Euro-Krise: "Rückkehr zur D-Mark ist keine Option"

EuroKrise Rueckkehr DMark keine
EuroKrise Rueckkehr DMark keine(c) AP (Jörg Sarbach)
  • Drucken

Die anderen Euro-Länder hätten plötzlich Schulden in fremden Währungen, die mit deutlich höheren Kursen bewertet würden. Und vor allem: "Europa würde gegenüber den USA und China enorm an Gewicht verlieren."

Die Schuldenkrise in Europa hat bei vielen Deutschen tiefsitzende Ängste geweckt vor Inflation und einer Instabilität des Euro. Nach einer aktuellen Umfrage wünscht sich fast die Hälfte der Bürger die D-Mark zurück, die als ein Hort der Stabilität galt. Aber was wären die Folgen einer Rückkehr zur alten deutschen Währung?

"Währungsunion ohne Deutschland unvorstellbar"

Würden die Deutschen den Euro aufgeben, wäre die Euro-Zone am Ende. Alle anderen Euro-Länder würden ebenfalls ihre alten Münzen und Scheine wieder einführen. "Eine Währungsunion in Europa ohne Deutschland ist schlicht unvorstellbar", sagt Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der DekaBank in Frankfurt. Dazu sei das ökonomische Gewicht Deutschlands viel zu groß.

Für die deutsche Exportwirtschaft wäre die Wiedereinführung der D-Mark eine Katastrophe. Denn deutsche Waren würden sich im Ausland dramatisch verteuern. Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme beschreibt die Folgen mit drastischen Worten: "Alle Spekulanten würden in die D-Mark flüchten, die Kurse würden so hochschießen, dass wir als Industrie draußen in der Welt nichts mehr verkaufen könnten." Auch nicht in Europa, denn immerhin 40 Prozent der Ausfuhren gehen in den gemeinsamen Währungsraum.

Massive Probleme für andere Euro-Länder

Doch auch die anderen Euro-Länder würden massive Probleme bekommen, vor allem diejenigen mit Haushaltsproblemen. Denn sie hätten plötzlich Schulden in fremden Währungen, die mit deutlich höheren Kursen bewertet würden. "Eine Umschuldung wäre dann nicht mehr zu vermeiden", sagt Scheuerle. Im Klartext: Eine Reihe von jetzigen Euro-Ländern wäre irgendwann Pleite.

Mit fatalen Folgen, denn ihre Staatsanleihen schlummern vor allem in den Depots europäische Großbanken, die die Milliarden zumindest teilweise abschreiben müssten. So halten deutsche Institute zusammen rund 45 Milliarden Euro alleine an griechischen Anleihen, französische Häuser sogar 75 Milliarden Euro. Um einen Systemcrash im Bankensektor zu vermeiden, müssten die Steuerzahler voraussichtlich wieder mit Milliardensummen bürgen.

"Die D-Mark ist keine Option"

Allerdings würde der Urlaub in Südeuropa billiger werden. Doch wie früher müsste man zuerst zur Bank gehen, um die D-Mark umzutauschen. Das sind Kosten, von denen der Euro nicht nur die Bürger, sondern auch die Wirtschaft befreit hat.

Schlimm wäre auch der politische Schaden eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone, sagt Scheuerle. "Europa würde gegenüber den USA und China enorm an Gewicht verlieren." Die Sehnsucht nach Stabilität sei nachvollziehbar: "Aber die D-Mark ist keine Option."

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.