habe man sich entschlossen, um einen "geordneten Übergang" zu ermöglichen. An Gründen für die Konkurse nannte er mehrere: Die allgemeine wirtschaftliche Lage, aber auch eine Reihe von Klagen von Genussscheingläubigern, die Rückstellungen in einem Ausmaß erfordert hätten, das man nicht bewältigt hätte.

IVA-Anlegerschützer Wilhelm Rasinger reagierte am Dienstag verärgert auf die Konkurse, die viel zu spät kämen: "Man wusste schon seit zwei Jahren von der Schräglage." Dadurch, dass die Dinge nicht schon früher effizient aufgearbeitet worden seien, sei weiterer Anlegerschaden entstanden. "Das ist ein sehr unerfreulicher Skandal", sagte der Präsident des Österreichischen Interessensverbands für Anleger (IVA). Und es sei kein Renommee für die Anlegerschutz-Gesetzgebung in Österreich.

Gutachten verzögert

Die ebenso wie die AvW Gruppe AG in die Insolvenz gehende börsenotierte AvW Invest AG hatte zuletzt die Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2009 von 23. April auf 17. Mai verschoben. Als Grund war am 20. April vom Unternehmen angegeben worden, dass nicht alle Vorlagen rechtzeitig fertig seien und der Abschlussprüfer die Jahresabschlussprüfung nicht fristgerecht fertigstellen könne.

Kernproblem sei, dass das von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt in Auftrag gegebene Gutachten des Sachverständigen Fritz Kleiner sich offenbar weiter verzögere, erklärte AvW Invest vor zwei Wochen. Der Abschlussprüfer Moore Stephens Ehrenböck würde aber dringend anraten, mit der Aufstellung des Jahresabschlusses auf das Vorliegen dieses Gutachtens zu warten, da aus ihrer Sicht relevante Informationen für den Jahresabschluss enthalten sein werden - in der Frage der Unternehmensfortführung und in Bezug auf die Höhe von Rückstellungserfordernissen.

Verdacht der Steuerhinterziehung

Dem vor eineinhalb Wochen in U-Haft genommenen AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach wird laut Medienberichten Steuerhinterziehung vorgeworfen - es gilt die Unschuldsvermutung. Laut Medien soll Gutachter Kleiner einen Verkauf von Genussscheinen der AvW Invest an die "Mutter" AvW Gruppe als Ertragsverkürzung um 225 Millionen Euro bewertet haben, woraus eine Steuerschuld von 56 Millionen Euro entstehen würde, hatte es vor einer Woche geheißen. Welsbachs Anwalt Franz Großmann hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

2002 wurden 150.000 Genussscheine der AvW Invest an die damalige AvW Management Beteiligungs AG, die heutige AvW Gruppe AG, verkauft. Kleiner sieht dadurch Steuerhinterziehung für die Jahre 2002 bis 2008, so Medienberichte. Laut Großmann hingegen haben "zwei Professoren, die Steuerberater und die Wirtschaftsberater" dieses Vorgehen empfohlen. Daher gebe es keinerlei Anhaltspunkte für vorsätzliches Handeln, hatte der Welsbach-Anwalt vor einer Woche erklärt.

Aktie vom Handel ausgesetzt

Die AvW Gruppe AG hält laut Firmen Compass 74,79 Prozent an der AvW Invest AG. Die AvW Gruppe AG gehört zur Gänze der AvW Beteiligungsverwaltung GmbH, die in Wien in der Volksgartenstraße 5 residiert. Alleingesellschafter dieser GmbH ist die Auer von Welsbach Privatstiftung.

Kurz vor der Mitteilung, dass AvW Konkurs anmelden wird, wurde die AvW-Invest-Aktie vom Handel an der Börse ausgesetzt. Am Montag, hatten die Papiere noch um 3,31 Prozent oder um 0,40 Euro auf 12,50 Euro zugelegt, allerdings bei niedrigem Stückumsatz. Im Herbst hatte der Aktienkurs noch über 30 Euro gelegen, im Jänner noch über 20 Euro.

12.500 Anleger fühlen sich geschädigt

AvW ist mit einer Vielzahl an Anlegerklagen konfrontiert. Seit Herbst 2008 kann AvW Anlegergelder nicht mehr auszahlen. Seit damals werden sogenannte Genussscheine nicht mehr zurückgenommen. Rund 12.500 Anleger fühlen sich geschädigt. In der Causa sind eine Reihe von Verfahren anhängig, alleine am Landesgericht Klagenfurt sind es rund 120.

Erste Versammlung am 6. Juli

Die erste Gläubigerversammlung wurde für 6. Juli vorerst im Geschworenensaal des Landesgerichtes Klagenfurt anberaumt. Forderungen können in beiden Verfahren bis zum 30. Juni 2010 über den ÖVC angemeldet werden.

Die Überschuldung haben die beiden Unternehmen in ihren Insolvenz-Anträgen mit zumindest 36,7 Millionen Euro (AvW Invest) bzw. 14 Millionen Euro (AvW Gruppe) angegeben.

(APA)

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