Warum jetzt die Wiener Börse lockt

Die Voestalpine hatte es zuletzt nicht leicht. Fondsmanager trauen der Aktie jedoch Potenzial zu.
Die Voestalpine hatte es zuletzt nicht leicht. Fondsmanager trauen der Aktie jedoch Potenzial zu. (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Die jüngsten Kurskorrekturen fielen am heimischen Aktienmarkt besonders heftig aus. Doch gerade in diesem Umfeld finden Experten interessante Kaufgelegenheiten.

Wien. Begonnen hatte das heurige Börsenjahr mit einem ansehnlichen Kurssprint. Auch der ATX, der Leitindex der Wiener Börse, kletterte munter nach oben und erreichte Mitte April ein Zwischenhoch von knapp 3300 Punkten. Doch seither hat sich das Bild drastisch gewendet. Vom anfänglichen Plus ist am heimischen Markt nicht viel übrig geblieben.

Für Marktexperten ist die zuletzt schwache Entwicklung des ATX nachvollziehbar: Der Index enthält zahlreiche zyklische Titel, die zudem stark vom Export abhängig sind, erklärt Alois Wögerbauer, Fondsmanager des 3-Banken-Österreich-Fonds. Solche Firmen bekommen einen Abschwung der Weltwirtschaft besonders zu spüren, wobei der eskalierende US-Handelskrieg mit China den Ausblick noch weiter eingetrübt hat. Zu den leidtragenden Branchen zählt vor allem die Automobilindustrie. Und das wirkte sich zuletzt auch negativ auf die Quartalszahlen aus, etwa beim Anlagenbauer Andritz oder beim Stahlkonzerns Voestalpine.

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Dennoch sollten sich Anleger von den jüngsten Entwicklungen an der Wiener Börse nicht abschrecken lassen, findet Wögerbauer. Der Fondsmanager sieht sogar gute Gründe, die derzeit für ein langfristiges Investment sprechen. Dazu verweist er etwa auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das beim ATX derzeit bei rund elf liegt. Das sei durchaus günstig.

Hohe Dividendenrenditen

Deshalb würde Wögerbauer allmählich sogar selektive Zukäufe in Betracht ziehen, etwa bei der Voestalpine. Hier habe es zwar eine Reihe an belastender Faktoren gegeben, dazu zählen neben dem schwachen Automobilsektor die gestiegenen Eisenerzpreise und höhere Kosten für CO2-Emissionszertifikate in der EU. Dennoch sei der Konzern solide aufgestellt, weshalb Wögerbauer dem Titel Potenzial einräumt.

Dem Fondsmanager gefallen derzeit aber auch die hohen Dividendenrenditen, die Anleger bei einigen heimischen Unternehmen lukrieren können. In seinem Fonds liegen die Dividendenrenditen im Schnitt bei gut 4,2 Prozent und damit leicht über dem ATX-Durchschnitt. Als Beispiel nennt er die Aktien der Vienna Insurance Group, eine der größten Fondspositionen. Die aktuelle Dividendenrendite liegt hier bei rund 4,55 Prozent.

Und wie sieht es mit Bankaktien aus? Schließlich sind alle drei Fonds in der Tabelle in Aktien der Erste Group sowie der Raiffeisen Bank International investiert. Letzteres Institut weise aufgrund des Russlandengagements zwar ein höheres Risikoprofil aus. „Allerdings notiert die Aktie gut 40 Prozent unter dem Buchwert. Damit sind die negativen Nachrichten eingepreist.“

Bei der Erste Group wiederum konnten Wögerbauer die Ergebnisse zum ersten Halbjahr 2019 überzeugen. Ihm gefallen zudem die Fortschritte beim Ausbau des Onlinebankings.

Auch die Entwicklungen des Ölpreises behalten die Experten im Auge. Immerhin ist die OMV die größte Position in allen drei Portfolios.

Ölpreis: Kein Grund zur Panik

Zuletzt ist der Ölpreis kräftig gesunken. Christian Schmitt, Fondsmanager des Österreich-Aktien-Fonds bei der Raiffeisen KAG, schreckt das jedoch nicht, er fürchtet keine dramatischen Auswirkungen auf sein OMV-Investment: „Nur rund die Hälfte des Gewinns des Konzerns ist direkt von der Ölpreisentwicklung abhängig.“ Mehr als 40 Prozent des Gewinns erwirtschaftete die OMV im zweiten Quartal 2019 aus dem Raffineriegeschäft. Und das profitiere sogar oftmals – in Form von höheren Margen – von einem rasch sinkenden Ölpreis, erklärt Schmitt. Zudem spielt das Gassegment eine immer größere Rolle im Konzern.

Genug Aufholpotenzial ist also vorhanden. Anleger, die an der Wiener Börse investieren, müssen trotzdem – wie bei allen Aktieninvestments – größere Schwankungen verkraften können und sollten einen längerfristigen Anlagehorizont vor Augen haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2019)

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