Nach Trump-Attacke: US-Notenbank in der Zwickmühle

FILE PHOTO: The Federal Reserve building is pictured in Washington, DC
FILE PHOTO: The Federal Reserve building is pictured in Washington, DCREUTERS
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Die Wirtschaftsentwicklung würde eine Zinssenkung erlauben. Nach der neuerlichen Attacke von Präsident Trump dürfte sich die Fed den nächsten Zinsschritt aber gut überlegen.

Es ist eine Zwickmühle, in der sich die US-Notenbank befindet. Und wer hat die Fed dorthin gebracht? Einmal mehr US-Präsident Donald Trump.

Nach den vergangene Woche veröffentlichten schwachen Arbeitsmarktdaten ist eine Trendwende in der Zinspolitik wahrscheinlicher geworden. Entsprechende Äußerungen des führenden Notenbankers aus St. Louis, James Bullard, dass auch der Handelsstreit mit China und Trumps Zolldrohungen eine Zinssenkung erforderlich machten, hatten entsprechende Spekulationen befeuert. Was sich prompt in höheren Aktienkursen widergespiegelt hat.

Hohe Risiken durch den Zollstreit

Die Fed-Direktorin Lael Brainard stieß in dasselbe Horn: Sie sagte jüngst dem Portal „Yahoo Finance“, die Währungshüter seien darauf vorbereitet, die Geldpolitik bei Bedarf zur Stützung des Wachstums anzupassen. Auch wenn die Wirtschaft rund laufe, gingen von der Handelspolitik Risiken aus.

Dann kam aber Trump:  Am Dienstag, Eine Woche vor der nächsten Fed-Sitzung am 19. Juni hat der Präsident die Fed erneut scharf kritisiert und zu einer Zinssenkung gedrängt. Trump bezeichnete in einem Tweet die geldpolitische Strategie der politisch unabhängigen Währungshüter als „lächerlich“ und fügte an: „Sie haben keine Ahnung.“ Trump sieht den Euro und andere Währungen gegenüber dem Dollar als unterbewertet an, was den USA zum Nachteil gereiche. Die Börsen reagierten erneut prompt, alle drei großen Indizes (Dow Jones, S&P 500 und der Nasdaq-Index) gaben frühe Gewinne wieder ab.

Die Fed hat die Zinsen infolge der gut laufenden Wirtschaft im Vorjahr mehrfach angehoben. Der Leitzins liegt nun in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Dass die Fed schon nächste Woche eine Senkung durchzieht, wird ohnedies nicht erwartet. Aber ein Zinsschritt noch heuer, gegen Jahresende eventuell schon.

Fed droht Unabhängigkeit zu verlieren

Aber nun, nach Trumps Attacke, gibt es Bedenken, dass eine Zinssenkung als Einknicken der per Gesetz unabhängigen Fed vor Trump gewertet werden könnte. Die Hoffnung auf sinkende Zinsen könnte ungeachtet der jüngsten Signale von Fed-Präsident Jerome Powell, enttäuscht werden, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zum einen rechtfertigten Konjunkturdaten eine Zinssenkung bislang nicht, ist Wilson anderer Meinung als manche seiner Kollegen. Zum anderen könnte ein solcher Schritt als Schwäche gegenüber Trump gedeutet werden. "Die Unabhängigkeit der Zentralbank wäre dahin."

Der Chef der Fed in Dallas, Robert Kaplan, hatte schon vor einigen ÄTagen davor gewarnt, eine Zinsentscheidung übers Knie zu brechen. Es sei noch zu früh, er sei dafür, geduldig zu sein und die Entwicklung zu verfolgen.

(eid)

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