70 Prozent der Österreicher fürchten die Inflation

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Die Preise steigen, das eigene Geld wird weniger wert: Das Horrorszenario, vor dem sich die Österreicher fürchten. Man hat Angst vor einer Geldentwertung. Das Sparbuch ist und bleibt dabei die beliebteste Sparform.

Wien. Alle Preise steigen, das eigene Geld wird weniger wert: Ein Horrorszenario, vor dem sich die Österreicher fürchten – zumindest, wenn es um ihre Ersparnisse geht. Das ist das Ergebnis einer Imas-Umfrage unter 1350 Personen, die im Auftrag der Erste Bank und der Sparkassen durchgeführt wurde.

Demnach sorgen sich 70 Prozent der Befragten um ihr Geld, wenn sie an das Thema Sparen denken – und haben Angst vor einer Geldentwertung. Gegenüber dem Vorjahr hat die Zahl der Besorgten um acht Prozentpunkte zugenommen. Im Jahr 2006 war das Thema nicht einmal bei jedem Zweiten präsent.

Wann und ob die Inflation kommen werde, kann heute noch niemand so recht vorhersagen. Experten gehen aber davon aus, dass die Zinsen noch bis Juni 2011 auf einem niedrigen Niveau bleiben werden. Erst dann könnte die Europäische Zentralbank ihre Zinsen anheben.

Doch nicht allein die Inflationssorgen machen den Österreichern zu schaffen. Die Mehrheit der Befragten (56 Prozent) fürchtet, dass Aktien und Fonds an Wert verlieren. Das sind zwar zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, dafür aber 40 Prozentpunkte mehr als 2006, lange bevor die Finanzkrise ihren Ausgang nahm. Gestiegen ist ebenso die Anzahl derer, die glauben, dass sich Sparen weniger auszahlen würde. Dies dürfte einerseits mit den Inflationssorgen, andererseits mit den geringen Renditen, die Sparer derzeit erhalten, zusammenhängen. „Das Hamstersparen ist vorbei“, kommentiert denn auch Erste-Bank-Vorstand Peter Bosek die Situation.

2009 gaben 79 Prozent an, dass ihnen Sparen „sehr“ oder ziemlich“ wichtig ist. 2010 sind es mit 76 Prozent schon weniger. Im Vergleich zum Jahr nach der Finanzkrise lässt der Spardruck also etwas nach. Im Gegensatz zu 2006 ist Sparen heute aber noch immer wichtiger als vor der Krise.

Immerhin nehmen sich gut zwei Drittel vor, in den kommenden fünf Jahren gleich viel wie bisher zu sparen. Ein Fünftel will mehr sparen, im Vorjahr waren es noch 17 Prozent. Am ehesten bunkern die Österreicher ihr Geld auf dem Sparbuch. 83 Prozent der Befragten geben an, diese Form der Sparmöglichkeit zu nutzen (plus fünf Prozentpunkte). Beliebt sind weiters Bausparen (58Prozent) und Lebensversicherungen (43Prozent). Beobachten könne man jedoch auch, so Bosek. dass die Kunden eher an geringeren Laufzeiten interessiert sind. So seien derzeit etwa vier bis sechsjährige Anleihen stärker nachgefragt als etwa Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit.

Sparquote sinkt

Unter dem Strich legten die Österreicher heuer 165 Euro auf die hohe Kante. Ein großer Teil des Geldes bleibt aber mangels attraktiver Zinsen einfach auf dem Girokonto liegen. Am meisten legten die Einwohner Vorarlbergs (187 Euro) auf die Seite, am wenigsten sparten die Steirer (155 Euro). 30 Prozent, und damit die Mehrheit, sparen zwischen 101 und 200 Euro im Monat, fünf Prozent legen mehr als 500 Euro beiseite. Die Sparmotive sind seit Langem dieselben und reichen vom Notgroschen über die Altersvorsorge bis hin zum Finanzieren von größeren Anschaffungen.

Ungeachtet dessen ist die Sparquote, der Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen, im Jahr 2009 von zwölf auf elf Prozent gesunken. Ein Zeichen dafür, dass eine gewisse Normalisierung eingekehrt sei, wie Bosek erklärt.

Auf einen Blick

Die Inflationssorgen der Österreicher haben deutlich zugenommen, wie eine Imas-Umfrage zeigt. Gleichzeitig hat der Stellenwert des Sparens gegenüber 2009 abgenommen. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2006 ist Sparen aber nach wie vor wichtig. Die beliebtesten Sparformen sind das Sparbuch, Bausparen und Lebensversicherungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2010)

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